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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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richtig an. Sie empfand es, als hätte sie ihre Existenz bis zu der Ankunft in Goryydon gefesselt und geknebelt in einem Sack verbracht.
    Außerdem befand er sich in dieser Welt – Aran. Sie wusste nicht, warum ihr hier alles so viel vertrauter erschien, warum sie sich ihren goryydonischen Freunden verbundener fühlte als denen in ihrer alten Welt. Vielleicht war sie tatsächlich die Wiedergeburt der ominösen Zadieyek, vielleicht hatte das Universum einen Fehler gemacht, als sie auf der Erde wiedergeboren worden war, und hatte ihn nun korrigiert.
    Sie gähnte und blickte erneut auf Aran. Sie fand ihn supersexy. In ihrer Welt hätte sie vermutlich nicht gewagt, ihn anzusprechen. Sie musste kichern. Hier traute sie sich sogar, ihn zu ohrfeigen und ihm Beschimpfungen an den Kopf zu werfen.
    Sie fühlte erneute Müdigkeit, die sich über ihr Sein stülpte. Hoffentlich würde sie nun durchschlafen können. Sie wickelte sich in ihre Decke und kuschelte sich auf den Boden.
     
    Als Juliane am nächsten Tag erwachte, rekelte sie sich, ehe sie die Augen öffnete.
    »Hast du gut geschlafen?«, fragte Kalira mit der Besorgnis, die allen guten Freunden zu eigen ist.
    Juliane nickte und erhob sich. Noch bevor sie ihren Blick über die Lichtung schweifen ließ, spürte sie, dass etwas verkehrt war. Etwas fehlte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie sich früher stets so gefühlt hatte. Als hätte man ihr etwas Lebensnotwendiges weggenommen. »Wo ist Aran?«, erkundigte sich Juliane und spürte Unruhe in sich aufkommen.
    Kalira lächelte verständnisvoll, als wüsste sie, was in ihr vorging. Vermutlich verstand sie es tatsächlich. »Er ist vor einer Weile aufgebrochen, um die Gegend zu erkunden. Anscheinend verirren sich gelegentlich Soldaten hierher.«
    »Ah. Okay.« Juliane begann, sich mit ein paar Dehnübungen in Form zu bringen. Noch bevor sie ihn sah oder hörte, wusste sie, dass Aran sich näherte. Sie erstarrte und biss sich auf die Lippen. Ein seltsames Gefühl, aber nicht unangenehm. Ganz und gar nicht unangenehm. Juliane genoss ein paar Atemzüge lang das prickelnde Flattern in ihrem Inneren. Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das Dickicht und im nächsten Moment brach Aran durch das Unterholz.
    »Schnell, Ranon, zieh die Rüstung an. Ihr beide versteckt euch mit den Pferden im Dickicht«, forderte er sie auf.
    Rasch suchten sie sich ein sicheres Versteck, von dem aus sie Aran und Ranon beobachten konnten.
    Die beiden hockten sich in ihren schwarzen Rüstungen an das Feuer und taten, als wollten sie sich gerade erheben, bereit zum Aufbruch, als ein Trupp Todesreiter ihre Lagerstelle erreichte.
    Die Reiter stoppten. Offensichtlich schöpften sie keinerlei Verdacht über ihre wahre Identität. Aran stand auf und hob die rechte Hand. Ranon tat es ihm nach. Mechanisch erwiderten die Soldaten den Gruß.
    »Wer seid ihr und welchen Auftrag habt ihr?«, fragte der Anführer der Patrouille.
    »Ich bin Sjur und das ist der Soldat Kleela. Wir sind Kuriere«, entgegnete Aran und machte dabei einen selbstsicheren Eindruck. Er deutete auf seine ausgebeulten Satteltaschen, die seine Lüge untermauerten.
    Der Hauptmann nickte knapp und hob die Hand zum Gruß. Ohne den Lagernden noch weitere Aufmerksamkeit zu schenken, setzten sie ihren Weg fort.
    Sie verharrten in ihrem Versteck, bis Aran ihnen ein Zeichen gab. Juliane schüttelte ihre verkrampften Gliedmaßen aus und dehnte ihre Nackenmuskeln. Erst jetzt merkte sie, unter welcher Anspannung sie gestanden hatte.
    »War das nötig?«, fragte Ranon, während er die Rüstung ablegte. »Wir hätten uns auch verstecken können.«
    Aran hielt inne und sah Ranon an. Mit einem Seitenblick auf Juliane befestigte er die Uniform an seinem Sattel. »Um einem Gemetzel aus dem Weg zu gehen? Ja. Sie hätten unsere Spuren sowieso irgendwann bemerkt. Nun wissen sie, dass diese von uns beiden Todesreitern sind«, gab er zur Antwort.
    Aran übernahm die Führung, so wie meistens seit dem Tod von Torus.
    Juliane starrte auf seinen breiten Rücken. Wie umsichtig von ihm. Er hatte ihnen zuliebe auf einen Kampf mit den Soldaten verzichtet. Selbstverständlich könnte man die Feuerstelle und die Spuren übersehen. Genauso hoch hatten jedoch die Chancen gestanden, dass die Todesreiter die Spuren der Freunde entdeckt und die Verfolgung aufgenommen hätten.

12. Kapitel – Moira
     
     
     
    J uliane rutschte unruhig auf ihrem Pferd herum. Eine unerklärbare Spannung lag in der Luft. Während sie die

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