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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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seine Glasfläche schimmerte silbrig, doch in ihrer Mitte blieb es leer, obwohl Juliane direkt hineinstarrte. Ein Augenpaar erschien.
    Fasziniert versank sie in diesen unbekannten Augen, die ihr gleichzeitig so bekannt waren, als wären es ihre eigenen. Eine tiefe Sehnsucht erfüllte sie. Auf einmal wusste sie, dass es einen Menschen gab, dem sie sich verbunden fühlte.
    »Suche diese Augen, Juliane! Suche sie und du findest dich selbst«, sagte die Stimme, während das Augenpaar verblasste.
    Juliane entfernte sich weiter von dem Tunnel und spürte erneut das Ringen zwischen Nachgeben und Widerstand.
     
    Zugleich bemerkte sie die Anwesenheit und Sorge fremder Menschen. Wieder gab es Menschen, die sich um sie kümmerten, trotz ihrer eigenen Not, trotz der Gefahr. Dieser Gedanke und die Erinnerung, dass es irgendwo jemanden gab, für den es sich lohnte zu leben, gaben ihr die Kraft, gegen den Tod zu kämpfen.
    Und so rang Juliane gegen das Fieber und den Schmerz.
    Während dieser Zeit fühlte sie die Gegenwart eines Menschen, der bei ihr saß, ihre Stirn kühlte, ihre Hand hielt und leise mit ihr sprach, wenn Fieberfantasien sie gefangen hielten. Einige Male erwachte sie kurz aus ihren Albträumen. Doch diese Phasen unterschieden sich kaum von ihrem schlafähnlichen Zustand, es erschien ihr nur wie eine Fortsetzung ihrer Albträume. Gesichter, die sich zu Fratzen verwandelten. Stimmen, die zu ihr sprachen, die sie weder kannte noch verstehen konnte. Dann gab es da Hände, die vorsichtig ihren Körper betasteten, ihre Wunden versorgten und ihr dann wieder grob neue Schmerzen zufügten, aus Gründen, die sie in ihrem Fieberwahn nicht begriff.
    Oft umfing sie auch barmherzige Dunkelheit, in der sie schwebte wie auf einer großen, dunklen Wolke. Dieses Nichts zerriss immer wieder derselbe Traum …
     
    Eine Woge aus schwarz uniformierten Leibern griff den goryydonischen König an , und die wenigen seiner Anhänger fielen unter den Attacken der Schwarzgekleideten. Auch der König fiel zu Boden. Irgendjemand aus den hinteren Reihen brüllte mit sich übersch lagender Stimme: »Der König ist tot!«
    Die Kämpfenden hielten inne. Nein, sie erstarrten wie Maschinen, denen man die Energieleitungen gekappt hatte.
    Kloob, der Anführer der schwarzen Armee, schritt zum König und riss ihm eine goldfunkelnde Kette vom Hals. Er hielt sie triumphierend in die Höhe, und Juliane bewunderte das Schmuckstück. Der Anhänger besaß die Form einer Sonne wie das Mal, das ihre Handfläche zierte.
    »Der König ist tot«, rief Kloob abermals. Obwohl es helllichter Tag war, erkannte Juliane nie sein Gesicht.
    »Lang lebe Kloob, der dunkle Herr und Meister über Goryydon!«
     
    *
     
    Kalira starrte auf die fremde, junge Frau. Sie stöhnte, verzog ihr Gesicht schmerzerfüllt und warf sich im Bett hin und her. Vor einigen Tagen hatten Torus und Trian sie in den Bergen gefunden. Die Fremde glühte vor Fieber. Kleinere Schnitte und Prellungen übersäten ihren Körper. Durch die Nässe und den Schmutz hatten sich die offenen Wunden entzündet und bereiteten Probleme. Aus irgendeinem Grund verlief der Heilungsprozess anders als erwartet.
    Weder Kaliras Mutter Elyna noch sie hatten geglaubt, dass sie die erste Nacht überleben würde. Doch das zierliche Ding erwies sich als zäher, als sie dachten. Stirnrunzelnd musterte Kalira die Verbände um ihre Handflächen.
    »Hat sie noch Fieber?«
    Elyna wirkte zerstreut, wie immer, seit sie mit der Krankenpflege der unbekannten Frau beschäftigt war. »Nein«, erwiderte Mutter.
    »Wer mag sie wohl sein? Und was hat sie hierher verschlagen?«
    »Jemand muss ihr soweit vertraut haben, um ihr den Weg zu unserem Versteck zu verraten. Sie ist nur wenige Schritte vor der Felszunge zusammengebrochen.«
    Kalira deutete auf die Kranke im Bett, die sich gerade regte. Ihre Augenlider öffneten sich flatternd.
     
    *
     
    Juliane erblickte eine rothaarige Frau, die sich über sie beugte. Sie besaß grüne, schräg gestellte Augen, ein schmales, blasses Gesicht, das durch das üppige Haar, das zu einem Zopf geflochten war, breiter erschien, als es war.
    Julianes Kehle beherbergte scheinbar eine Sandwüste. Ihr Kopf erwies sich als ein einziger dumpfer Schmerz, der sich bis in ihre Zähne fraß. Sie versuchte zu sprechen, brachte aber nur Töne hinaus.
    »Ich bin Elyna. Du bist in Sicherheit. Hier, versuch ein wenig Brühe zu trinken.« Mit Elynas Hilfe richtete sie sich auf und bemerkte erst jetzt, wie steif und

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