Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
Vom Netzwerk:
lagen.
    »Ich habe euch frische Kleider bereitgelegt, lasst eure Sachen liegen. Ich werde sie für euch waschen und flicken«, erklärte Cadao freundlich.
    »Wir danken euch, Cadao. Ihr seid alle sehr freundlich und überaus großzügig«, sagte Juliane.
    Die Alte nickte erfreut und ließ Juliane und Kalira allein. Als sich die Tür geschlossen hatte, schossen Kalira Tränen in die Augen.
    »O Juliane, warum hat Ranon mich gerettet? Das habe ich doch gar nicht verdient.« Sie sank auf die Holzbank. Juliane umarmte ihre schluchzende, zitternde Freundin tröstend.
    »Er liebt dich so sehr, er würde alles für dich tun.«
    »Ihr Götter«, schluchzte Kalira verzweifelt. »Ich liebe ihn doch auch!«
    »Ich weiß«, murmelte Juliane.
    Kalira klammerte sich in ihrer Not und Verzweiflung noch fester an sie. Juliane konnte ihren Schmerz mitfühlen. So hockten sie eine ganze Weile und weinten gemeinsam, bis Juliane Kalira von sich schob.
    »Du bist mehr als eine Freundin, wir sind Schwestern.« Kalira versuchte sich an einem Lächeln, doch sofort kullerten neue Tränen aus ihren Augenwinkeln. »Ich habe mich unmöglich benommen. Entschuldige.«
    »Ja«, flüsterte Juliane, nur auf das Wichtigste eingehend. »Wir sind Schwestern, zwar nicht vom selben Blut, aber vom selben Geist.«
    Kalira wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nickte. Juliane ergriff ihre Hand und drückte sie. »Komm, Kalira, zieh dich aus und steig in die Wanne. Du wirst sehen, danach fühlst du dich gleich besser.« Zwar glaubte sie nicht daran, den Schrecken einfach abwaschen zu können, doch vielleicht würde es ihnen die Anspannung nehmen. Sie war so müde, dass sie nur das Adrenalin und die Trauer wachhielten.
    Als Kalira in die Wanne gestiegen war, tat es ihr Juliane nach und stieg in den anderen Zuber.
    Das heiße Wasser tat gut auf ihrer Haut und entspannte ihre schmerzenden Muskeln auf wohltuende Weise. Die Wärme machte sie schläfrig. Im Halbschlaf merkte sie noch, dass es Kalira weder Entspannung noch Ruhe zu bringen schien. Denn sie stieg kurze Zeit später aus der Wanne.
    Ein zimthäutiger Junge hockte inmitten der Bäume.
    Juliane stand hinter ihm und erkannte nichts weiter als seinen Rücken. Aus dem Unterholz kam eine wunderschöne Frau auf ihn zu.
    »Es hat lange gedauert, bis du dem Ruf gefolgt bist.«
    Der Junge sprang auf. »Wer bist du?«
    »Asleena, die Königin der Morvannen«, erwiderte sie.
    Der Junge zog sein Schwert. »Wovon redest du?«
    »Ich habe die Kinder des Tales zurückgerufen. Du warst der Einzige, der so lange im Königreich Goryydon ausharrte.«
    »Ich kam freiwillig hierher!«
    Asleena lächelte versöhnlich. »Glaubst du?«
    Der junge Morvanne hob drohend sein Schwert. »Lass mich in Ruhe!«
    »Ich werde gehen, doch wir werden uns wiedersehen. Sehr bald sogar!«
    Juliane erwachte mit einem Ruck, als Wasser in Mund und Nase eindrangen. Prustend richtete sie sich auf. »Scheiße!«
     
    *
     
    Kalira klopfte an die Tür der Heilerin. Eine Frau mittleren Alters öffnete. Sie besaß freundliche, braune Augen und ihr Haar war von einigen silbernen Strähnen durchzogen. Sie trug es so kurz wie ein goryydonischer Mann. Ein unzufriedener Zug lag um ihren Mund.
    »Komm rein.« Sie stieß einladend die Tür auf. »Du bist Kalira, nicht wahr?«
    Kalira nickte und trat ein.
    Eine schmale Treppe führte hinauf in Talnas Schlafbereich. Sie konnte eine Matratze und Decken erkennen, die auf dem Boden lagen. Dahinter lehnten große Weidenkörbe an der Wand. Die Wohnküche des Hauses. Über dem aus Backsteinen gemauerten Herd befand sich der Kamin, daneben lag ein Fenster, durch das die trübe Abendsonne fiel.
    In der Raummitte stand ein großer Holztisch, um den Talna sechs Stühle platziert hatte. An der Wand war ein Bett aufgebaut, in dem Ranon lag. Die Leichenblässe seines Gesichts war einer fiebrigen Röte gewichen. Er wirkte wie eine leblose Puppe. Panik schnürte Kalira das Herz zu.
    »Wie geht es ihm?«, fragte sie und konnte ihre Verzweiflung nicht verhehlen.
    »Wir konnten die Blutung einigermaßen gut stillen. Doch er hat hohes Fieber bekommen. Ich versuche, es mit kalten Umschlägen zu senken«, erklärte Talna.
    Sie hockte sich neben Ranon und tauchte ein Tuch in eine Schüssel. Während sie das Tuch auswrang und es um Ranons Wade wickelte, erklärte sie: »Mehr kann ich jetzt nicht für ihn tun. Wenn das Fieber steigt und er sein Bewusstsein nicht wiedererlangt …«
    Kaliras Herz verknotete sich. Sie fuhr sich

Weitere Kostenlose Bücher