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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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Meter von dem Todesreiter fort, doch der nächste hatte es bereits auf sie abgesehen. Juliane biss die Zähne zusammen. Die Soldaten würden sie ohne zu zögern töten, doch mit dem Wissen, dass es nicht ihr freier Wille war, fiel es Juliane schwer, sich auf gleiche Art zu rächen.
    Sie rappelte sich auf, packte ihr Schwert fester und machte sich bereit für den Angriff.
     
    *
     
    Ranon wollte Torus zu Hilfe kommen. Zwei Krieger nahmen ihn übel in die Mangel, doch dann bemerkte Ranon General Iorgen und seine Leibwächter. Die drei standen abseits und Iorgens Miene war hassverzerrt. Sein Leibwächter legte die Armbrust auf Kalira an. Der General wendete sein Pferd und floh in wildem Galopp.
    Ranon zögerte keine Sekunde und warf sich vor Kalira in die Schussbahn des Todesreiters. Der Schmerz und die Wucht, mit der ihn der Bolzen traf, rissen ihn zu Boden und ihm schwanden die Sinne. Er sah noch, wie Iorgens rechts stehender Leibwächter sein Schwert zog. Noch bevor der Soldat losstürmen konnte, tötete ihn ein silbrig-schwarzer Dolch, den Aran im Laufen geworfen hatte. Der Todesreiter stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden.
    *
     
    Aran rannte zu Ranon, um sich um ihn zu kümmern, doch das übernahm Kalira bereits. Julianes Panik drang zu ihm durch. Er wusste, sie war in Lebensgefahr. Er hob die schwere Armbrust auf, drehte sich bereits schussbereit und tötete den Todesreiter mit einem Treffer in den Hinterkopf, der Juliane an den Haaren hochgerissen hatte.
    Beide gingen sie zu Boden. Ihr Gesicht blutete.
    Er rannte zu ihr und hob vorsichtig ihren Kopf an. Sie blinzelte. »Nicht bewegen«, flüsterte er. Hätte er noch ein Herz besessen, es wäre ihm in diesem Moment zersprungen wie Glas.
    »Mir … mir geht’s gut. Das ist nicht mein Blut.« Sie lächelte zögerlich.
    Aran schluckte seine Angst um sie hinunter und half ihr auf. Unsicher, ob man seinem Gesicht die ungewohnten Emotionen ansehen würde, drehte er sich um und verbarg so seinen Gefühlsaufruhr. »Gut«, brachte er rau hervor und wandte sich Torus zu.
    Der ältere Mann lag auf der Erde und blutete aus einer tiefen Wunde an der Seite und einer Platzwunde am Kopf. Der Boden unter ihm war von Blut getränkt.
    Aran wollte die Verletzung versorgen, doch Torus hielt ihn zurück.
    »Mach dir keine Mühe, ich werde sterben«, flüsterte er.
    »Nein«, log Aran. Er schluckte. Er war nie gut darin gewesen, Trost zu spenden und wünschte sich sehnlichst Juliane oder Kalira herbei, doch das Schluchzen Kaliras verriet ihm, dass diese Hoffnung vergebens war.
    Torus hustete und blutiger Schaum trat aus seinem Mund. »Du brauchst nicht zu lügen, ich sehe es in deinen Augen.« Sein Atem rasselte und das Luftholen bereitete ihm sichtlich Mühe. »Vergib mir, dass ich dachte, du würdest zu den Schwarzen gehören.«
    »Still, du musst deine Kräfte schonen.« Aran presste seine Hand auf eine der Wunden. Noch immer trat Blut in gleichmäßigen Schüben hervor.
    Ein Zittern lief durch Torus’ Körper und Aran dachte, er wäre tot, da öffnete der Todgeweihte noch einmal die Augen. Er flüsterte mit kaum hörbarer Stimme, sodass Aran sich dicht über ihn beugen musste.
    »Sag meiner Familie, dass ich sie liebe.« Torus rang noch ein letztes Mal schwer nach Luft. Der Körper versteifte sich, dann erschlaffte er. Er hatte seinen letzten Kampf bestritten und verloren. Aran senkte den Kopf, bevor er das Gesicht in den Händen vergrub.
     
    *
     
    Kalira hockte neben Ranons leblosem Körper und starrte fassungslos auf den kleinen, unscheinbaren Pfeil, der in seiner Brust steckte.
    Alle Gefühle, die sie für ihn hegte, überwältigten sie. Sie erinnerte sich an alles, was er gesagt oder getan hatte. »Ranon, du bist wirklich der größte Dummkopf, der mir je untergekommen ist.« Sie schluchzte. Der Schmerz in ihrem Inneren schwoll an. Sie konnte ihm nicht helfen, den Pfeil nicht entfernen. Nichts. Nichts anderes tun, als zu heulen wie ein kleines Kind, das sich das Knie aufgeschlagen hatte. Es kümmerte sie nicht, dass ihr Mut und ihre Stärke, die sie bis dahin gezeigt hatte, damit unglaubwürdig wurden. Unfähig sich zu beherrschen, schluchzte sie, dass ihre Lunge schmerzte.
    Juliane legte eine Hand auf ihre Schulter. »Wird er durchkommen?«, fragte sie tonlos.
    Kalira blickte auf und bemerkte die Tränenspuren auf Julianes Wangen. Sie schüttelte den Kopf und wischte sich über das Gesicht. »Ich weiß nicht, aber wenn er stirbt, dann …«
    Aran trat zu den beiden.

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