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Der Wolkenpavillon

Der Wolkenpavillon

Titel: Der Wolkenpavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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in Jirochos Richtung. Als Nanbu vorwärtsstolperte, ließ er die Leine seines Hundes los, zeigte auf Jirocho und schrie: »Fass!«
    Der Hund griff an. Er sprang höher, als Reiko es für möglich gehalten hätte, bis auf die Mauerkrone. Jirocho wich zurück, doch es war bereits zu spät. Der Hund grub die Zähne in den Fuß des Bandenführers und riss ihn mit sich, als er von der Mauer fiel. Jirocho schrie und fuchtelte mit den Armen. Dann schlugen er und der Hund auf dem Boden auf, wo augenblicklich ein wütender Kampf entbrannte. Mensch und Tier verschmolzen zu einem heulenden, knurrenden, schreienden Knäuel.
    »Vater!«, rief Fumiko und sprang von der Mauer.
    Chiyo stieß einen verzweifelten Schrei aus, kam hinter dem Krematorium hervor und rannte auf Fumiko zu.
    »Nein! Nicht!« Reiko zückte ihren Dolch und rannte hinter Chiyo her.
    Nun sprangen auch Leutnant Tanuma und die anderen Leibwächter auf. »Reiko -san !«, rief Tanuma. »Kommt zurück!«
    Der Hund schnappte nach Jirochos Kehle. »Hilfe!«, brüllte der Bandenführer und schlug nach dem Tier, während Fumiko es an seinem Stachelhalsband zurückzuzerren versuchte. Als Jirochos Männer ihrem Anführer zu Hilfe eilten wollten, verstellten Nanbus Leute ihnen mit ihren Hunden den Weg. Chiyo packte Fumiko am Arm und zerrte das Mädchen zurück. Doch Reiko, die dicht hinter Chiyo war, konnte sehen, dass Fumiko den Hund nicht loslassen wollte.
    Plötzlich ging das Tier auf Fumiko los. Sie schrie, taumelte zurück und riss die Arme vor das Gesicht, um sich zu schützen. Chiyo warf sich zwischen den Hund und das Mädchen. Das schwere Tier traf sie mit den Vorderpfoten. Chiyo wurde zu Boden geschleudert. Reiko stach wutentbrannt mit dem Dolch auf den Hund ein, ohne Rücksicht auf die Gesetze zum Schutz der Hunde. Die Klinge traf das Tier in die Flanke und hinterließ eine klaffende Wunde. Der Hund drehte sich zu Reiko um, tief in der Kehle grollend und Mordlust in den roten Augen. Er schnappte nach ihr, wobei blutiger Schaum von seinem Lefzen spritzte. Wieder stach Reiko mit dem Dolch zu. Diesmal traf sie den Hund mitten im Sprung und schlitzte ihm den Leib auf. Der Hund stieß ein durchdringendes Heulen aus. Blut und Eingeweide quollen aus der Wunde, als er auf den Boden prallte, wo er zuckend und winselnd liegen blieb.
    Reiko eilte zu Chiyo. »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, brachte Chiyo keuchend hervor, während Reiko ihr aufhalf. Sie blickte um sich und sah, dass auch Jirocho sich hochkämpfte. Sein Gesicht, der Hals und die Hände waren blutig von Hundebissen. Aus der Dunkelheit eilte Fumiko zu ihm, während um sie her die Männer ihres Vaters mit den Überlebenden der Schlägertruppe Nanbus kämpften. Ogita taumelte in dem Chaos umher und schrie gellend: »Bringt mich weg von hier!«, während seine Männer versuchten, sich zu ihm durchzukämpfen.
    »Du gehst nirgendwohin, du Verräter!«, stieß Nanbu hervor, der mit dem Schwert die vorzuckenden Speere von Jirochos Banditentruppe abwehrte. »Lasst ihn nicht weg!«, rief er seinen Männern zu. Einige seiner Leute lösten sich aus dem Pulk der Kämpfenden und versperrten das Tor. »Und jetzt bringt mir das Mädchen!«, brüllte Nanbu. Seine Leute griffen nach Fumiko, doch die huschte unter ihren Armen hindurch. Leutnant Tanuma rief Reiko zu: »Bringt Chiyo vom Friedhof. Ich versuche, Fumiko zu retten.«
    Tanuma und die anderen Soldaten griffen nun die Männer an, die Fumiko zu packen versuchten. Statt mit Reiko vom Friedhof zu fliehen, eilte Chiyo zu Tanuma und den anderen. Reiko fluchte und rannte hinter ihr her, holte sie ein und sah sich im gleichen Augenblick von Nanbus Männern umzingelt, die ihre Schwerter erhoben hatten, während ihre Hunde kläffend an der Leine zerrten. Reiko schwang ihren Dolch, während Chiyo und Fumiko hinter ihrem Rücken Schutz suchten. Die Männer lachten und täuschten an, sodass Reiko sich immer wieder drehte und sich duckte und herumfuhr, ohne ein Ziel zu treffen. Sie waren sicher, dass sie nur eine harmlose Frau war, und wurden sorglos. Als Reiko einem von ihnen den Arm aufschlitzte, schrie er auf vor Schmerz und Erstaunen. Im gleichen Augenblick packte einer seiner Kumpane Reiko von hinten, hob sie hoch und schleuderte sie weg.
    Reiko flog durch die rauchgeschwängerte Luft und landete unsanft im Unkraut. Der Aufprall nahm ihr den Atem. Keuchend lag sie da, bis sie Chiyo schreien hörte: »Passt auf!«
    Reiko stützte sich auf die Ellenbogen und sah, wie der Mann, den sie

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