Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
den Augen des Kindes sah, sodass ich ihr nicht vollständig verzeihen konnte. Ich erzählte ihr von Sir Max und dass er immer für mich da war, wenn es am wichtigsten war, und dass ich es meiner Mutter wiederum übel nahm, dass sie in diesen entscheidenden Momenten nicht da war.
Und ich erzählte ihr, wie sehr ich meine Mutter trotzdem liebte und wie sehr ich sie achtete, obwohl sie mir eingetrichtert hatte, die einzige ehrbare Möglichkeit, viel Geld zu verdienen, bestehe darin, Arzt zu werden. Ich erzählte, dass ich dagegen rebelliert hatte, indem ich in der sechsten Klasse anfing, Gras zu rauchen.
Ich erzählte ihr, dass ich die medizinische Aufnahmeprüfung verschlafen hatte, weil ich am Abend davor zu viele Drogen genommen hatte, und dass ich deshalb in der Zahnarztausbildung statt bei den Allgemeinmedizinern gelandet war. Ich erzählte ihr die Geschichte vom ersten Tag des Studiums, als der Dekan der Fakultät vor den neuen Jahrgang trat und erklärte, das Goldene Zeitalter der Zahnheilkunde sei vorbei; wer nur Zahnarzt werden wolle, weil er viel Geld verdienen wolle, solle es gleich lassen und sich die Zeit und die Mühe sparen ... ich stand auf der Stelle auf und ging und kam nie wieder.
Ich erzählte ihr, wie ich zum Fleisch- und Fischgeschäft und schließlich zu Denise gekommen war. Ab diesem Punkt quollen mir Tränen aus den Augen. Mit großer Traurigkeit sagte ich:„... wir rutschten auf Händen und Knien herum und suchten Kleingeld zusammen, um Shampoo zu kaufen. So arm waren wir. Als ich mein ganzes Geld verlor, dachte ich, Denise würde mich verlassen. Sie war jung und schön und ich war ein Versager. Ich war Frauen gegenüber nie sehr selbstbewusst, Patricia, trotz dem, was du oder andere vielleicht denken. Als ich im Fleischgeschäft zum ersten Mal Geld verdiente, da dachte ich, damit könnte ich das irgendwie wettmachen. Und als ich Denise kennenlernte, da dachte ich, sie würde mich wegen meines Autos lieben. Ich hatte damals einen kleinen roten Porsche, was für einen jungen Mann Anfang 20 eine große Sache war, vor allem für ein Kind aus einer armen Familie. Es ist wirklich wahr - als ich Denise zum ersten Mal sah, haute es mich absolut um. Sie war wie eine Vision. Absolut klasse! Mein Herz schlug buchstäblich einen Schlag schneller, Patricia. Ich fuhr an diesem Tag mit dem Laster herum und wollte dem Besitzer des Friseursalons, in dem Denise arbeitete, Fleisch verkaufen. Ich lief ihr in dem Friseursalon hinterher und fragte sie 100 Mal nach ihrer Telefonnummer, aber sie wollte sie mir nicht geben. Also raste ich nach Hause, holte meinen Porsche, fuhr zurück und wartete vor dem Salon, damit sie mich sehen sollte, wenn sie herauskam." An dieser Stelle lächelte ich Patricia verlegen an. „Kannst du dir das vorstellen? Welcher Mann mit ein bisschen Selbstvertrauen macht denn so was? Das war ganz schön peinlich! Aber seit ich Stratton gegründet habe, meinen ironischerweise alle jungen Leute in Amerika, sie hätten verdammt noch mal von Geburt an das Recht, mit 21 Jahren einen Ferrari zu besitzen." Ich schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen.
Patricia lächelte und sagte: „Ich vermute, mein Lieber, du bist nicht der erste Mann, der nach Hause eilt und sein tolles Auto holt, nachdem er ein hübsches Mädchen gesehen hat. Und ich vermute auch, dass du nicht der letzte sein wirst. Tatsächlich gibt es ganz in der Nähe eine Ecke des Parks namens Rotten Row, wo früher die jungen Männer mit ihren Pferden vor den jungen Damen in der Hoffnung paradierten, irgendwann könnten sie ihnen an die Wäsche." Patricia kicherte über das, was sie gesagt hatte, und fügte noch hinzu: „Du hast dieses Spiel nicht erfunden, mein Lieber."
Ich lächelte wohlwollend. „Gut, das gebe ich zu, aber ich komme mir trotzdem ein bisschen wie ein Narr vor. Und wie die Geschichte dann weiterging ... das weißt du ja schon. Aber das Schlimmste war, als ich Denise wegen Nadine verließ, das war in allen Zeitungen. Was für ein beschissener Alptraum das für Denise gewesen sein muss! Ich meine, sie war ein 25-jähriges Mädchen, das wegen eines jungen Topmodels sitzen gelassen wurde. Und die Zeitungen malten sie, als wäre sie früher in der gehobenen Szene in` gewesen und hätte ihr Sexappeal verloren - als wäre sie gegen ein Mädchen ausgetauscht worden, das noch Leben in sich hatte! Solche Sachen passieren an der Wall Street ständig, Patricia.
Worauf ich hinaus will: Denise war auch jung und schön!
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