Der Zombie-Pharao
Haus. Dafür klebte ein Zettel auf dem Parkplatz. Ich nahm ihn an mich und las den kurzen Text halblaut.
»Es hat keinen Sinn, mich zu suchen. Ich muß meinen Weg gehen. Schade, daß es nicht geklappt hat…«
Unterschrieben war die Nachricht nicht. Daß nur Nicole Asira sie geschrieben haben konnte, war mir klar.
Ich steckte den Zettel ein und fuhr ab.
Von unterwegs rief ich im Revier an. Die Kollegen waren wieder zurückgekehrt und erklärten, daß niemand auf ihr Klingeln geöffnet hätte. Die Person war wohl nicht zu Hause.
»Hoffentlich«, sagte ich nur und bedankte mich für die Mühe.
Ich erreichte die Adresse. Mrs. Clapton wohnte in einer ziemlich lebhaften Straße, wo Wohn- und Geschäftshäuser sich abwechselten. Kneipen und exotische Imbisse waren ebenso vorhanden wie Second-Hand-Läden.
Leider war es um die Parkplätze schlechter bestellt. Ich fuhr den Rover auf den Gehsteig, es ging nicht anders. Hastig stieg ich aus, lief die paar Schritte zum Haus, als ich hinter mir eine laute Stimme von der anderen Straßenseite herhörte. »Mr. Sinclair, Moment.«
Mrs. Clapton hatte einen Staubmantel über ihr geblümtes Kleid gezogen. Er und die roten Haare wehten, als sie über die Straße lief. Sie hatte auf mich in einem kleinen Espresso-Café gewartet und wirkte sehr erleichtert.
Ich allerdings auch, denn nun wußte ich, weshalb bei ihr keiner abgehoben hatte.
Wir lächelten beide, als wir uns gegenüberstanden. »Das hat ja noch geklappt, Mrs. Clapton.«
»Zum Glück.« Sie musterte mich prüfend. »Mr. Sinclair, Sie sehen anders aus als sonst. Ist mit Ihnen etwas passiert?«
»Mit mir nicht, aber mir ist etwas passiert.«
»Nicole!«
»Nur indirekt. Es ging um ihre Mutter, wenn Sie verstehen. Sie ist tot.«
Das überraschte die Frau nicht. Jedenfalls machte sie keinen derartigen Eindruck. Sie nickte nur und gab ihren Kommentar relativ locker ab. »Ich habe es mir gedacht. Erst Edward, dann sie. Diese Person löscht alle Spuren.«
»Sie vergessen den Vater.«
»Der spielt möglicherweise eine besondere Rolle.«
»Dann ist er nicht tot?«
Sie hob die Schultern und glättete dabei ihre Haare. »Ich weiß es nicht, aber darüber sollten wir in meiner Wohnung sprechen. Kommen Sie, jetzt fühle ich mich sicher.«
»Sind Sie denn bedroht worden?«
»Ja, sie will alle auslöschen, die etwas über ihr Geheimnis erfahren haben.«
»So habe ich Nicole nicht angesehen.«
Schon im Hausflur lachte sie laut auf. Die Echos hallten von den Wänden. »Haben Sie eine Ahnung, Mr. Sinclair. Sie muß Zeugen beseitigen, verstehen Sie?«
Wir gingen die Treppen hoch. »Und dann wendet sie sich ausgerechnet an einen Polizisten? Das ist doch paradox.«
»Im ersten Augenblick scheint es so zu sein. Wahrscheinlich ist sie davon ausgegangen, daß sie sich in Ihrer Nähe sicher fühlt und ihr keiner etwas tut.«
»Vielleicht.«
Inzwischen hatten wir die zweite Etage erreicht und standen vor Mrs. Claptons Tür. Hier war alles viel dunkler als im Haus der Asiras. »Sie ist übrigens verschwunden«, sagte ich.
»Das habe ich mir gedacht.«
»Warum?«
»Ganz einfach, Mr. Sinclair. Der Plan hat nicht so geklappt, wie sie es sich vorstellte. Es sind einlach zu viele Unwägbarkeiten eingetreten. Sie kann die Dinge nicht mehr überblicken und wird so schnell wie möglich nach Ägypten zurückkehren.«
»Ich lasse die Flughäfen und Bahnhöfe überwachen.«
Die Frau lachte mich beinahe aus. »Tun Sie alles, Mr. Sinclair, doch es wird vergeblich sein. Eine Person wie Nicole Asira findet immer Mittel und Wege, um zu verschwinden. Da werden Sie oder wir immer das Nachsehen haben.«
In der Wohnung roch es muffig. Sie erinnerte mich eher an ein Museum wegen der alten Möbel, aber auch der Figuren, die überall verteilt standen.
Da war der Himmelsgott Horas als Falkenmensch ebenso zu sehen wie Bastet, die Katzengöttin, und über der Tür zum Wohnraum stand eine blanke Sonnenscheibe, wie man sie auch von den Eingängen zu den Tempeln her kennt.
Natürlich waren der Frau meine verwunderten Blicke aufgefallen. Sie gab eine Erklärung, als ich mich auf die alte Couch gesetzt hatte und die Sprungfedern unter meinem Allerwertesten spürte.
»Dieses alte Land Ägypten ist eben ein Hobby von mir. Ich habe mich damit beschäftigt.«
»Wie die Psychonauten.«
»Sehr richtig.«
»Dann darf ich Sie direkt fragen, Mrs. Clapton. Sind Sie denn eine Psychonautin?«
Sie blickte mich an, bevor sie lächelte. »Schön wäre es, aber
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