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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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als der Unglücksstern-Mörder herausstellte. Die verhaftete Person war eindeutig eines Mordes fähig, aber bisher hatte Alvarez sie noch nicht zu einem der früheren Verbrechen in Bezug setzen können. Sie warf einen Blick auf die Fotos der Opfer auf ihrem Schreibtisch. Fünf Frauen. Unterschiedlicher Rasse und unterschiedlichen Alters, ohne Verbindung untereinander. Sie nagte an ihrer Unterlippe und trommelte mit den Fingern und dachte daran, wie intensiv Regan Pescoli an diesem Fall gearbeitet hatte.
    Regan hätte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um bei der Verhaftung der Verdächtigen mitwirken zu können, ohne Rücksicht auf ihre privaten Probleme. Und sie hätte davon gewusst. Die verfahrene Situation und dann die Verhaftung gingen durch alle Medien. Zwar waren die meisten Presseleute in Spokane eingefallen, doch ein paar Reporter lungerten noch in Grizzly Falls und in den Straßen der Umgebung herum, in der Hoffnung auf einen neuen Aspekt in der tollsten Story in Grizzly Falls seit Ivor Hicks’ Behauptung, von Aliens in ihr Mutterschiff verschleppt worden zu sein.
    Noch einmal sah sie auf die Uhr an der Wand. Fast siebzehn Uhr … Ausgeschlossen, dass Pescoli diese Sache ohne Grund verpasste. Hier war ganz eindeutig etwas faul.
    Alvarez rollte auf ihrem Stuhl zurück und versuchte, nicht an die Warnung zu denken, die niemand Geringeres als Grace Perchant Pescoli hatte zuteilwerden lassen. Grace war eine komische Alte, gestraft mit einer Art übersinnlicher Fähigkeit, wenn man ihr glauben wollte. Alvarez glaubte ihr nicht. Das Einzige, was sie über die seltsame Frau wusste, war, dass sie Wolfshunde züchtete, mit Geistern kommunizierte und ansonsten kaum irgendwelche Schwierigkeiten machte. Doch kürzlich, als Pescoli und Alvarez im »Wild Will’s« zu Mittag aßen, war Grace mit besorgtem Blick an ihren Tisch gekommen. Mit leiser Stimme hatte sie Pescoli angesprochen.
    »Er weiß von Ihnen«, hatte Grace zu Pescoli gesagt. Ihr Blick fixierte irgendetwas in der Ferne, was nur sie selbst sah.
    »Wer?«, fragte Pescoli und ging auf das Spielchen ein.
    »Das Raubtier.«
    Da hatte Alvarez ihn gespürt, diesen Temperatursturz, der die Angst begleitet.
    »Der, den du suchst«, erklärte Grace. »Den Bösen. Er ist erbarmungslos. Ein Jäger.«
    Pescoli war ärgerlich geworden und hatte ihre Wut an der Hellseherin ausgelassen, aber auch sie, Alvarez, hatte Angst gehabt. Sie wussten beide, dass Grace über den Wahnsinnigen sprach, der in den Medien der »Unglücksstern-Mörder« genannt wurde.
    Er ist erbarmungslos. Ein Jäger.
    Das traf zu. Und er war ein guter Schütze.
    Er,
hatte Grace eindeutig gesagt. Nicht
sie.
Nicht die Frau in Spokane, die ihren Anwalt zu sprechen verlangte, die Frau, die alle mit den Morden belasten wollten.
    Schon wieder schniefend, lehnte Alvarez sich auf ihrem Stuhl zurück. Man jagte ihr nicht so leicht Angst ein, doch heute empfand sie eine Furcht, die sie von Herzen gern verleugnet hätte.
    Das Grauen lag vor ihr, in Form der farbigen Hochglanzfotos von den Opfern. Insgesamt fünf. Beziehungsweise fünf, von denen wir schon wissen, dachte sie und griff nach dem Foto von Theresa Kelper, dem ersten Opfer. Womöglich gab es noch weitere. Arglose Frauen, in der Wildnis nackt an Bäume gefesselt, in den eisigen Temperaturen der verschneiten Landschaft einem langsamen, qualvollen Tod überlassen.
    »Perverses Schwein.« Selenas Kinn spannte sich an. Sie blickte hinaus in den trüben Tag, der noch trüber schien, weil das mit Eiskristallen überzogene Fenster nur wenig Licht hindurchfallen ließ. Stahlgraue Wolken hingen über den Bergen. Es schneite, ein Schneesturm drohte – wieder einmal. In weiten Teilen des Landes war es bereits zu umgestürzten Masten und Stromausfällen gekommen. Die Temperaturen lagen seit Wochen tief unter dem Gefrierpunkt.
    »Fröhliche Weihnachten«, sagte sie zu sich selbst, denn die Feiertage rückten immer näher.
    Sie warf das Foto des Opfers zu den übrigen Bildern auf den Schreibtisch und betrachtete sie alle zusammen. Alvarez hatte mittlerweile das Gefühl, sämtliche Opfer persönlich zu kennen:
    Theresa Kelper, verheiratet, keine Kinder, Lehrerin in Boise, Idaho, hatte ihre Eltern in Whitefish, Montana, besucht. Ihre nackte Leiche war an den Stamm einer Tanne gefesselt aufgefunden worden, in dessen Rinde ihre Initialen und ein Stern geritzt waren. Über ihrem Kopf hatte der Mörder einen Zettel mit den gleichen Informationen angebracht. Sie

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