Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
mich zu verlassen, wenn ich nicht damit aufhören würde, in Restaurants einzuschlafen. Das war also der Hauptgrund, warum ich auf Kokain umgestellt hatte. Und jetzt sagte sie Sachen wie: „Du bist krank. Du hast seit einem Monat nicht geschlafen. Du wirst nie wieder Liebe mit mir machen! Und du wiegst nur noch 60 Kilo. Du isst nur noch Froot Loops. Und deine Haut ist grün!" Da hatte ich der Herzogin „das Leben" gegeben und in der letzten Sekunde wendete sie sich gegen mich! Ach, scheiß auch auf sie! Als ich krank war, konnte sie mich leicht lieben. In den Nächten, in denen ich chronische Schmerzen hatte, kam sie immer zu mir und wollte mich trösten und sagte mir, dass sie mich liebte, egal was passieren würde. Undjetzt stellte sich heraus, dass das alles nur eine schlaue Verschwörung war. Ich konnte ihr nicht mehr trauen. Schön. Sollte sie doch ihrer eigenen Wege gehen. Ich brauchte sie nicht mehr. Tatsächlich brauchte ich überhaupt niemanden mehr.
All diese Gedanken rasten durch mein Hirn, während ich die Mahagonistufen hinaufging und die Tür zu meiner neuesten Villa öffnete. „Hallo", sagte ich sehr laut, als ich eintrat. Die gesamte hintere Front war aus Glas und ich hatte einen Panoramablick auf den Atlantik. Es war 19:00 Uhr und an diesem Frühlingsabend ging die Sonne hinter mir in der Bucht unter und das Wasser hatte einen interessanten königlich-purpurnen Farbton. Das Haus selbst sah einfach prachtvoll aus. Ja, es ließ sich nicht leugnen; die Herzogin war zwar eine Nervensäge von Weltrang - eine meckernde Spaßverderberin von biblischen Ausmaßen -, aber für die Einrichtung hatte sie ein Händchen. Vom Eingangsbereich ging es in ein riesiges Wohnzimmer. Das war ein weiter offener Bereich mit schwebenden Decken. Er war derart mit Möbeln vollgestopft, dass es einem den Verstand raubte. Dick gepolsterte Sofas, S-förmige Zweisitzer, Clubsessel, Ohrensessel und Ottomanen waren hier und da so aufgestellt, das lauter verschiedene Sitzbereiche entstanden. Und all diese beschissenen fabelhaften Möbelstücke waren weiß und graubraun und hatten einen strandmäßigen, schäbigen Schick.
Da kam auch schon das königliche Begrüßungskommittee - Maria, die dicke Köchin, und ihr Mann Ignacio, ein boshafter kleiner Butler, der mit 1,52 eine Spur größer war als seine Frau. Sie kamen aus Portugal und brüsteten sich damit, dass sie auf formelle, traditionelle Weise dienten. Ich verachtete sie, weil Gwynne sie verachtete, und Gwynne war einer der wenigen Menschen, die mich verstanden - sie und meine Kinder. Wer wusste, ob man denen trauen konnte? Ich sollte ein scharfes Auge auf sie haben ... und sie nötigenfalls unschädlich machen.
„Guten Abend, Mr. Belfort", sagten Maria und Ignacio wie aus einem Mund. Ignacio verbeugte sich förmlich und Maria machte einen Knicks. Dann sagte Ignacio: „Wie geht es Ihnen heute Abend, Sir?" „Ging mir nie besser", murmelte ich. „Wo ist meine liebende Frau?" „Sie ist zum Einkaufen in der Stadt", erwiderte die Köchin. „Was für eine beschissene Überraschung", schnauzte ich und ging an ihnen vorbei. Ich trug eine Louis-Vuitton-Reisetasche voller gefährlicher Drogen.
„Das Abendessen wird um 20:00 Uhr serviert", sagte Ignacio. „Mrs. Betfort bat mich, Ihnen mitzuteilen, dass Ihre Gäste gegen 19:30 Uhr da sein werden und dass Sie bitte bis dahin fertig sein sollten." „Ach, scheiß auf sie", dachte ich. „Okay", spuckte ich. „Ich bin dann im Fernsehzimmer; bitte stören Sie mich nicht. Ich habe etwas Wichtiges zu tun." Damit ging ich in das Fernsehzimmer, schaltete die Rolling Stones ein und packte die Drogen aus. Die Herzogin hatte mich angewiesen, bis 19:30 Uhr fertig zu sein. Und was zum Teufel hieß das? Dass ich mich in einen beschissenen Smoking werfen sollte - oder in Frack und Zylinder? War ich vielleicht ein beschissener Affe oder was? Ich trug eine graue Trainingshose und ein weißes T-Shirt, und das war verflucht noch mal in Ordnung! Wer bezahlte denn den ganzen Mist? Ich war das! Und sie besaß die Nerven, mir Befehle zu erteilen!
20:00 Uhr, das Essen steht auf dem Tisch! Und wer braucht das? Gebt mir Froot Loops und Magermilch, nicht diesen schicken Mist, der Maria und der Herzogin so am Herzen liegen. Der Esstisch war so groß wie die Grube beim Hufeisenwerfen. Immerhin waren die Gäste abgesehen von der Herzogin gar nicht so schlimm. Sie saß mir gegenüber auf der anderen Seite der Grube. Sie war so weit weg, dass ich eine
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