Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
und ich verbringe den größten Teil des Tages damit zu beten, dass am Ende alles in Ordnung kommt. Dass der Tag kommt, an dem ich mich mit meinen Kindern hinsetze und ihnen sage: Ja, es stimmt, ich habe Mama einmal die Treppe hinuntergestoßen, als ich auf Kokain war, aber das ist 20 Jahre her und seitdem bin ich clean.`"
Ich schüttelte wieder den Kopf. „Also wenn das nächste Mal einer von euch überlegt, ob er mich dem Personal melden soll, rate ich ihm, sich das lieber zweimal zu überlegen. Ihr schadet euch damit nur selbst. Ich werde nicht so schnell hier rausgeworfen und das Personal ist schlauer, als ihr denkt. Das ist alles, was ich zu sagen habe. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich bekomme wieder eine Erektion und muss mich hinsetzen, damit das nicht peinlich wird. Danke." Ich winkte mit der Hand wie ein Politiker bei einer Wahlkampfveranstaltung und der Saal brach in donnernden Applaus aus. Alle Marsianerinnen bis auf die letzte, alle Mitarbeiter und die Hälfte der männlichen Marsianer standen auf und gaben mir stehende Ovationen.
Als ich mich hinsetzte, nahm ich Augenkontakt mit meiner Therapeutin auf. Sie lächelte mich an, nickte mit dem Kopf und stieß mit der Faust in die Luft, wie um zu sagen: „Gut für Sie, Jordan." Während der nächsten halben Stunde fand eine offene Diskussion statt, in der die Marsianerinnen mein Handeln verteidigten und mich als bewundernswert bezeichneten, während mich ein paar männliche Vertreter dieser Spezies weiter attackierten und sagten, ich sei eine Bedrohung für die marsianische Gesellschaft.
An diesem Abend setzte ich mich mit meinen Zimmergenossen zusammen und sagte: „Hört mal, ich bin den ganzen Quatsch, der hier abläuft, Leid und müde. Ich will nicht hören, dass ich vergessen habe, den Klodeckel herunterzuklappen, dass ich zu viel telefoniere oder dass ich zu laut atme. Mir reicht's. Also hier der Deal: Ihr braucht doch beide unbedingt Geld, oder?" Sie nickten. „Schön", sagte ich. „Dann machen wir Folgendes. Ihr ruft morgen früh meinen Freund Alan Lipsky an, und der eröffnet in seiner Brokerfirma Konten für euch. Bis morgen Nachmittag hat jeder von euch fünf Riesen. Ihr könnt das Geld überall hin überweisen, wo ihr wollt. Aber ich will keinen beschissenen Ton mehr von euch hören, bis ich von hier weggehe. Das sind jetzt keine drei Wochen mehr, also dürfte das ja nicht allzu schwer sein."
Natürlich riefen sie am nächsten Morgen beide an und natürlich verbesserte das unser Verhältnis sehr. Trotzdem waren meine Probleme in Talbot Marsh bei Weitem noch nicht vorbei. Aber es war nicht etwa die knusprige Shirley Temple, die für Komplikationen sorgte. Nein, mein Problem war der Wunsch, die Herzogin zu sehen. Ich hatte marsianische Gerüchte gehört, dass einem das Personal in seltenen Fällen Urlaub gewährte. Ich rief die Herzogin an und fragte sie, ob sie für ein verlängertes Wochenende herfliegen würde, falls ich die Erlaubnis bekam. „Sag mir nur, wann und wo", hatte sie geantwortet, „und du kriegst von mir ein Wochenende, das du nie vergessen wirst."
Deshalb saß ich jetzt im Büro meiner Therapeutin und versuchte, Urlaub zu bekommen. Das war meine dritte Woche in Talbot Marsh und ich hatte es schon wieder geschafft, mich in Schwierigkeiten zu bringen, obwohl es bei den Marsianern allgemein bekannt war, dass ich nur 25 Prozent der Therapiesitzungen besuchte. Das schien aber niemanden mehr zu interessieren. Ihnen war klar geworden, dass mich Doug Talbot nicht hinauswerfen würde und dass ich auf meine eigene ausgefallene Art eine positive Wirkung ausübte.
Ich lächelte meine Therapeutin an und sagte: „Hören Sie zu, ich weiß nicht, was so schlimm daran ist, wenn ich an einem Freitag gehe und am Sonntag wiederkomme. Ich werde die ganze Zeit mit meiner Frau zusammen sein. Sie haben mit ihr gesprochen und wissen daher, dass sie das Programm unterstützt. Das ist für meine Genesung nur gut." „Ich kann das nicht erlauben", sagte meine Therapeutin und schüttelte den Kopf. „Das würde die anderen Patienten irritieren. Alle regen sich über die Sonderbehandlung auf, die Sie hier bekommen." Sie lächelte warm. „Hören Sie, Jordan, normalerweise bekommen die Patienten frühestens Urlaub, wenn sie schon 90 Tage in der Klinik verbracht haben - und sich perfekt geführt haben. Keine auffälligen Aktionen und so."
Ich lächelte meine Therapeutin an. Die Frau war eine gute Haut und in den letzten Wochen waren wir uns
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