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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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der Kerl brach zusammen. Unter ihm bildete sich eine rasch größer werdende rubinrote Pfütze.
    Juliane würgte und taumelte zurück. Sie hatte jemanden umgebracht.
    Ranon rappelte sich auf und nahm sie tröstend in seine Arme. Sie bebte heftig, fühlte aber dennoch, wie sein Herz wild gegen seinen Brustkorb hämmerte. Sein Atem ging stoßweise wie ihrer.
    »Bist du in Ordnung?« Ranon zitterte, doch von seinem Gesicht war keine Gefühlsregung abzulesen.
    »In Ordnung?« Juliane keuchte. »Hast du die ganzen Toten im Hof gesehen? Wie soll da jemals wieder etwas in Ordnung kommen?«
    »Ich kenne … ich kannte die Leute. Es waren Freunde«, erwiderte er dumpf und fügte hinzu: »Gute Freunde.«
    »O Gott.« Es war ein Albtraum. Ein unglaublich schrecklicher Albtraum. Sie wollte das Gesicht in den Händen vergraben. Heulen wie ein Kind, um all die wirren Eindrücke und Gefühle loszuwerden, doch Ranon ließ nicht zu, dass sie in Selbstmitleid versank.
    »Ich habe einen Soldaten gefesselt. Wir müssen hier weg. Garantiert waren die beiden nur die Vorhut.« Behutsam schob er sie nach draußen.
    Dunkelheit war über das Land hereingebrochen. Noch nie hatte sie die Ankunft der Nacht mit solcher Erleichterung erfüllt wie in diesem Moment. Finsternis bedeckte die Umgebung, sodass nur noch Formen, aber keine Farben mehr zu erkennen waren. Juliane konnte das Scharren von Hufen und das Schnauben von Pferden hören. Ein weiteres Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit und sie entdeckte einen geknebelten Todesreiter auf dem Boden. Ein Stoffstreifen war um seine Augen gebunden, und der Soldat zappelte. Ranon ging zu ihm und überprüfte die Fesseln.
    »Deine Armbrust hat einen Linksdrall. Dein Freund schien nicht glücklich darüber«, sagte Ranon, bevor er sich an Juliane wandte. »Kannst du reiten?«
    Wie betäubt nickte sie, da reichte ihr Ranon bereits die Zügel eines stämmigen Pferdes. Mit undeutbarer Miene schwang er sich auf seinen Wallach und schlug dem Tier die Fersen in die Flanken.
    Juliane warf einen letzten Blick auf den Bauernhof. Ihre Augen brannten vor Wut, Entsetzen und Unglauben, doch sie hatte keine Tränen mehr.
     
    Niemand begegnete ihnen auf ihrem Ritt. Sie kamen an Feldern und Wiesen vorbei, um menschliche Behausungen führte Ranon sie mit reichlich Abstand herum. Schließlich hielt er das Pferd an und sie stiegen ab. Im Rücken befand sich ein Eichenwäldchen, durch das sie geritten waren, und nun lagen Felder vor ihnen mit kurzen, goldenen Stoppeln, die aus dem Boden ragten.
    »Wir müssen uns trennen.«
    »Du lässt mich allein?« Wäre Juliane nicht so betäubt von den Erlebnissen der vergangenen Stunden gewesen, sie wäre vermutlich ausgerastet. Stattdessen lauschte sie seinen Ausführungen mit stoischer Gelassenheit.
    »Es muss sein.« Ranon griff nach ihrer Hand. »Sie suchen nach zwei Personen. Der gefesselte Todesreiter weiß, dass jemand beim Bauernhaus war. Der andere Soldat ist tot. Angriff auf die Armee Kloobs, das kommt Hochverrat gleich. Wir teilen uns auf und vergrößern unsere Chancen, die Blauen Berge zu erreichen.«
    Juliane unterdrückte ein Zittern, sie wusste, was er verschwieg. Die Soldaten suchten nur eine Person. Getrennt käme immerhin einer von ihnen davon, sollte der andere erwischt werden.
    »Und was soll ich in diesen Bergen?« Sie lenkte ihren Blick kurz zu dem in der Dunkelheit schemenhaften Massiv. Auch wenn ein seltsames, unerklärliches Gefühl sie dorthin zog, warum sollten sie ausgerechnet dort eine Zuflucht finden?
    Ranon erklärte ihr seinen Plan. Er wollte mit den Pferden zur Stadt Jorum reiten, die Tiere verkaufen und Juliane folgen, sobald es ging. Juliane sollte zu dem Bauernpaar Kuri und Vendell gehen. Die beiden unterstützten die Rebellen und würden sie mit Proviant ausstatten. Anschließend sollte sie so rasch wie möglich in die Berge weiterziehen. Dort würden die Rebellen der rechtmäßigen Königin von Goryydon sie aufnehmen.
    »Was ist, wenn die Soldaten einen von uns erwischen?«
    Ranon wandte sich ab, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte.
    »Sie werden uns nicht schnappen. Vielleicht vergessen sie uns. Für sie ist die Auserwählte tot. Wir sind nicht mehr als irgendwelche Rebellen, die es zu beseitigen gilt.«
    Juliane glaubte Ranon nicht. Ein Todesreiter war getötet worden und ein zweiter wusste von ihr und Ranon. Dies galt als Hochverrat, hatte er eben noch gesagt. Natürlich jagten die Soldaten hinter ihnen her. Kackmist, was meinte er

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