Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
Und ich habe keinen Zweifel, dass dieser Tag kommen wird. Das ist alles sehr traurig, Patricia. Sehr, sehr traurig ..."
Und damit war ich fertig. Ich hatte mein Innerstes nach außen gekehrt wie nie zuvor. Ging es mir danach besser? Leider nicht wirklich. Ich fühlte mich exakt genauso wie vorher. Und obwohl wir spazieren gingen, brachte mich mein linkes Bein immer noch um. Ich wartete auf irgendeine weise Antwort von Patricia, aber es kam keine. Ich glaube, dafür sind Beichtväter - eine Beichtmutter - auch gar nicht da. Patricia fasste nur meinen Arm ein bisschen fester und zog mich vielleicht ein bisschen näher zu sich, damit ich wusste, dass sie mich - trotz alledem - immer noch liebte und immer lieben würde. An Speaker's Corner sprach niemand. Patricia sagte mir, dass dort an den Wochenenden am meisten los ist. Aber das war auch gut so. An jenem Mittwoch wurden im Hyde Park genug Worte für ein gan zes Leben gesprochen. Und für einen kurzen Moment wurde aus dem Wolf der Wall Street wieder Jordan Belfort. Doch das hielt nicht lange an. Vor uns sah ich in einiger Entfernung das Dorchester Hotel neun Stockwerke über die belebten Straßen Londons aufragen. Und mein Verstand beschäftigte sich nur mit einem Gedanken - wann die Concorde in den Vereinigten Staaten abflog und wie lange sie nach Großbritannien brauchte.
„Wenn ich eine Million Dollar pro Woche verdiene und der Durchschnittsamerikaner 1.000 Dollar pro Woche verdient -wenn ich dann 20.000 Dollar ausgebe, ist das doch so, als ob der Durchschnittsamerikaner 20 Dollar ausgibt, oder?
Diese fabelhaft vernünftige Rechtfertigung schoss mir durchs Hirn, als ich eine Stunde später in der Präsidentensuite des Dorchester Hotels saß. Die Sache klang tatsächlich so sinnvoll, dass ich das Telefon nahm, Janets Nummer wählte, sie mitten aus dem Tiefschlaf weckte und ihr ganz ruhig sagte: „Ich möchte, dass Sie George zu Alan Chemical-tobs Haus rüberschicken, dort soll er 20 Ludes für mich holen und sie mit der nächsten Concorde herüberfliegen, okay?" Mir fiel erst nachträglich ein, dass Bayside fünf Stunden hinter London hinterherhinkte, sodass es erst 4:00 Uhr Janet-Zeit war.
Aber ich hatte keine großen Gewissensbisse; schließlich war es nicht das erste Mal, dass ich so was mit ihr machte, und ich hatte den leisen Verdacht, dass es wohl auch nicht das letzte Mal war. Aber ich bezahlte ihr schließlich fünfmal so viel, wie eine persönliche Assistentin normalerweise bekam, und hatte ich damit nicht das Recht gekauft, sie zu wecken? Und wenn nicht, hatte ich mir das Recht sie zu wecken nicht durch die Liebe und Freundlichkeit verdient, die ich ihr entgegenbrachte wie der Vater, den sie nie hatte (wieder so eine wunderbare rationale Rechtfertigung)?
Ganz offensichtlich, denn im Nu war Janet hellwach und tat mir gern den Gefallen. Sie antwortete fröhlich: „Kein Problem, ich bin ziemlich sicher, dass die nächste Concorde gleich morgen früh fliegt. Ich sorge dafür, dass George drin sitzt. Und ich brauche ihn gar nicht zu Alan zu schicken. Ich habe eine Notration für Sie hier in der Wohnung." Sie machte einen kurzen Moment Pause und sagte dann noch: „Von wo aus rufen Sie an, vom Hotelzimmer?"
Bevor ich Ja sagte, fragte ich mich, welche Schlüsse man wohl daraus ziehen könnte, wenn ein Mann seine Assistentin anruft und sie bittet, sein rasendes Suchtbedürfnis und seinen Selbstzerstörungswillen per Überschalltransport zu befriedigen, ohne dass sie die Nase rümpft. Das war ein beunruhigender Gedanke und ich blieb nicht lange dabei. Ich sagte zu Janet: „Ja, ich bin auf dem Zimmer. Blöde Frage, meinen Sie vielleicht, ich rufe von so einer roten Telefonzelle am Picadilly Circus aus an?" „Leck mich!", schoss sie zurück. „Ich hab ja nur gefragt." Dann fragte sie in sehr hoffnungsvollem Ton: „Gefällt Ihnen das Zimmer besser als das in der Schweiz?" „Ja, es ist viel schöner, meine Liebe. Zwar nicht genau mein Geschmack, aber es ist alles neu und schön. Haben Sie gut gemacht."
Ich machte eine Pause und wartete auf eine Antwort, aber es kam keine. Gott! Sie wollte eine ausführliche Beschreibung des Zimmers - ihr Genuss aus zweiter Hand für diesen Tag. Welch eine Nervensäge! Ich lächelte ins Telefon. „Also jedenfalls ist das Zimmer wirklich schön. Laut Hotelmanager ist es im traditionellen britischen Stil ausgestattet - was immer zum Teufel das auch heißen mag. Aber das Schlafzimmer ist echt schön, vor allem das Bett,
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