Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
im Gesicht, nur dass sie jetzt schielte." Ich sagte lachend: „Und du wurdest verhaftet?" Er schüttelte den Kopf. „Nicht ganz. Die Freundin schrie aus voller Kehle: Ohmeingott! Ohmeingott! Sie haben ihn getötet! Sie sind wahnsinnig!' Und sie springt aus dem Auto und rennt zum Polizeirevier um einen Polizisten zu holen. Ein paar Minuten später kommt Kenton Rhodes zu sich und seine Freundin kommt mit einem Polizisten angerannt, der zufällig mein guter Freund Peter Orlando war. Also kommt sie herüber auf die Fahrerseite, hilft Kenton Rhodes aus dem Auto und kehrt mit der Hand die ganzen Glasscherben von ihm ab, und dann bellen beide Peter Orlando an und verlangen, dass er mich festnimmt. Annette kommt herausgelaufen und schreit: Pete, der hat seinen Strafzettel zerrissen und ihn auf die Erde geworfen! Das ist ein verfluchter Schmutzfink und er parkt in der Feuerwehrzufahrt!' Woraufhin Pete um das Auto herumgeht und ernst den Kopf schüttelt. Dann wendet er sich an Kenton Rhodes und sagt: Sie parken in einer Feuerwehrzufahrt; entfernen Sie sofort Ihr Auto oder ich lasse es abschleppen.' Also beginnt Kenton Rhodes, vor sich hin auf Pete Orlando zu schimpfen, steigt ins Auto und knallt die Tür zu. Dann dreht er den Zündschlüssel, legt einen Gang ein und fährt ein Stückchen zurück. Pete hebt die Hand und brüllt: Halt! Steigen Sie aus, Sir!' Also hält Kenton Rhodes an, steigt aus und fragt:,Was denn jetzt?' Und Pete sagt: ,Ihr Atem riecht nach Alkohol; Sie müssen einen Alkoholtest machen.' Dann muckt Kenton Rhodes auf und sagt: Sie wissen ja verflucht noch mal nicht, wer ich bin!' Und den ganzen Quatsch - und er murmelte immer noch Beschimpfungen, als ihn Pete ein paar Minuten später wegen Trunkenheit am Steuer verhaftete und ihm Handschellen anlegte."
Wir krähten mindestens eine Minute vor Lachen; das war mein erstes nüchternes Lachen seit zehn Jahren, das so richtig aus dem Bauch kam. Eigentlich konnte ich mich gar nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal so lauthals gelacht hatte. Die Geschichte hatte natürlich eine Moral - George war damals gerade frisch nüchtern, soll heißen, dass er in Wirklichkeit überhaupt nicht nüchtern war. Er hatte wohl aufgehört zu trinken, aber er benahm sich immer noch wie ein Trinker. Schließlich gewann George die Fassung wieder und sagte: „Auf jeden Fall bist du ja ein kluger Bursche und ich glaube, du verstehst, worum es geht." Ich nickte. „Ja, einen Drogenberater umbringen zu wollen ist nicht gerade das Handeln eines nüchternen Menschen." „Genau", sagte er. „Man kann darüber nachdenken, darüber reden, sogar Witze darüber machen. Aber es wirklich zu tun - an diesem Punkt stellt sich die Frage nach der Nüchternheit."
Er holte tief Atem und ließ ihn langsam ausströmen. „Ich bin jetzt seit über 20 Jahren nüchtern und gehe immer noch täglich zu Versammlungen - nicht damit ich keinen Alkohol trinke, sondern weil Nüchternheit für mich viel mehr bedeutet, als nicht betrunken zu sein. Wenn ich bei einer Versammlung Neulinge wie dich sehe, erinnert mich das daran, wie nahe ich dem Abgrund bin und wie leicht es wäre abzurutschen. Das erinnert mich täglich daran, keinen Drink anzurühren. Und wenn ich die Altgedienten sehe, Menschen mit mehr als 30 Jahren - die noch länger nüchtern sind als ich -, dann erinnert mich das daran, wie wunderbar dieses Programm ist und wie viele Leben es rettet."
Ich nickte begreifend und sagte: „Ich wollte meinen Drogenberater sowieso nicht wirklich umbringen. Ich musste mich nur selbst darüber sprechen hören, um mir Luft zu machen." Ich zuckte die Schultern und schüttelte den Kopf. „Ich nehme an, rückblickend bist du schockiert, dass du wirklich solche Sachen wie die mit Kenton Rhodes gemacht hast. Nach 20 Jahren Nüchternheit würdest du einem solchen Arschloch die andere Wange hinhalten, oder?" George schaute mich völlig ungläubig an. „Willst du mich verscheißern? Da ist es egal, ob ich 100 Jahre nüchtern bin. Ich würde den Bastard genauso niederschlagen!" Und wieder brachen wir in hysterisches Lachen aus und wir lachten und lachten, den ganzen Sommer 1997 hindurch, meinen ersten nüchternen Sommer.
Tatsächlich lachte ich immer weiter - und die Herzogin auch -, als wir George und Annette immer näher kamen, und unsere alten Freunde verschwanden einer nach dem anderen in der Versenkung. Als ich mein erstes drogenfreies Jahr feierte, hatte ich mit fast allen den Kontakt verloren. Die Bealls und ein
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