Der Zauber eines fruehen Morgens
ihn nicht in der Kälte warten lassen.«
»Blessard«, sagte der Mann, der seine Hand immer noch ausgestreckt hielt. »Frank Blessard vom Chronicle . Nein, wir sind uns noch nicht begegnet, doch …«
Belle schnitt ihm das Wort ab, indem sie seine Rechte schüttelte. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Blessard, aber wir müssen jetzt wirklich gehen.«
Als Mog und sie die Treppe hinuntereilten, war ihr bewusst, dass er sie abgepasst hatte, um sie etwas Bestimmtes zu fragen, doch sie drehte sich nicht nach ihm um, sondern bot Broadhead an, ihn mitzunehmen.
Er strahlte vor Freude. »Das ist sehr nett von Ihnen. Eigentlich wollte ich die Straßenbahn nehmen. Aber wenn ich Ihnen wirklich nicht lästig falle, würde ich so natürlich viel schneller zurückkommen.«
»Dieser Blessard, der uns angesprochen hat, hat erwähnt, dass er für den Chronicle arbeitet«, sagte Belle zu Broadhead, als sich die Droschke in Bewegung setzte. »Ich kenne diese Zeitung nicht. Sie?«
Der Polizist verzog das Gesicht. »Ein Revolverblatt. Gut, dass Sie ihn kurz abgefertigt haben. Bestimmt hatte er auf blutigere Details gehofft, als bei der Verhandlung zur Sprache gekommen sind. Wenn er Sie wieder belästigt, schicken Sie ihn einfach seiner Wege. Ich habe für diese Burschen nichts übrig. Sie picken sich einen Fall heraus, und wenn die Sache zu wenig Sensationen bietet, erfinden sie einfach etwas dazu.«
Der Schnee hatte sich in eisigen Hagel verwandelt, als sie Blackheath erreichten. Belle bezahlte den Fahrer, verabschiedete sich von dem Polizisten und eilte mit Mog ins Haus.
Garth war in der Küche. »Alles gut gegangen?«, rief er ihnen zu, als sie Hüte und Mäntel ablegten und aus ihren Stiefeln schlüpften. »Der Kessel ist aufgesetzt. Wie lange muss der Schweinehund sitzen?«
Die beiden Frauen gingen in die Küche zu Garth und wärmten sich über dem Ofen die Hände. Mog teilte Garth das Urteil mit. »Aber Belle ist ein bisschen angegriffen. Da war ein Reporter, der sie als Miss Cooper kannte.«
»Darüber wirst du dir doch keine Gedanken machen, oder?« Garth ging zu Belle und legte eine schwere Pranke auf ihre Schulter. »Dein Mädchenname ist kein Geheimnis. Viele Leute in der Gegend kennen ihn. Schließlich hast du monatelang hier gewohnt, bevor du unseren Jimmy geheiratet hast.«
»Das stimmt natürlich, aber warum hat er mich mit Cooper angesprochen, wenn ich vor Gericht als Mrs. Reilly aufgerufen worden bin? Und er hatte etwas Schleimiges an sich«, sagte Belle und lehnte sich Trost suchend an Garths breite Brust. »Ich glaube, er war bei Kents Prozess.«
Garth drückte sie an sich. »Na, na, lass dir deshalb mal keine grauen Haare wachsen! Bei der Verhandlung damals ist nichts Nachteiliges über dich zur Sprache gekommen. Schätze, er ist hellhörig geworden, weil du schon wieder das Opfer eines Verbrechens geworden bist. Menschliches Interesse nennt man das wohl, oder?«
»So ist es«, erklärte Mog energisch. »Da du doch so hübsch bistund dein Mann im Krieg ist und du noch dazu so ein gutes Bild von diesem Schuft gezeichnet hast. Noah könnte dir sagen, dass es Zeiten gegeben hat, in denen er praktisch alles für eine so pralle Story gemacht hätte.«
»Vielleicht sollte ich Noah anrufen«, meinte Belle und sah von Garth zu Mog. »Ihn um Rat fragen, versteht ihr? Irgendwie glaube ich nicht, dass ich diesen Mann zum letzten Mal gesehen habe, und ich möchte wissen, mit wem ich es zu tun habe, falls er noch mal auftaucht.«
»Als hättest du nicht schon genug Sorgen wegen Jimmy«, brummte Mog. »All die Angst, die du um ihn ausstehen musst!«
Da Belle wusste, wie nervös Mog werden konnte, wenn es um das Wohlergehen ihres Lieblings ging, versuchte sie, sie zu beruhigen.
»So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Es geht ihm ja nicht schlecht, er jammert eben ein bisschen in seinen Briefen, weil er uns alle vermisst und die ewige Kälte und Nässe satthat«, erwiderte sie leichthin. »Er hat geschrieben, dass seine Füße lange nicht so schlimm aussehen und wehtun wie die der anderen. Und wenn er sich nicht bei uns ein bisschen ausjammern kann, bei wem dann?«
In Wirklichkeit sorgte sich Belle sogar sehr um Jimmy, weil sie seinem letzten Brief angemerkt hatte, wie elend ihm zumute war. Er hatte gesagt, er sei wegen Fußbrand beim Sanitäter gewesen, hatte jedoch hinzugefügt, dass es bei ihm längst nicht schlimm genug sei, um deshalb ins Lazarett geschickt zu werden wie andere Männer. Weiter hatte er
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