Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
ihnen zufiel, bevor mein Vater die knapp drei Meter zum Sofa zurückgelegt hatte. Mein Vater setzte sich, zündete sich noch eine Zigarette an und nahm einen seiner mächtigen Züge. Ich ließ mich zu seiner Rechten fallen, lehnte mich zurück und legte die Füße auf den gläsernen Wohnzimmertisch. Ich lächelte traurig und sagte: „Dad, ich schwöre bei Gott, mein Rücken bringt mich verdammt noch mal um. Du hast ja keine Ahnung. Die Schmerzen ziehen direkt ins linke Bein hinunter. Das ist so schlimm, dass es einen in den Wahnsinn treiben kann." Das Gesicht meines Vaters entspannte sich sofort. Anscheinend legte Versuchsballon 1 einen sauberen Start hin. „Und was sagen die Ärzte?"
Hmmm ... Ich hatte in diesen Worten keine Spur eines britischen Akzents wahrgenommen; aber trotzdem brachte mich mein Rücken wirklich um und ich kam bei meinem Vater voran. „Ärzte? Was zum Geier wissen die denn schon? Die letzte Operation hat es nur noch schlimmer gemacht. Die geben mir bloß Tabletten, die mir den Magen umdrehen und einen Dreck gegen die Schmerzen helfen." Ich schüttelte weiter den Kopf. „Wie auch immer, Dad. Ich möchte dir keine Sorgen machen. Ich lasse nur Dampf ab."
Ich nahm die Füße vom Tisch, lehnte mich zurück und streckte meine Arme auf dem Sofa aus. „Hör mal", sagte ich leise, „ich weiß, dass es dir schwerfällt, in diesem ganzen verrückten Zeug hier einen Sinn zu sehen, aber du kannst mir glauben, dass mein Wahnsinn Methode hat, vor allem was das Geldausgeben betrifft. Es ist wichtig, dass diese Leute weiter dem Traum nachjagen. Und noch wichtiger ist es, sie pleite zu halten." Ich machte eine Geste in Richtung der Glaswand. „Schau sie dir an; egal wie viel Geld sie verdienen, jeder Einzelne ist pleite! Sie geben jeden Pfennig aus, den sie bekommen, weil sie mit meinem Lebensstil mithalten müssen. Aber das können sie nicht, denn sie verdienen dafür nicht genug. Deshalb leben sie von einem Gehaltsscheck zum anderen und geben im Jahr eine Million aus. Man kann sich das zwar kaum vorstellen, wenn man aufgewachsen ist wie du, aber trotzdem ist es genau so. Auf jeden Fall sind sie leichter unter Kontrolle zu halten, wenn man sie knapp bei Kasse hält. Denk mal nach: Fast alle bis auf den letzten Mann sind bis zum Hals verschuldet, mit ihren Autos und Häusern und Booten und dem ganzen Müll, und wenn ihnen auch nur ein Gehalt fehlt, ist die Kacke am dampfen. Es ist, als hätte ich ihnen goldene Handschellen angelegt. Ich meine, eigentlich könnte ich es mir ja leisten, ihnen mehr zu bezahlen; aber dann würden sie mich nicht so sehr brauchen. Aber wenn ich ihnen zu wenig bezahlen würde, dann würden sie mich hassen. Deshalb bezahle ich ihnen so viel, dass sie mich lieben, mich aber trotzdem brauchen. Und so lange sie mich brauchen, werden sie mich auch immer fürchten."
Mein Vater starrte mich intensiv an und hing an jedem Wort. „Eines Tages" - ich zeigte mit dem Kinn in Richtung Glastisch - „ist das alles weg, und damit auch die sogenannte Loyalität. Und wenn dieser Tag kommt, möchte ich, dass du von gewissen Dingen, die hier vorgefallen sind, nichts weißt. Deshalb weiche ich dir manchmal aus. Das liegt nicht daran, dass ich dir nicht vertrauen würde oder dich nicht respektieren würde - oder dass ich deine Meinung nicht schätzen würde. Das Gegenteil ist der Fall, Dad. Ich enthalte dir Dinge vor, weil ich dich liebe und weil ich dich bewundere und weil ich dich vor den bösen Konsequenzen bewahren will, wenn sich das alles auflöst." Sir Max in besorgtem Ton: „Warum redest du so? Warum muss sich das alles auflösen? Die Unternehmen, die du an die Börse bringst, sind doch legal, oder?" „Ja. Das hat nichts mit den Unternehmen zu tun. Und in Wirklichkeit machen wir auch nichts anderes als all die anderen. Wir machen es nur in größerem Stil und besser, und das macht uns zur Zielscheibe. Aber mach dir auf jeden Fall keine Sorgen. Ich habe nur grad einen schwachen Moment. Es wird alles gut, Dad."
Da ertönte Janets Stimme aus der Gegensprechanlage: „Entschuldigen Sie, dass ich störe, aber Sie haben eine Telefonkonferenz mit Ike Sorkin und den anderen Anwälten. Sie sind jetzt in der Leitung und die Gebührenzähler laufen. Sollen sie dranbleiben oder soll ich das verschieben?"
Telefonkonferenz? Ich hatte keine Telefonkonferenz! Und dann kam es mir: Janet half mir aus der Patsche! Ich schaute meinen Vater an und zuckte die Achseln, als wollte ich sagen: „Was kann
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