Der Zeitenherrscher
ließ: „Ihr werdet gar nicht gehen!“
„Wo bleiben sie nur?“ Caspar suchte schon seit einiger Zeit das Ufer nach Simon und Neferti ab. Seine Blicke streiften die zerklüfteten Klippen an dem Strand und wanderten weiter zu der Baumgruppe auf der Anhöhe der Klippe. Dorthin, wo der Wald seinen Anfang nahm, der bis zu der unglückseligen Stadt führte.
Moon kniete vor der Zeitmaschine und beobachtete die Sanduhr. „Sie haben immer noch Zeit“, sagte er, doch er spürte selbst, wie wenig überzeugend sich das anhörte.
„Wir können doch nicht einfach hier stehen und warten!“, sagte Nin-Si. „Was, wenn diese Menschen sie in ihre Finger bekommen haben?“ Sie blickte nun ebenfalls zu den Klippen. „Was, wenn sie unsere Hilfe brauchen?“
Blanker Hass sprach aus den Augen des Magiers.
Wie schnell doch Anerkennung umschlagen kann, dachte Simon. Noch gestern wollte er mich an seiner Seite haben. Und heute wäre es ihm recht gewesen, wenn der Pöbel in der Stadt uns beseitigt hätte.
„So, konntet ihr also fliehen“, sagte der Schattengreifer. „Mein Kompliment, Neferti, das war mutig von dir. Doch leiderauch völlig umsonst. Ich werde euch mit mir nehmen. Euch,eure Freunde auf dem Schiff und auch Salomon. Ihr werdetmit mir in meine Welt kommen. Ihr sollt Zeugen des Augenblicks sein, wenn ich der Welt den Frieden schenke. MeinenFrieden.“
„Ihr wollt uns auf Eurer Festung gefangen halten?“ Simonversuchte zu verstehen, was der Schattengreifer vorhatte. „Eskann eine Ewigkeit dauern, bis Ihr eine neue Schiffsmannschaftgebildet habt. Ihr könnt uns doch nicht …“
„Daran hättest du früher denken müssen“, gab der Schattengreifer zurück.Simon blickte noch für einen Moment zu ihm hoch, dannschrie er Neferti zu: „Lauf!“
Sie wandten sich um und rannten davon.
„Das wird euch nichts nützen!“, hörten sie den Schattengreifer rufen, als neben Simon urplötzlich ein Blitz in einen Baumeinschlug und diesen in Brand setzte. Die Flammen schossengrünlich aus dem Holz hervor.
Simon blickte sich um. Der Schattengreifer hielt beide Hände in die Höhe. Zwischen den Fingern formte sich bereits eine grüne Kugel.
„Ducken!“, schrie Simon. Er und Neferti warfen sich auf die Erde, und im gleichen Moment schoss die grüne Kugel über sie hinweg, schlug wiederum wie ein Blitz in einen Baum vor ihnen ein und ließ grüne Flammen um seinen Stamm tanzen.
Simon und Neferti sprangen auf die Beine und rannten geduckt und möglichst dicht an Büschen und Bäumen vorbei, damit sie der Schattengreifer nicht treffen konnte.
Der Magier jedoch folgte ihnen in einigem Abstand und verhielt sich erstaunlich ruhig. Immer wieder schickte er ihnen seine Kugeln nach, immer wieder gingen Bäume in grünlichen Flammen auf.
In Simon keimte der Verdacht, dass der Magier nur mit ihnen spielte. Er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein.
Endlich hatten sie die Klippen erreicht. Lange Wolkenbahnen verschleierten inzwischen den Horizont, und die untergehende Sonne tauchte die Welt in ein leuchtendes Rot. Simon und Neferti sahen das im Abendlicht schimmernde Meer – und den Seelensammler, der wartend vor Anker lag!
Sogar Caspar konnten sie auf die Entfernung entdecken. Er stand an der Reling und begann gerade, freudig zu winken. Moon und Nin-Si kamen zu ihm geeilt und winkten ebenfalls. Bis sie ihre Hände zurückzogen und Simon und Neferti erschrocken etwas zuriefen. Ihre Worte waren nicht zu verstehen, doch die beiden wussten auch so, dass ihre Freunde den Schattengreifer entdeckt haben mussten.
Atemlos und erschöpft sprangen sie die Felsen hinunter. Siegaben sich gegenseitig Halt, rutschten mehrfach aus, doch baldhatten sie den Strand erreicht.
Simon blickte sich um. Zwischen den Klippen, die er mit Neferti zur Flucht genutzt hatte, erschien der Schattengreifer.
Seine dünne Klaue hob sich von dem Grau der Steine ab und war eindeutig zu erkennen.
„Ich werde euch mit mir nehmen“, hörten die beiden seine Stimme in ihren Gedanken. „Eure Flucht ist sinnlos. Bis zum Schiff werdet ihr es niemals schaffen.“
„Neferti! Schnell!“ Simon trieb sie weiter zur Eile an. Schon berührten ihre Füße das Meereswasser.
Neferti gab einen Schrei von sich: „Er hat recht, Simon! Wir schaffen es niemals bis zum Schiff!“
Simon zerrte an ihr. „Komm!“
Sie wateten bereits knietief im Wasser. Doch so sehr sie sich auch anstrengten, es schien beinahe, als sei das Schiff unerreichbar.
„Richte
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