Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
noch mehr Zwischenrufe, und einige trampelten mit den Füßen - ein klares Anzeichen dafür, dass sie zu Phase zwei der Tortur übergingen. Danny kam kopfschüttelnd herüber. „Das ist mir ja scheißpeinlich", murmelte er. Ich nickte. „Naja, wenigstens ist er mit der Hinterlegung unserer Aktien einverstanden. Es ist zwar eine Schande, dass wir die Unterlagen heute noch nicht zusammenbekommen haben, aber die Welt ist eben nicht perfekt. Jedenfalls muss er mit diesem Mist aufhören oder die fressen ihn am lebendigen Leib." Ich schüttelte den Kopf. „Trotzdem, ich weiß nicht ... ich bin vor ein paar Minuten den ganzen Mist mit ihm durchgegangen und er schien völlig in Ordnung zu sein. Er hat wirklich ein gutes Unternehmen. Er müsste einfach nur die Story erzählen. Ich meine, er ist dein Freund und alles, aber er ist ein beschissener Spinner!"
Danny darauf tonlos: „Das war er schon immer, schon in der Schule." Ich zuckte die Schultern. „Wie auch immer. Ich gebe ihm noch eine Minute, und dann gehe ich da rauf."
Gerade in diesem Moment schaute Steve zu uns herüber und der Schweiß lief regelrecht aus ihm heraus. Auf der Brust hatte er einen dunklen Fleck von der Größe einer Süßkartoffel. Ich winkte kreisend mit der Hand, um anzudeuten: „Mach schneller!" Dann murmelte ich die Worte: „Erzähl von deinen Plänen für das Unternehmen!" Er nickte. „Okay - ich möchte jetzt allen erzählen, wie Steve Madden Shoes angefangen hat, und dann möchte ich über unsere glänzende Zukunft sprechen." Die letzten Worte sorgten für ein bisschen Augenrollen und Kopfschütteln, aber zum Glück blieb der Board Room ruhig. Steve holperte weiter: „Ich habe mein Unternehmen mit 1.000 Dollar und einem einzigen Schuh gegründet. Er hieß Marilyn" - Allmächtiger Gott! - „und war eine Art Western-Clog. Das war ein toller Schuh, nicht mein bester Schuh, aber trotzdem ein toller Schuh. Auf jeden Fall schaffte ich es, auf Kredit 500 Paar davon herstellen zu lassen, und dann verkaufte ich sie aus dem Kofferraum meines Autos heraus an jedes Schuhgeschäft, das sie haben wollte. Wie könnte ich Ihnen diesen Schuh denn nur beschreiben? Mal sehen ... die Sohle war ziemlich klobig und er war an den Zehen offen, aber oben drauf war er ... naja, ich nehme an, das ist eigentlich egal. Eigentlich wollte ich sagen, dass der Schuh echt funky war, und das ist das Markenzeichen von Steve Madden Shoes: Wir sind funky.
Jedenfalls hieß der Schuh, der das Unternehmen richtig hochbrachte, Mary Lou, und dieser Schuh ... nun, das war wirklich kein gewöhnlicher Schuh!" Oh Jesus! Was für ein beschissenes Gelaber! „Er war seiner Zeit voraus - weit voraus! " Steve wedelte mit der Hand als wollte er sagen: „Ach, vergessen Sie's!" Und dann machte er weiter: „Auf jeden Fall möchte ich Ihnen den Schuh beschreiben, denn das ist wichtig. Also das war eine schwarze Lackleder-Version des traditionellen Mary Jane, mit einem relativ schmalen Knöchelriemen. Aber das Entscheidende daran war die Spitze, der,Bump Toe'. Ein paar von den Mädchen hier wissen bestimmt genau, wovon ich spreche, oder? Ich meine - das war echt ein heißer Schuh!" Er machte eine Pause und hoffte offensichtlich auf eine positive Rückmeldung von den Vertriebsassistentinnen, aber da kam nichts - nur noch mehr Kopfschütteln. Dann trat eine unheimliche, vergiftete Stille ein, so wie in einer Kleinstadt in Kansas, kurz bevor ein Tornado zuschlägt.
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass ein Papierflieger ohne bestimmte Richtung durch den Board Room flog. Zumindest bewarfen sie ihn nicht direkt mit irgendwas! Das würde dann als Nächstes kommen. Ich sagte zu Danny: „Die Eingeborenen werden unruhig. Soll ich raufgehen?" „Wenn du's nicht machst, mach ich's. Das ist je ekelhaft!" „Okay, ich gehe." Ich eilte geradewegs zu Steve.
Als ich zu ihm kam, sprach er immer noch über den beschissenen Mary Lou. Kurz bevor ich das Mikrofon ergriff, sagte er, „sie" sei der perfekte Ball-Schuh, zu einem vernünftigen Preis und für die Ewigkeit gemacht. Ich nahm ihm das Mikro aus der Hand, bevor er wusste, wie ihm geschah, und ich bemerkte, dass er so von seinen glorreichen Schuhdesigns ergriffen war, dass er tatsächlich aufgehört hatte zu schwitzen. Tatsächlich schien er sich jetzt vollkommen wohl zu fühlen und merkte überhaupt nicht, dass er kurz davor stand, gelyncht zu werden. Er flüsterte mir zu: „Was machst du denn da? Die lieben mich! Geh nur wieder. Ich krieg das
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