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Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Titel: Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Belfort
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Vorstellung für Victor hatte ich mir das auf jeden Fall verdient. Ich empfand wegen des Aufstiegs und Falls von Duke Securities keinerlei Gewissensbisse. In den letzten Monaten war der verkommene Chinese seinem Ruf vollkommen gerecht geworden. Er hatte Broker von Stratton abgeworben, die angeblich nicht mehr in Long Island arbeiten wollten, er hatte alle Aktien aus Erstemissionen von Stratton wieder verkauft und es natürlich geleugnet und er schimpfte ganz offen über Danny, bezeichnete ihn als „dämlichen Deppen", der nicht in der Lage sei, Stratton zu führen. Und jetzt bekam er die Rückerstattung. Ich war nach weniger als einer Minute wieder aus der Toilette draußen und hatte in vier enormen Zügen ein Viertelgramm Koks genommen. Während ich die Treppe hinaufging, schlug mein Herz schneller als das eines Hasen, mein Blutdruck war höher als der eines Hirnschlagofpers und ich liebte es. Mein Geist lief auf Hochtouren und ich hatte alles unter Kontrolle. Als ich oben auf der Treppe ankam, blickte ich auf die mächtige Brust von Mount Alfredo. „Noch ein Anruf für Sie." „Wirklich?", fragte ich und versuchte, meinen Unterkiefer ruhig zu halten.

    „Ich glaube, es ist Ihre Frau." Himmel! Die Herzogin! Wie macht sie das nur? Sie scheint immer zu wissen, wann ich nichts Gutes aushecke! Allerdings heckte ich ja immer etwas aus und nach dem Gesetz der durchschnittlichen Trefferquote rief sie daher immer im falschen Moment an. Mit hängendem Kopf ging ich an die Bar und nahm das Telefon. Ich musste eben bluffen. „Hallo? ", sagte ich unbestimmt. „Hi Schatz. Bist du okay?" Bin ich okay? So eine spitze Frage! Sehr verschlagen, meine Herzogin. „Ja, mir geht's gut, Süße, ich bin gerade mit Steve beim Mittagessen. Was gibt's denn?" Die Herzogin seufzte tief und sagte dann: „Ich habe eine schlechte Nachricht: Tante Patricia ist gestorben."

    Fünf Tage nach Tante Patricias Tod war ich wieder in der Schweiz und saß in dem mahagonivertäfelten Wohnzimmer im Haus des Meisterfälschers. Dort war es sehr gemütlich, etwa 20 Minuten außerhalb von Genf irgendwo in der Schweizer Landschaft. Wir hatten gerade das sonntägliche Abendessen beendet und die Frau des Meisterfälschers, die ich bei mir inzwischen Frau Meisterfälscher nannte, hatte gerade einen geschliffenen Glastisch mit allerlei dick machenden Desserts beladen - eine sagenhafte Anhäufung von Schweizer Schokoladen, französischem Gebäck, dickem Pudding und stinkendem Käse.
    Ich war vor zwei Stunden angekommen und wollte gleich zum Geschäftlichen kommen, aber der Meisterfälscher und seine Frau hatten darauf bestanden, mich mit so vielen Schweizer Köstlichkeiten vollzustopfen, dass ein Wurf Bernhardiner ins Stocken geraten wäre. Jetzt saßen mir die Fälscher gegenüber und lehnten sich in Ledersesseln mit verstellbarer Lehne zurück. Sie trugen zueinander passende graue Anzüge, in denen sie meiner Meinung nach wie zueinander passende Good-Year-Zeppeline aussahen, aber sie waren fantastische Gastgeber und hatten beide ein gutes Herz.

    Nach Patricias Schlaganfall und Tod hatten Roland und ich uns nur kurz telefonisch unterhalten - von einem Kartentelefon im Gold Coast Equestrian Center aus, denn auf dem Brookville Country Club schien ein Fluch zu liegen. Er hatte mir gesagt, ich solle mir keine Sorgen machen, er würde sich darum kümmern. Aber am Telefon wollte er nichts Konkretes sagen, was ja angesichts der Natur unserer Geschäfte auch verständlich war. Aus diesem Grund war ich am Vorabend in die Schweiz geflogen - damit ich mich von Angesicht zu Angesicht mit ihm hinsetzen und über die Sache reden konnte. Und diesmal war ich schlau gewesen. Anstatt einen Linienflug zu nehmen und zu riskieren, dass ich verhaftet wurde, weil ich Stewardessen angrapschte, war ich mit einem Privatjet geflogen, mit einer komfortablen Gulfstream III. Danny war auch geflogen und er wartete im Hotel auf mich - soll heißen, dass er mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit von vier Schweizer Nutten bedrängt wurde. Also saß ich jetzt da mit einem Lächeln im Gesicht und Frustration im Herzen und schaute zu, wie sich Roland und seine Frau über den Desserttisch hermachten.
    Schließlich ging mir die Geduld aus und ich sagte mit großer Freundlichkeit: „Wissen Sie, Sie sind wirklich wunderbare Gastgeber. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken. Aber leider muss ich auch wieder in die Vereinigten Staaten zurückfliegen. Also, Roland, wäre es in Ordnung, wenn wir jetzt

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