Der Wunschzettelzauber
passiert ist«, meinte Charlie aufmunternd, doch Chloe konnte erkennen, dass er nur mit Mühe seine eigenen Befürchtungen verbarg. Er blickte sie an, und in diesem Augenblick verstanden sie sich ohne Worte. »Chloe, warum versuchst du nicht, sie anzurufen?«, meinte er.
Chloe rief Sallys Nummer an. Nichts. Nach einem weiteren Blick auf Charlie legte sie eine Hand auf Philips Arm und schlug sanft vor: »Vielleicht wäre es besser, wenn du mir den Schlüssel gibst. Ich gehe voran und sehe nach, was da los ist.«
Philip widersprach nicht. Er schien vollkommen am Boden zerstört. Chloe schloss die Haustür auf und trat ein. Dann trat Philip über die Schwelle, gefolgt von Charlie. Im Erdgeschoss war niemand, doch bei einem raschen Blick ins Wohnzimmer erspähte Chloe Sallys hochhackige Schuhe, die da wie eilig von den FüÃen geschleudert lagen. Daneben ein Paar männliche Slippers von Prada. Dabei trug Philip nur die konservativsten Schnürschuhe.
Himmelherrgott .
Chloe lauschte mit grimmiger Miene. Sie vernahm Stimmen, die von oben kamen. Lachen. Ohne ein Wort begann Chloe mit den beiden Männern im Gefolge, in einer Art tragischem Fatalismus schweigend die Treppe hinaufzugehen. Vor der Schlafzimmertür, die geschlossen war, blieben sie stehen.
»Ich kann nicht«, stöhnte Philip. »Ich ertrag das nicht.«
Chloe hielt ihn mit ausgestreckter Hand zurück. »Warte.« Sie wollte gerade anklopfen, da hörten sie die Stimme eines Mannes, die vor Lachen und Entzücken bebte, ausrufen: »Ach, Darling ⦠ich habe noch nie etwas so Schönes gesehen.« Es war ein schlimmer Moment, und Philip sah aus, als wollte er schreien oder sich auf die Tür stürzen. Charlie hielt ihn zurück und warf Chloe einen grimmigen Blick zu, die ihn nickend erwiderte und tief Luft holte.
»Halte ihn so lange zurück, wie du kannst«, bat sie. Dann rief sie mit lauter Stimme warnend: »Sally?«, und öffnete die Schlafzimmertür.
Sally saà dicht neben einem Mann auf der Bettkante, beide mit einem Champagnerglas in der Hand. Zu Chloes Ãberraschung und Erleichterung waren sie beide angekleidet, allerdings barfüÃig. Trotzdem schloss Chloe rasch die Tür hinter sich. Wer wusste schon, wie lange Charlie Philip zurückhalten konnte.
Sally blickte auf. »Chloe? Na so was!«
»Was geht denn hier vor?«, fragte Chloe und starrte Sallys Begleiter an.
»Hallo«, sagte er und strahlte sie an. Er sah sehr gut aus, bemerkte Chloe, und äuÃerst gepflegt. AuÃerdem erkannte sie zu allem Unglück in ihm den Mann von Gilesâ Foto.
»Das ist Karl«, stellte Sally vor.
Chloe nickte kurz in Karls Richtung. »Sally, Philip ist hier vor der Tür, und in einem schrecklichen Zustand. Was soll ich ihm sagen?«
Sally öffnete den Mund, doch bevor sie etwas antworten konnte, rief Karl eifrig: »Philip? Ist das dein Göttergatte, Darling? Der Komponist? Wo, wo ist er? Ich sterbe vor Neugier, ihn endlich kennenzulernen.«
Chloe runzelte verwirrt die Brauen. Dann wurden Stimmen laut â Philips und Charlies â, und die Tür wurde hinter ihr aufgerissen. Sie warf Sally einen verzweifelten Blick zu. Jetzt würde es endgültig zur Katastrophe kommen, und niemand konnte sie aufhalten.
»Du liebe Güte«, rief Karl. » Zwei wundervolle Männer! Das ist ja wie Weihnachten und Ostern zusammen! Welcher ist deiner, Darling?«
»Der da«, antwortete Sally und deutete auf Philip. Dann entfuhr ihr ein Schreckensschrei. »Oh Gott, Philip! Was hast du? Du siehst ja schrecklich aus!«
»Was zur Hölle ist hier los?«, brüllte Philip und starrte Karl wild an. »Was haben Sie im Schlafzimmer meiner Frau zu suchen?«
Sally stieà ein heiseres Lachen aus. »Ach du liebe Zeit, so ein Unsinn! Philip, das ist Karl, mein neuer Verleger. Und Karl, das sind meine Freunde Chloe und Charlie.«
»Sally hat mir ihren Einbaukleiderschrank gezeigt«, erklärte Karl, nachdem er den Neuankömmlingen ein strahlendes Lächeln zugeworfen hatte. »Sie hat bei unserem frühmorgendlichen Meeting davon erzählt, und ich musste ihn mit eigenen Augen sehen, also sind wir danach gleich hierhergefahren. Und er ist ja wirklich ganz wundervoll â ich meine, sehen Sie sich nur diese blassgrünen Glastüren an! Und ich liebe diese Regale zum Herausziehen, und erst die
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