Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
stehlen. Ironischerweise war ich darüber gar nicht einmal so wütend. Schließlich hatte ich es ja schon die ganze Zeit gewusst - seit jenem Tag in meinem Büro, als ich Danny erklärt hatte, dass man seinem Freund nicht trauen könne. Ich hatte ja genau aus diesem Grund Steve die Treuhandvereinbarung unterzeichnen und das Aktienzertifikat abgeben lassen.
Warum sollte ich also wütend sein? Die Blödmänner von der Nasdaq hatten mich auf einen blödsinnigen Pfad getrieben; ich hatte keine andere Wahl gehabt, als meine Aktien an Steve zu veräußern; und ich hatte die nötigen Vorkehrungen getroffen - ich hatte mich genau auf diese Eventualität vorbereitet. Ich ging die ganze Geschichte unserer Beziehung durch und fand keinen einzigen Fehler, den ich begangen hätte. Es ließ sich zwar nicht leugnen, dass es kein gutes Geschäftsgebaren von mir gewesen war, stoned im Büro aufzukreuzen, aber das hatte mit dem, was jetzt passierte, nichts zu tun. Er hätte sowieso versucht, mich reinzulegen; die Drogen hatten das bloß schneller zu Tage gebracht.
„In Ordnung", sagte ich ruhig. „Ich muss jetzt sofort in die Hamptons, deshalb kümmere ich mich darum am Montagmorgen. Du brauchst Steve gar nicht erst zurückzurufen. Mach einfach die Papiere für den Aktienkauf fertig. Es ist Zeit, in den Krieg zu ziehen." Southampton! WASP-Hampton! Ja, dort stand mein neues Strandhaus. Es war Zeit, erwachsen zu werden, und für den erlesenen Geschmack der Herzogin war Westhampton einfach ein bisschen zu flach. Außerdem war Westhampton voll von Juden und ich hatte die Nase voll von Juden, obwohl ich selbst einer bin. Donna Karan (eine höherklassige Jüdin) hatte weiter westlich ein Haus; Henry Kravis (auch ein höherklassiger Jude) hatte ein Haus östlich von unserem. Und für den Schnäppchenpreis von 5,5 Millionen Dollar besaß ich jetzt eine 900 Quadratmeter große, grau-weiße postmoderne Villa in der legendären Meadow Lane, der exklusivsten Straße auf dem Erdball. Die Vorderseite des Hauses blickte auf die Shinnecock Bay und die Hinterseite auf den Atlantischen Ozean. Die Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge explodierten in einer unbeschreiblichen Palette von Orange, Rot, Gelb und Blau. Das war wirklich ein glorreicher Anblick, der des wilden Wolfs würdig war.
Als ich durch das schmiedeeiserne Vordertor auf das Anwesen fuhr, konnte ich nicht anders, ich war einfach stolz. Ich saß hinter dem Steuer eines nagelneuen königsblauen Bentley Turbo für 300.000 Dollar. Natürlich hatte ich im Handschuhfach genügend Kokain, um ganz Southampton vom Memorial Day Ende Mai bis zum Labor Day Anfang September den Watusi tanzen zu lassen.
Ich war bisher erst einmal in dem Haus gewesen, und das war vor gut einem Monat, als noch keine Möbel drin waren. Ich hatte einen Geschäftspartner namens David Davidson mitgenommen. Es war gemein gewesen, ihm diesen Namen zu geben, aber ich verbrachte mehr Zeit mit der Beobachtung seines zwinkernden rechten Auges als mit seinem Namen. Ja, er war ein Zwinkerer, aber ein einseitiger Zwinkerer, und das war umso irritierender. Der Einseitblinzler besaß eine Brokerfirma namens DL Cromwell, bei der mehrere Ex- Strattoniten arbeiteten; wir machten Geschäfte miteinander und verdienten damit viel Geld. Aber der angenehmste Charakterzug des Einseitblinzlers - was mir an ihm am besten gefiel - war seine Kokainsucht; und an dem Abend, als ich ihn in das Haus mitnahm, waren wir zuerst bei Grand Union vorbeigegangen und hatten 50 Dosen Sprühsahne gekauft. Dann saßen wir auf dem gelaugten Holzfußboden, hielten die Dosen aufrecht, drehten die Düsen auf die Seite und tranken das ganze Lachgas. Das ging höllisch ab, vor allem als wir dann abwechselten und zwischen den Sprühstößen immer zwei Züge Kokain nahmen, einen pro Nasenloch.
Das war ein rauschender Abend gewesen, aber das war nichts im Vergleich zu dem, was an diesem Abend auf mich wartete. Die Herzogin hatte das Haus eingerichtet - für etwa zwei Millionen Dollar von meinem nicht besonders hart erarbeiteten Geld. Sie war davon dermaßen begeistert, dass sie ihren aufstrebenden Innenausstatterinnen-Mist bis zum Erbrechen abgelassen hatte und dabei nie eine Gelegenheit ausgelassen hatte, mir wegen meiner Kokainsucht eins reinzuwürgen.
Ich verfluchte sie dafür! Wer zum Teufel war sie denn, dass sie mir sagen könnte, was ich tun sollte - vor allem da ich ja zu ihrem Nutzen kokainsüchtig geworden war! Schließlich hatte sie mir ja gedroht,
Weitere Kostenlose Bücher