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Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Titel: Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Belfort
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kenne ich, aber die meisten nicht." Ich nickte und tat meine Vorahnung als pure wertlose Paranoia ab.

    Eine Viertelstunde später stand ich mit einer Tüte voller Schweizer Leckereien vor der Haustür. Der Meisterfälscher und ich umarmten uns herzlich. „Au revoir! ", sagte ich, und das heißt auf Französisch „Auf Wiedersehen". Rückblickend hätte „Leben Sie wohl" viel besser gepasst.
    Am Freitagmorgen kurz nach 10:00 Uhr ging ich endlich durch die Tür unseres Hauses in Westhampton Beach. Eigentlich wollte ich nur kurz hinaufgehen, Chandler auf dem Arm halten, mit der Herzogin Liebe machen und dann schlafen gehen. Aber dazu kam ich gar nicht. Ich war noch keine 30 Sekunden zu Hause, da klingelte das Telefon. Es war Gary Deluca. „Tut mir wirklich leid, dass ich störe", sagte der Labersack, „aber ich versuche Sie schon seit über einem Tag zu erreichen. Ich dachte, es würde Sie interessieren, dass Gary Kaminsky gestern früh verhaftet wurde. Er sitzt in Miami im Gefängnis, ohne Kaution." „Wirklich?", sagte ich obenhin. Ich war in diesem Zustand der äußersten Erschöpfung, in dem man die Konsequenzen des Gehörten nicht voll abschätzen kann, jedenfalls nicht sofort. „Weshalb wurde er denn festgenommen?"
    „Geldwäsche", sagte Deluca tonlos. „Lässt der Name Jean Jacques Saurel vielleicht ein Glöckchen klingeln?" Das saß - und weckte mich verdammt noch mal auf! „Vielleicht ... Ich glaube, ich habe ihn einmal getroffen, als ich in der Schweiz war. Warum?" „Weil er auch festgenommen wurde", sagte der Überbringer schlechter Nachrichten. „Er sitzt mit Kaminsky im Gefängnis; auch er ohne Kaution."

    Als ich in der Küche saß und über die Verhaftung nachdachte, raubte mir die ganze Sache den Verstand. Wie viele Banker gab es wohl in der Schweiz? Allein in Genf musste es mindestens 1.000 geben und ich musste gerade den erwischen, der dumm genug war, sich auf amerikanischem Boden verhaften zu lassen. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit für so etwas? Und noch ironischer war, dass er sich wegen einer vollkommen anderen Angelegenheit hatte verhaften lassen, nämlich wegen Drogengeldwäsche mittels Hochseeregatten.
    Die Herzogin hatte natürlich schnell gemerkt, dass etwas schrecklich schiefgelaufen war, ganz einfach weil ich mich nicht sofort auf sie gestürzt hatte, als ich durch die Tür trat. Aber ich wusste, ohne es zu versuchen, dass ich keinen hochkriegen würde. Ich wehrte mich dagegen, das Wort „impotent" gedanklich zuzulassen, weil das für einen wahrhaft mächtigen Mann so negativ war; ich betrachtete mich immer noch als solchen, obwohl ich dem Leichtsinn meines Schweizer Bankers zum Opfer gefallen war. Deshalb bezeichnete ich mich in Gedanken lieber als Schlappschwanz oder Nudelschwanz, weil das greifbarer war als das abscheuliche Wort mit „1".

    Auf jeden Fall hatte sich mein Penis in meinen Unterleib verkrochen - auf die Größe eines Radiergummis zusammengeschrumpft - und deshalb sagte ich der Herzogin, mir sei schlecht und ich hätte einen Jetlag. Später am Abend ging ich in meinen begehbaren Schlafzimmerschrank und holte mir meine Gefängniskleidung. Ich nahm ein Paar Levi's, ein einfaches graues T-Shirt mit langen Ärmeln (falls es in der Gefängniszelle kalt war) und ein Paar abgetragene Reebok- Turnschuhe, die mir ein 2,20 Meter großer schwarzer Mann namens Bubba oder Jamal eher nicht abnehmen würde. Ich hatte das im Kino gesehen; bevor sie einen vergewaltigen, nehmen sie einem immer die Turnschuhe ab.
    Am Montagmorgen beschloss ich, nicht ins Büro zu gehen - ich fand es würdevoller, mich in der Bequemlichkeit meines eigenen Hauses verhaften zu lassen als in dem düsteren Woodside in Queens. Nein, ich wollte nicht zulassen, dass sie mich bei Steve Madden Shoes verhafteten, wo der Schuster das als perfekte Gelegenheit nutzen würde, mich aus den Bezugsrechten rauszuhauen. Die Maddeniten sollten es wie der Rest der freien Welt von der Titelseite der New York Times erfahren. Ich gönnte ihnen nicht den Spaß zuzusehen, wie ich in Handschellen abgeführt wurde; diese Freude behielt ich der Herzogin vor. Und dann passierte etwas sehr Seltsames - nämlich gar nichts. Es gab keine Vorladungen, keinen unangekündigten Besuch von Agent Coleman und keine FBI-Razzia bei Stratton Oakmont. Am Mittwochnachmittag fragte ich mich, was zum Teufel denn da los war. Seit Freitag hatte ich mich in Westhampton verkrochen und schützte schrecklichen Durchfall vor, was im Grunde nicht

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