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Der Zauberstein von Brisingamen

Der Zauberstein von Brisingamen

Titel: Der Zauberstein von Brisingamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Garner
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Augenblick!», sagte Gowther. «Bevor wir versuchen, zu sechst auf ein Pferd zu passen, möcht ich gern wissen, wie du dir das vorstellst, in dieser Waschküche den richtigen Weg zu finden. Man sieht ja seine eigenen Füße kaum noch.»
    «Keine Sorge, Freund. Meine Augen sind nicht deine Augen, und mein Pferd ist nicht von irdischem Gestüt. Wir werden nicht straucheln. Doch kommt! Sollen wir hier bis zum Jüngsten Gericht herumstehen und reden? Steigt auf!»
    Und sie stiegen auf. Durathror und Fenodyree zwängten sich zusammen vor Gaberlunzie, hinter ihn setzten sich die Kinder und dahinter Gowther, der seine Arme um Colin und Susan schlang und sich an Gaberlunzies Mantel festklammerte.

    Gowther erwartete spätestens eine Minute nach dem Losreiten herunterzufallen – das heißt, falls das Pferd überhaupt von der Stelle kam. Doch genügte ein leichter Schlag mit dem Zügel, und schon flogen sie dahin wie der Wind, kein Pferd lief je so ruhig. Äcker, Hecken und Graben glitten unter seinen Hufen dahin. Der Schnee dämpfte jedes Geräusch ihres Ritts, als sie im Galopp durch den grenzenlosen Nebel sausten. Die Luft peitschte ihnen entgegen, ihre Hände wurden blau und die Kälte umklammerte mit eisigem Griff ihre Köpfe.
    Nach einer Weile ließen sie die Hecken hinter sich, der Boden wurde holprig und steinig, aber sie stockten nicht.
    Weite Gräben taten sich unter ihnen auf, einer nach dem anderen und gefährlich tief; und zu beiden Seiten ragten, wie die Ruinen einer alten Zitadelle, bedrohlich geisterhafte, verfallene Mauern in die Höhe. Es war, als ritten sie aus ihrer eigenen Zeit zurück in ein barbarisches Zeitalter, und doch jagten sie nur an den Torfstapeln von Danes Moss entlang, einer ausgedehnten Moorfläche, die am Fuß der Berge lag.
    Gaberlunzie entstammte einem listigen Volk. Daher ließ er sein Pferd Graben um Graben überspringen, von denen jeder ein Hindernis für die Morthsippe bilden würde, falls diese sie verfolgen sollte. So kamen sie in die Berge und dort auf einer einsamen Straße in ein Tal.
    «Wir sind jetzt im Forst», sagte Gaberlunzie.
    Er lenkte sein Pferd von der Straße und mit einem federleichten Satz waren sie unter den Bäumen. Ein breiter Weg zog sich aufwärts durch die dicht gepflanzten Reihen, und hier verlangsamte Gaberlunzie das Tempo zum Schritt.
    «Ich werde nicht anhalten, ihr müsst absteigen, so gut es eben geht, damit meine Spur nicht unterbrochen wird. Verwischt eure eigene nicht erst, sondern sucht euch einen Unterschlupf.

    Nachher werden euch Füchse über den Weg laufen. Tut ihnen nichts!»
    «Und was ist mit dir?», fragte Fenodyree. «Es empfiehlt sich nicht, sich nach Sonnenuntergang draußen aufzuhalten.»
    «Die Morthsippe ist herzlich zur Jagd eingeladen! Ich werde über die spitzen Gipfel von Shining Tor, Cat’s Tor und die Windgather Rocks reiten und auf den drei Gipfeln von Eildon werde ich die Sonne aufgehen sehen. Ich glaube nicht, dass dann die Morthsippe noch besonders eifrig sein wird.»
    Fünf Minuten später sagten sie einander Lebwohl, und Fenodyree, Colin, Susan und Gowther ließen sich in den Schnee fallen.
    «Tut, was ich gesagt habe», rief Gaberlunzie, «dann wird euch hier kein Leid geschehen, und wenn ihr Cadellin trefft, sagt ihm, ich wünsch ihm Glück.»
    Durathror sprang als Letzter ab, und als er sich wieder aufrappelte, verschmolz Gaberlunzies Gestalt, eine Hand zum Abschied erhoben, bereits mit dem Nebel und geriet dann endgültig außer Sicht.
    «Es gefällt mir gar nicht, all diese Spuren zu hinterlassen», sagte Colin.
    «Uns bleibt kaum etwas anderes übrig», sagte Fenodyree.
    «Und ich denke, Gaberlunzie weiß, was er tut. Unsere Aufgabe ist es, ein Versteck zu finden, und dies ist genau der Ort dazu.
    Passt auf, dass ihr keinen Schnee von den Zweigen schüttelt!»
    Die Bäume standen dicht beieinander, und die ausladenden Zweige reichten fast bis zum Boden, sodass selbst die Zwerge kriechen mussten, während Gowther nichts anderes übrig blieb, als sich auf dem Bauch liegend vorwärts zu ziehen.
    Sie krochen eine gute Strecke von dem Weg aus bergab, ehe Fenodyree anhielt. «Hier ist es so sicher wie überall. Auch ohne den Nebel kann man nur ein paar Meter weit sehen. Wir wollen’s uns so bequem wie möglich machen und uns erst wieder regen, wenn wir losgehen, um Cadellin zu begrüßen.»
    Auf dem Pfad weit hinter den Bäumen bewegten sich zwei schlanke Gestalten. Als sie zu dem zertrampelten Schnee und der Spur kamen,

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