Der Wunschzettelzauber
Bekannter von mir.«
Charlie blickte sie so ernsthaft und respektvoll an, dass sie ein wenig lächeln musste. »Ich hatte gleich das Gefühl, dass Sie Freunde in einflussreichen Positionen haben«, stellte er fest.
»Ach, Sie machen sich ja keine Vorstellung«, säuselte Chloe geheimnisvoll.
»Darf ich auch einen chinesischen Pass mit einem Panda drauf haben?«, fragte Katie ihren Vater.
»Warum nimmst du nicht gleich meinen?«, schlug Chloe vor. »Nicolas ist ja jetzt schon groà genug, um für mich zu bürgen.«
»Vielen Dank.« Katie lächelte sie an. Dann fragte sie ganz gestelzt: »Wie lautet denn dein Name?«
»Mein Name ist Chloe«, antwortete Chloe ebenso gestelzt. Es war, als würde sie der Königin vorgestellt. Katie besaà für eine Dreijährige ziemlich viel Selbstbewusstsein.
»Chlo-e«, wiederholte Katie deutlich wie eine gnädige Herrscherin, die in einem anderen Land ein fremdes Wort lernt. »Der Name gefällt mir.« Chloe grinste sie an. Sie mochte kleine Mädchen generell, und dieses hier war reizend. Plötzlich stand Katie auf ihrem Stuhl.
»Setz dich hin, Schatz«, sagte ihr Vater fest. »Dein Essen kommt gleich.«
Katie setzte sich sofort wieder hin und begann, Chloes untere Gesichtshälfte so fasziniert anzustarren, dass Chloe ganz nervös wurde. Hatte sie einen Fleck auf dem Kinn? Oder etwas zwischen den Zähnen? Das war die Art von Katastrophe, mit der man beim ersten Date testen konnte, wie entschlossen der Dating-Partner war. Gut nur, dass dies kein Date war. AuÃerdem hatte sie noch gar nichts gegessen. Oder bekam sie vielleicht eine grässliche stressbedingte Pustel am Kinn? War es das?
»Chloe? Darf ich dich was fragen?«
»Natürlich, Katie«, erwiderte Chloe und wappnete sich.
»Trägst du Lippenstift?«, fragte Katie äuÃerst höflich und starrte sie noch immer an.
»Ja«, gab Chloe zu, »ich trage Lippenstift.« Majestätisches Selbstbewusstsein, gekoppelt mit dem Adlerauge und der Schlauheit Âeiner Mrs Moore, einst Schulleiterin von Chloes Grundschule â Katie war eindeutig eine Persönlichkeit.
»Roter Lippenstift, nicht?«
»Nun ja, rötlich«, verbesserte Chloe und warf einen Seitenblick auf Charlie. Er hörte zu und betrachtete dabei seine Tochter. »Eigentlich dunkelrotbraun.«
»Hast du ihn denn dabei?«
»Ja. Möchtest du ihn gern mal sehen?«
»Au ja!«, flüsterte Katie entzückt.
Chloe wühlte in ihrem Schminkbeutel, zog dann mit Schwung einen silbernen Lippenstift heraus und hielt ihn Katie hin. Die Kleine hätte nicht staunender dreinblicken können, wenn es das Zauberschwert Excalibur gewesen wäre, das die Königin des Wassers in der Artussage aus ihrem See zog. Als Chloe Katies sehnsüchtigen Blick bemerkte, fragte sie: »Möchtest du ein kleines bisschen davon?« Dann biss sie sich auf die Lippe und warf Charlie einen entschuldigenden Blick zu. »Natürlich nur, wenn dein Daddy damit einverstanden ist.«
»Das bin ich«, erklärte Charlie mit ernster Miene, aber sie konnte ein Lächeln in seinen Augen sehen. Nur mit Mühe unterdrückte Chloe selbst ein Lächeln. Sie wusste, was er da tat. Er flirtete â aber nicht wie der arme Greg. Charlie flirtete richtig. Das tat er natürlich mit allen, schlieÃlich war er ein Experte. Aber wenn er glaubte, dass sie wie alle anderen darauf hereinfallen würde, dann hatte er sich getäuscht. Sie wandte sich von ihm ab und konzentrierte sich darauf, einen Hauch dunklen Lippenstift auf die Lippen des kleinen Mädchens zu tupfen. Die Wirkung war enorm bei Katies blasser Haut, ihren groÃen, dunklen Augen und ihrem höchst feierlichen Gesichtsausdruck. Chloe konnte leicht erahnen, wie das Mädchen in etwa zehn Jahren aussehen würde, sollte sie als Teenager an der Goth -Szene Gefallen finden.
Die Kellnerin kam mit einem Turm kleiner Bambuskörbchen und verteilte sie auf dem Tisch. Sie hob alle Deckel ab und verschwand wieder. Da gab es Garnelen, Schweine- und Krebsfleisch in Saucen sowie einen Berg dünne Pfannkuchen mit Pekingente gefüllt, was zufällig eines von Chloes Lieblingsgerichten war. ÂAnscheinend mochte Charlie dieses Gericht auch. Entweder das, oder er konnte tatsächlich mit seinem scharfen Blick Gedanken lesen.
Sie aÃen und unterhielten sich, wobei Chloe
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