Der Zeitenherrscher
Wald nachgeschleudert hatte. Die Wolken breiteten sich rasend schnell aus, und Simon wurde bang. Dieses Mal hatte der Schattengreifer nicht vor zu verhandeln. Dieses Mal war er bereit, Simon seine Enttäuschung spüren zu lassen. Und wieder fragte sich Simon, was wohl mit ihm geschehen sollte.
Er blickte den Schattengreifer an, um ihn noch einmal zur Rede zu stellen, als ihm dessen überraschter Blick auffiel. Mit großen Augen starrte der Magier hinter Simon in die Kajüte hinein, und Simon war sofort klar, was das bedeutete.
Der Schattengreifer stieß Simon zur Seite. Die Wolken am Himmel verflüchtigten sich so rasch, wie sie gekommen waren.
„Du hier?“, fragte er Christian, der im Türrahmen erschienen war. „Du bist von sehr weit her gekommen, um dich an die Seite deines Sohnes zu stellen.“
„Gib ihn frei!“
Der Schattengreifer lachte nicht auf, wie Simon in diesem Moment erwartet hätte. Im Gegenteil. Er schien über Christians Forderung nachzudenken. „Ihn freigeben?“, schnarrte er. „Ihn von diesem Schiff gehen lassen?“ Er blickte verächtlich aus seinen dunklen Augen zu Simon herab. „Glaub mir, nach all der Enttäuschung durch ihn möchte ich wirklich darüber nachdenken. Ich hatte mir mehr von unserer Zusammenarbeit versprochen, Simon.“
„Es hat nie eine Zusammenarbeit gegeben!“, schrie Simon dem Magier entgegen.
„Du hast dich gegen mich gestellt“, antwortete der. „Du hast meine Zeitenkrieger gegen mich aufgebracht. Nach allem, was ich dir gezeigt hatte.“
Simon wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, doch sein Vater kam ihm zuvor: „Dann lass ihn gehen!“
Der Schattengreifer legte befriedigt den Kopf in den Nacken und grinste über das ganze Gesicht. Dabei ließ er ein knarrendes Schnurren vernehmen. „Ich könnte darüber nachdenken“, gab er schließlich von sich.
Simon spürte einen Blick auf sich ruhen. Er wandte sich um und sah Neferti, die ihn ängstlich ansah. Wie gern hätte er ihr zu verstehen gegeben, dass er nicht die Absicht hatte, zu gehen. Er wollte ihr zu verstehen geben, dass er an ihrer Seite bleiben wollte. An ihrer und an der aller Zeitenkrieger, um weiter mit ihnen diesen Kampf auszufechten. Doch wie hätte er das tun sollen? So begnügte er sich damit, ihr zuzulächeln. Aber ihr verwirrter Blick verriet ihm, dass sie sein Lächeln nicht zu deuten wusste.
„Ihn gehen lassen …“ Der Schattengreifer spielte sein Spiel weiter. „Was wäre der Einsatz?“
„Einsatz?“ Simons Vater sah den Magier überrascht an. „Was heißt das?“
„Du musst zugeben, dass es einen gewissen Reiz hat, dich hier zu sehen. Du könntest deinen Sohn zur Vernunft bringen. Wir könnten uns zusammenschließen. Wir drei an vorderster Front. In eine neue Zeit, für eine neue Zeit. Das klingt doch gut, oder?“
Christian schüttelte den Kopf. „Lass ihn gehen.“
Augenblicklich änderte sich die Stimmung des Schattengreifers. Ruckartig wandte er sich Christian zu: „Sag mir den Einsatz!“
„Ich verstehe nicht!“
„Wie weit bist du bereit zu gehen?“, hakte der Schattengreifer nach, doch Christian verstand noch immer nicht.
Und endlich beendete der Schattengreifer das Spiel und rückte mit seiner Forderung heraus: „Ich lasse ihn gehen, deinen Sohn. Unbeschadet kann er dieses Schiff verlassen. Wenn du an seiner Stelle mit mir kommst!“
Christian trat vor. „Ich?“
„Komm mit mir zurück in die Zeit, als du der Erste warst auf diesem Schiff. Reise mit mir und den Zeitenkriegern durch die Epochen. Es ist nicht mehr weit bis zu meinem Ziel. Komm mit mir, und dein Sohn ist frei.“
Christian blickte verstört auf den Magier. Doch Simon stellte sich vor seinen Vater.
„Ich werde nicht gehen!“, sagte er entschieden. „Ich bleibe hier. An der Seite meiner Freunde!“ Und er wandte den Kopf Neferti zu, die ihm dankbar zulächelte. Jetzt hatte sie verstanden.
„Umso besser“, zischte der Schattengreifer. „Dann bleiben wir doch einfach alle hier!“
Noch bevor sich die Anwesenden über die Bedeutung dieser Worte klar werden konnten, zogen in Windeseile am Himmel schwarze Wolken auf. Blitze schwirrten durch die Luft. Das Meer um den Seelensammler herum geriet in Wallung.
„Lasst uns gemeinsam den Weg antreten!“, rief der Schattengreifer belustigt. „Mit Christian an Bord fehlt mir nur noch ein Zeitenkrieger! Und dann kann eine neue Zeit beginnen. Meine Zeit!“
Er lachte schallend auf, und in diesem Moment dröhnte ein Donner aus den
Weitere Kostenlose Bücher