Der Wunschtraummann
und schenkt ihr jenes strahlende Lächeln, mit dem er sonst die Mädels im Büro beglückt. Ich nenne es sein Zahnpastalächeln.
»Und Sie arbeiten hier?«, fragt er. Seine Stimme ist plötzlich drei Oktaven tiefer als sonst.
Erstaunt schaue ich ihn an. Was ist denn jetzt los?
»Ähm … ja«, entgegnet Rupinda lächelnd. Sie zittert ein wenig, und das liegt nicht an den eisigen Temperaturen.
»Ach, tatsächlich?« Fergus zieht die Augenbrauen hoch wie Sean Connery. »Und haben Sie zufälligerweise etwas mit der Visa-Vergabe zu tun?«
Ach, jetzt verstehe ich, worauf er hinauswill.
»Ja, hab ich!«, erklärt sie und nickt energisch. »Ich stelle sie aus.«
»Nun, wenn das so ist«, sagt er und strahlt sie mit seinem Zahnpastalächeln an, »dann würde ich Sie gerne fragen, ob Sie mir vielleicht einen kleinen Gefallen tun könnten …«
Dreiunddreißigstes Kapitel
»Du bist ein Zauberer!«
»Ach, das würde ich jetzt nicht unbedingt sagen«, meint Fergus und grinst bescheiden.
»Ein Autogramm von dir gegen ein Geschäftsvisum zu tauschen?«, rufe ich. »Das war genial!«
»Na ja, ich bin jedenfalls froh, dass sie glücklich ist und du auch.«
»Glücklich?«, entgegne ich grinsend. »Ich bin überglücklich!«
Ein paar Stunden später sitzen wir in einem Pub und feiern. Rupinda tat uns nur zu gerne den Gefallen, und es dauerte nicht mal zwanzig Minuten, da stand sie wieder mit Sir Richards Pass vor der Tür, darin das funkelnagelneue Geschäftsvisum, gültig ab dem nächsten Tag. Nachdem ich mich überschwänglich bedankt hatte, raste ich zurück ins Büro (diesmal allerdings in einem Taxi) und überreichte Sir Richard stolz seinen Reisepass.
»Tut mir leid, er war in meiner Schreibtischschublade«, sagte ich, so lässig ich eben konnte. »Ich muss ihn übersehen haben.«
»Kein Problem«, erwiderte er fröhlich und schlug ihn auf, um nach dem Visum zu sehen. »Ich wusste doch, dass alles in bester Ordnung ist.«
Ich muss an die vergangenen Stunden denken, als alles drunter und drüber ging und ich panisch auf einem Fahrrad durch London gehetzt bin, unter Tränen Wachmänner angefleht und schließlich Fergus, Ali und Rupinda umarmt habe, nachdem wir zum Abschied ein Autogramm und ein Visum ausgetauscht hatten.
»Ja, alles in bester Ordnung«, sage ich mit einem strahlenden Lächeln. Dann wünsche ich ihm eine gute Reise und mache mich dankbar auf den Weg zum Pub um die Ecke.
Dort bin ich mit Fergus verabredet, der zum ersten Mal, seit wir uns kennen, das Fahrrad zu Hause stehen gelassen hat und mit dem Bus gekommen ist. »Na ja, betrunken Rad zu fahren ist nicht ratsam«, meint er lächelnd und holt die erste Runde.
»Auf Indien!«, sagt er dann und hebt sein Pint-Glas.
»Und darauf, dass wir nach dieser Höllenfahrt noch am Leben sind!«, erwidere ich grinsend und stoße mit ihm an.
»Hey, du hattest doch nichts zu befürchten. Ich war derjenige, der ohne Helm fahren musste«, protestiert er und trinkt einen ordentlichen Schluck Guinness. »Ich habe für dich mein Leben riskiert!«
Mir ist klar, dass er mich aufzieht, aber als ich das höre, geht mir auf, dass es eigentlich stimmt und nicht bloß ein Witz ist. »Ich weiß«, sage ich dankbar und werde einen Augenblick ganz ernst. »Ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken soll.«
»Keine Sorge, noch ein Pint dürfte reichen«, witzelt er und trinkt sein Glas in einem Zug leer.
»Also gut«, lache ich, als er mit dem leeren Glas vor meiner Nase herumfuchtelt. Ich bin ganz kribbelig vor Freude, und der Wein steigt mir sofort zu Kopf. Ich habe nur ein Glas getrunken, aber schon jetzt fühle ich mich ein bisschen beschwipst. Und ich werde noch viel beschwipster werden, nehme ich mir vor, drehe mich zur Bar um und stöhne auf.
»O nein, schau mal«, sage ich enttäuscht, als ich sehe, dass der Laden sich unversehens mit der üblichen Feierabendmeute gefüllt hat. Es ist rappelvoll, und an der Theke stehen die Leute Schlange und winken mit Zehn-Pfund-Scheinen. »Jetzt können wir ewig warten, bis wir drankommen.«
»Keine Sorge, ich kenne die Barkeeperin«, meint Fergus lächelnd. »Ich hole unsere Getränke.«
»Was denn? Und als Gegenleistung schreibst du Autogramme?«, necke ich ihn, und er lacht. »Also, was willst du trinken? Dasselbe noch mal?«
»Nein, die Runde geht auf mich«, protestiere ich. »Ich kann dich doch nicht alles machen lassen.«
»Okay, wenn du darauf bestehst. Aber dann komme ich mit und helfe dir tragen.«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher