Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
besonders toll wird."
Ein plötzlicher Adrenalinstoß. Steve Madden! Das war ganz schön verrückt; in dem ganzen Chaos und Wahnsinn dieses Morgens war mir wirklich entfallen, dass Steve Madden Shoes heute an die Börse ging. Noch bevor es losging, musste ich die Kasse klingeln lassen, so in der Größenordnung von 20 Millionen Mäusen. Bloß nicht lumpen lassen! Und Steve musste sich vor den versammelten Board Room stellen und eine Ansprache halten, eine regelrechte Präsentations- Show. Darauf war ich sehr gespannt. Ich wusste nicht, ob Steve der Typ war, der diesen ganzen verrückten Strattoniten in die Augen schauen konnte, ohne dass es ihm völlig die Sprache verschlug.
Aber diese Präsentations-Shows hatten an der Wall Street Tradition: Kurz bevor eine neue Aktie an die Börse kam, stellte sich der Vorstandsvorsitzende vor eine freundliche Horde von Aktienbrokern und hielt eine flammende Rede, vor allem über die glorreiche Zukunft seines Unternehmens. Das war eine Art freundschaftlicher Zusammenkunft, bei der man sich gegenseitig bauchpinselte und verstohlen die Hand drückte.
Aber bei Stratton konnte das manchmal recht ungemütlich werden. Das Problem war nämlich, dass sich die Strattoniten kein bisschen dafür interessierten; sie wollten nur Aktien verkaufen und Geld verdienen. Und wenn der Gastredner sie nicht vom ersten Wort an fesseln konnte, langweilten sich die Strattoniten sehr schnell. Dann fingen sie an zu buhen und dazwischenzurufen - und dann spuckten sie Flüche aus. Schließlich begannen sie, Sachen nach dem Redner zu werfen, zuerst Papierkügelchen und dann Lebensmittel wie faule Tomaten, angegessene Hühnerbeine und halb aufgegessene Äpfel.
Ich durfte nicht zulassen, dass Steve Madden ein so schreckliches Schicksal ereilte. Zunächst einmal war er ein Schulfreund meines Stellvertreters Danny Porush. Und zweitens gehörte mir mehr als die Hälfte von Steves Unternehmen, sodass ich im Grunde meine eigene Firma an die Börse brachte. Vor 16 Monaten hatte ich Steve 500.000 Dollar Startkapital gegeben und war mit einer Beteiligung von 85 Prozent der größte Aktionär des Unternehmens geworden. Ein paar Monate später hatte ich 35 Prozent meines Anteils für etwas mehr als 500.000 Dollar verkauft und damit meine Anfangsinvestition wieder hereingeholt. Also hatte ich 50 Prozent umsonst bekommen! Erzählen Sie mir nichts von guten Geschäften!
Genau diese Methode hatte Stratton noch mehr in eine Notenpresse verwandelt, als es das ohnehin schon war - ich kaufte Beteiligungen an Privatgesellschaften und verkaufte später einen Teil davon wieder (wodurch ich das eingesetzte Geld zurückbekam). Und da ich die Macht meines Board Rooms nutzte, um meine eigenen Unternehmen an die Börse zu bringen, wurde mein Vermögen größer und größer. An der Wall Street bezeichnete man dieses Verfahren als „Merchant Banking", aber für mich war das eher wie alle vier Wochen ein Sechser im Lotto. Ich sagte zu Janet: „Das müsste er eigentlich schaffen, aber wenn nicht, gehe ich hin und rette ihn. Und sonst, gibt's sonst noch was?" Schulterzuckend: „Ihr Vater sucht Sie, und er scheint stocksauer zu sein."
„Ach Scheiße!", murmelte ich. Mein Vater Max war de facto der Finanzdirektor von Stratton und auch der selbst ernannte Gestapo- Chef. Er war so hart drauf, dass er morgens um 9:00 Uhr mit einem Styroporbecher voll Stolichnaya-Wodka im Board Room herumging und seine 20. Zigarette rauchte. In seinem Kofferraum hatte er einen 42 Unzen schweren von Mickey Mantle handsignierten Louisville Slugger - einen Baseballschläger, mit dem er jedem Broker, der verrückt genug war, auf seinem Parkplatz zu parken, die „Scheißfenster" zertrümmern konnte. „Hat er gesagt, was er will?"
„Nö! ", sagte meine loyale Assistentin. „Ich habe ihn gefragt und er hat mich angeknurrt wie ein Hund. Er ist definitiv wegen etwas Bestimmten sauer, und wenn ich raten müsste, würde ich sagen, das ist die American-Express-Rechnung für November." Ich verzog das Gesicht. „Meinen Sie?" Plötzlich drängte sich die Zahl 500.000 unaufgefordert in mein Gehirn. Janet nickte. „Er hielt die Abrechnung in der Hand, und die war echt so dick." Der Abstand zwischen ihrem Daumen und ihrem Zeigefinger betrug bestimmt fast zehn Zentimeter. „Hmmmmm..." Ich grübelte einen Moment über die American-Express-Rechnung nach, aber dann fiel mir etwas ins Auge, ziemlich weit entfernt. Es schwebte ... schwebte ..., was zum Teufel war das
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