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Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Titel: Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Belfort
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unausgesproche nen Groll sie noch gegen mich hegte, und zwar nicht nur wegen des widerlichen Vorfalls auf der Treppe, sondern wegen allem - wegen der Betrügerei und Schürzenjägerei, weil ich in Restaurants eingeschlafen war und wegen der Gefühlsschwankungen, die meine Sucht mit sich gebracht hatte. Ich fragte George, was sie seiner Meinung nach dachte und ob es etwas gäbe, was ich dagegen tun könnte.

    Mit ein bisschen Traurigkeit in der Stimme sagte er mir, die ganze Angelegenheit sei noch nicht aufgearbeitet; es sei undenkbar, dass Nadine und ich durchmachten, was wir durchgemacht hatten, und dann einfach alles unter den Teppich kehrten. Tatsächlich hatte er so etwas in den ganzen Jahren, die er schon nüchtern war, noch nie gehört; die Herzogin und ich hatten in puncto gestörte Beziehungen neues Terrain erschlossen. Er verglich Nadine mit dem Vesuv - ein schlafender Vulkan, der mit Sicherheit eines Tages ausbrechen würde. Er wusste zwar nicht, wann und wie heftig, aber er empfahl uns, wir sollten beide eine Therapie machen - was wir nicht taten. Stattdessen begruben wir die Vergangenheit und machten weiter.
    Manchmal fand ich die Herzogin weinend - sie saß allein in ihrem Umstandsmoden-Vorführraum und ihr liefen Tränen über die Wangen. Wenn ich sie fragte, was los war, sagte sie, sie könne nicht verstehen, warum das alles hatte passieren müssen. Warum hatte ich mich von ihr abgewendet und mich in den Drogen verloren? Warum hatte ich sie in diesen Jahren so schlecht behandelt? Und warum war ich jetzt ein so guter Ehemann? Irgendwie machte es das nur noch schlimmer, sagte sie, und mit jeder Freundlichkeit, die ich jetzt bewies, ärgerte sie sich umso mehr, dass das nicht in all den Jahren so sein konnte. Aber dann schliefen wir miteinander und alles war wieder gut, bis ich sie das nächste Mal weinend fand.
    Aber wir hatten ja noch unsere Kinder, Chandler und Carter, und bei ihnen fanden wir Trost. Carter hatte gerade seinen dritten Geburtstag gefeiert. Mit seinen platinblonden Haaren und seinen Weltklasse-Wimpern sah er prächtiger aus denn je. Er war ein Kind Gottes und wurde seit jenem schrecklichen Tag im North Shore Hospital beschützt, an dem man uns gesagt hatte, er würde ohne seine Fähigkeiten aufwachsen. Ironischerweise hatte er seitdem nicht einmal mehr eine Rotznase gehabt. Das Loch in seinem Herzen war jetzt fast zugewachsen und es hatte ihm nicht einen Tag Schwierigkeiten gemacht.

    Und was war mit Chandler? Was war mit meinem Däumelinchen, dem ehemaligen genialen Baby, das seinem Papa das Aua weggeküsst hatte? Nun, sie war immer noch Papas Liebling. Irgendwann hatte sie den Spitznamen „CIA" bekommen, weil sie viel Zeit damit verbrachte, Unterhaltungen zu belauschen und Informationen zu sammeln. Sie war gerade fünf geworden und sehr klug für ihr Alter. Sie beherrschte das Verkaufen ganz gut; sie setzte ihre Suggestionskraft ein, um mir ihren Willen aufzuzwingen, was zugegebenermaßen nicht allzu schwer war. Manchmal schaute ich sie an, wenn sie schlief, und ich fragte mich, wie sie sich an all das erinnern würde, an das ganze Chaos und den Wahnsinn, der ihre ersten vier Lebensjahre bestimmt hatte, diese überaus wichtigen prägenden Jahre. Die Herzogin und ich hatten immer versucht, sie von den Dingen abzuschirmen, aber Kinder sind ja bekanntlich scharfe Beobachter. Tatsächlich brachte sie immer wieder irgendetwas dazu, den Vorfall auf der Treppe anzusprechen - und dann sagte sie mir, wie froh sie war, dass ich nach „Atlantica" gegangen war und dass Mama und Papa jetzt wieder glücklich sein konnten.
    Ich musste in solchen Momenten innerlich weinen, aber sie wechselte das Thema immer so schnell auf etwas völlig Harmloses, als würde sie die Erinnerung nicht bis ins Innerste berühren. Eines Tages wäre ich gewisse Erklärungen schuldig, und zwar nicht nur über den Vorfall auf der Treppe, sondern über alles. Aber bis dahin war noch Zeit - eine Menge Zeit - und im Moment erschien es mir klug, sie die glückliche Unwissenheit der Kindheit genießen zu lassen, jedenfalls noch eine Zeit lang.

    Channy und ich standen gerade in der Küche in Old Brookville; sie zog an meiner Jeans und sagte: „Ich will zu Blockbuster und das neue Rugrats-Video holen! Du hast es versprochen!" In Wirklichkeit hatte ich gar nichts versprochen, aber das vergrößerte noch meinen Respekt vor ihr. Schließlich führte meine fünfjährige Tochter das Verkaufsgespräch mit mir nicht aus einer Position

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