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Der Wolkenpavillon

Der Wolkenpavillon

Titel: Der Wolkenpavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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filigran verzierten Lampe aus Metall, die von der Decke hing. »Ich weiß, es ist ein bisschen spät für einen Besuch«, sagte er, »aber ich hielt es für besser, nicht zu warten.«
    »Dann habt Ihr also neue Informationen?«, fragte Sano.
    »Ja. Und ich habe etwas mitgebracht, das Euch gehört.«
    Toda wies in eine Ecke, wo Masahiro im Dunkeln saß. Auf seinem Gesicht mischten sich Furcht und Verlegenheit. Er hatte den Kopf eingezogen, als erwartete er ein Donnerwetter.
    »Masahiro!«, rief Reiko. »Ist dir etwas passiert? Wo bist du gewesen?«
    »Ich glaube, es ist besser, Ihr erzählt uns die Geschichte, Toda -san «, sagte Sano mit einem Blick auf seinen Sohn.
    »Ich habe heute Yanagisawa bespitzelt. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie überrascht ich war, als ich Euren Sohn dabei ertappt habe, wie er dasselbe getan hat?«
    Sano klappte vor Erstaunen der Unterkiefer herunter. Reiko schnappte nach Luft.
    Toda lächelte. »Ich habe mir gleich gedacht, dass Ihr nicht begeistert seid. Deshalb habe ich Masahiro nach Hause gebracht.«
    Sano ging zu seinem Sohn und kauerte sich vor ihn hin. »Stimmt das?«
    Masahiro ließ den Kopf hängen. »Ja, Vater.«
    »Du hast das Palastgelände verlassen?«, fragte Reiko entsetzt. »Ganz allein?« Als Masahiro verlegen nickte, fuhr sie ihn an: »Das darfst du nicht, das weißt du doch!«
    »Und wieso, um alles in der Welt, wolltest du Yanagisawa bespitzeln?«, fragte Sano.
    Masahiro duckte sich noch tiefer, als er den Zorn in Sanos Stimme hörte. »Du wolltest wissen, was er treibt, und da wollte ich helfen.«
    Sano konnte nur den Kopf schütteln. Obwohl er wütend auf Masahiro war, weil er ihre Regeln missachtet und sich in Gefahr begeben hatte, brachte er es nicht über sich, den Jungen auszuschimpfen. Dass sein Sohn ihm helfen wollte, rührte ihn fast zu Tränen.
    Reiko jedoch packte Masahiro vorn am Kimono und schüttelte ihn so heftig, dass sein Kopf hin und her wackelte. »Wie konntest du so dumm sein? Du weißt doch, wie gefährlich Yanagisawa ist!«
    »Aber er hat mich nicht gesehen«, verteidigte sich Masahiro.
    »Da hat er recht«, sagte Toda belustigt. »Die Verkleidung Eures Sohnes war ziemlich gut.«
    »Aber wenn er ihn gesehen hätte?«, wollte Reiko wissen. »Was dann?«
    »Yanagisawa gehört zu den Männern, die davon ausgehen, dass jeder Verfolger ein Meuchelmörder ist«, sagte Sano zu Masahiro. »Wenn er dich gesehen hätte, dann hätte er dich getötet und dann erst Fragen gestellt. Und das hätte deine Mutter sehr, sehr unglücklich gemacht.«
    »Das kann man wohl sagen«, bestätigte Reiko, »auch wenn ich im Moment nicht übel Lust hätte, dich eigenhändig umzubringen, mein lieber Herr Sohn.«
    Vor Scham sank Masahiro noch mehr in sich zusammen. »Es tut mir leid«, murmelte er. Dann hellte seine Miene sich auf. »Ich bin Yanagisawa und Yoritomo bis zum Fluss gefolgt und habe gesehen, wie die beiden sich dort mit drei Damen getroffen haben, zwei alten und einer jungen.«
    »Wirklich?« Auch wenn Sano wusste, dass Masahiro lediglich versuchte, sich mit dieser Information wieder lieb Kind zu machen, war sein Interesse geweckt. »Und was haben sie gemacht?«
    »Jetzt ermutige ihn nicht auch noch!«, schimpfte Reiko.
    »Yanagisawa hat mit den beiden alten Damen gesprochen«, sprudelte Masahiro heraus. »Yoritomo ist mit der jüngeren spazieren gegangen. Aber ich konnte nicht hören, was sie geredet haben.«
    »Das genügt mir auch so«, sagte Sano. »Du wirst nie wieder jemanden bespitzeln, weder Yanagisawa noch sonst wen, ist das klar?«
    Masahiro seufzte. »Ja, Vater.«
    »Geh auf dein Zimmer! Dort wirst du bleiben, bis du eingesehen hast, wie dumm und leichtsinnig du gewesen bist. Sobald ich der Meinung bin, dass ich dir wieder vertrauen kann, sehen wir weiter.«
    Als Masahiro aufstand, um der Anweisung Folge zu leisten, erschienen Fukida und Marume in der Tür. »Mein Sohn soll bewacht werden«, befahl Sano. »Sorgt dafür, dass er sein Gemach nicht verlässt!«
    »Warum denn das?«, fragte Marume. »Warst du ein böser Junge, Masahiro?«
    »Ich bin sicher, er wird Euch alles erzählen«, sagte Reiko, als die beiden Ermittler den niedergeschlagenen Masahiro aus dem Empfangsgemach führten.
    »Hoffentlich ist ihm das eine Lehre«, sagte Toda. »Das könnte sein Leben um ein paar Jahre verlängern.«
    Sano stand nicht der Sinn danach, mit Toda über Masahiros Zukunft zu reden. »Danke, dass Ihr ihn nach Hause gebracht habt«, sagte er. Dann wechselte er das

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