Der Wunschzettel - Be Careful What You Wish For
nach dir losschicken.«
»Hi … Es tut mir leid«, entschuldige ich mich. »Ich habe die Zeit völlig vergessen und …«
Doch er lässt mich nicht ausreden. »Kein Problem. Ich habe schon gegessen und deins in den Ofen gestellt, damit es warm bleibt.«
»Eigentlich habe ich gar keinen Hunger«, sage ich, und dann kann ich mich nicht länger beherrschen. »Ich bin gerade um eine Verabredung gebeten worden. Von jemandem, für den ich schon lange eine Schwäche habe«, füge ich eilig hinzu, für den Fall, dass er glaubt, ich lasse mich gewohnheitsmäßig auf Verabredungen mit Männern ein, die ich zufällig auf der Straße kennen lerne.
»Oh … cool.«
Es entsteht eine kurze Pause.
»Ich habe Champagner statt Wein gekauft«, sage ich.
»Willst du ein Glas?«
»Danke, nein. Es war ein langer Tag, und ich gehe jetzt zu Bett.«
»Oh, O.K.... wegen des Grillens.«
»Hey, vergiss es.«
»Sicher?«
»Ja, klar.« Er lächelt. »Nacht, Heather.«
»Klar. Gute Nacht, Gabe.«
Ich schwenke die Champagnerflasche zum Abschied, dann gehe ich in die Küche, um sie in den Kühlschrank zu stellen. Meine Gedanken wandern wieder zu James, und ich bin so darin versunken, dass ich, als sich Gabes Tür wenige Augenblicke später klickend schließt, nur am Rande wahrnehme, dass er im Türrahmen stehen geblieben sein und mir nachgesehen haben muss. Doch ich bin zu gefangen von den Ereignissen des Abends, um dem eine Bedeutung zuzumessen. Selig lächelnd lege ich den Moët auf Eis. Für später.
KAPITEL 16
Vor den mit Efeu bewachsenen Mauern von Kew Gardens haben sich etwa ein Dutzend Hochzeitsgäste versammelt. Da von der Braut noch nichts zu sehen ist und die Zeremonie erst in einer halben Stunde beginnen soll, nutzen sie die Gelegenheit, noch eine Zigarette zu rauchen und an ihrem Sonntagsstaat herumzuzupfen. Sie sind alle noch jung, in den Zwanzigern, frisch von der Universität, wie mir die Ethno-Armbänder, der schwarze Flüssigeyeliner und die Ansammlung nicht zueinander passender Anzüge und zu kurzer und freizügiger Partykleider verraten.
Und für eine ganz bestimmte Blonde auch viel zu eng, denke ich. Ich habe Mühe, nicht ständig ihr schwarzes Lycra-Minikleid anzustarren, unter dem sich jede Delle und Naht ihres Höschens abzeichnet, während ich mich durch die Gästeschar schiebe und nach jemandem Ausschau halte, dem ich eine Zigarette abluchsen könnte. »Entschuldigung, Sie haben nicht zufällig eine Zigarette für mich …« Mit dem letzten Fünkchen weiblichen Charmes lächle ich einen schlaksigen Mittzwanziger an, dessen Gesicht noch die letzten Reste pubertärer Akne aufweist.
Der Junge, der eindeutig nicht an weibliche Aufmerksamkeit gewöhnt ist, sieht mich erschrocken an. »Oh, äh, klar«, stammelt er und fingert in der Brusttasche seines Jacketts herum, das er, wenn ich mir die Länge der Ärmel so ansehe, von einem deutlich kleineren Kumpel ausgeborgt haben muss. »Und, gehören Sie zu den Gästen von der Seite der Braut?«, fragt er unsicher, während er eine Schachtel Silk Cut Ultra Low herauszieht.
Oh, na ja, besser als nichts. Ich nehme eine Zigarette. »Äh, nein, ich bin hier, um die Hochzeitsfotos zu machen.«
»Sie sind Fotografin? Hey, cool«, meldet sich sein Freund zu Wort, auf den ich bisher nicht geachtet hatte, da er bis gerade eben mit dem Handy telefoniert hat. Er sieht unglaublich gut aus. Und er weiß es auch. »Vielleicht könnten Sie mich ja irgendwann mal fotografieren. Ich bin Leadsänger in einer Band«, informiert er mich betont lässig und schenkt mir einen sorgfältig einstudierten Blick, der irgendwo zwischen Schmollen und Lächeln liegt.
Gerade als ich ihm erklären will, dass ich nur die Assistentin des Fotografen bin, schaltet sich der Junge mit den Zigaretten ein. »Hören Sie nicht auf Jack. Der ist immer so.« Er hält mir das Feuerzeug hin. »Ich bin übrigens Francis.«
Ich lächle anerkennend. Woran liegt es eigentlich, dass es bei Männern im Doppelpack immer einen süßen, netten gibt, mit dem alle Mädchen gern platonisch befreundet sein wollen, und einen attraktiven Mistsack, der alle Mädels abschleppt?
»Hey, halt die Klappe, Pizzagesicht«, schnaubt Jack und knufft ihn auf die Schulter, während wir uns gerade die Hand geben. Zwei rote Flecke erscheinen auf Francis’ Wangen, doch Jack grinst nur blasiert und aalt sich in der Sicherheit seines guten Aussehens. Meine Güte, was für ein Blödmann. Ich wünschte, jemand würde ihm mal anständig den
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