Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
setzte sich neben Ivor auf einen Hocker. Sie saßen am Tresen, der Eingang befand sich am anderen Ende, die Toiletten lagen nur drei, vier Meter entfernt. Eine Weihnachts- CD wurde unablässig abgespielt, und die Musik hatte Mühe, sich gegen das Gläserklimpern, das Zischen des Sodaspenders, das Klicken des Pokerautomaten und das Stimmengewirr durchzusetzen. Ivor saß vor seinem Bier und stierte mürrisch in das fast leere Glas.
    »Frohe Weihnachten«, sagte Santana und schüttelte die Gedanken an den Streit mit Regans Jungen ab. Mit einer Kopfbewegung wies er auf Ivors Glas. »Was trinkst du?«
    »Coyote Creek Helles.«
    »An Heiligabend?« Santana sah den Barmann an, einen großen, schlaksigen Fünfundzwanzigjährigen, der frühzeitig eine Glatze bekam. »Gib ihm noch eins. Und mir das Gleiche.«
    Ivor musterte Santana. »Hätte nichts gegen was anderes … Hm, weißt du, du sagst es ja selbst: Immerhin ist Weihnachten und überhaupt.«
    »Gib dem Mann, was er will«, sagte Santana.
    »Jack. On the Rocks«, bestellte Ivor hastig und schielte dann über den Glasrand hinweg, als wäre ihm plötzlich aufgegangen, dass Santana es womöglich nicht ganz ehrlich mit ihm meinte. »Willst du was von mir?«
    »Ich will mich nur unterhalten. Ich habe dich hier gesehen und dachte, dass wir nach dem gestrigen Tag, du weißt schon, als wir Brady Long gefunden haben und so, ein Recht auf ein bisschen Entspannung haben.«
    »Darauf trinke ich!«, sagte Ivor, und ein Teil seiner Bedenken zerstreute sich, als der Barmann ihm ein kleines Glas zuschob, das Ivor sogleich an die Lippen hob.
    Vor Santana stand ein Glas Helles. »Verteufelte Sache, das gestern«, sagte er und trank einen Schluck. »Brady Long, meine ich.«
    »O ja.« Ivor schauderte. Trank noch einen Schluck, während die Weihnachtsmusik gegen Gelächter und Stimmengewirr ankämpfte. Die Bar füllte sich allmählich; die Männer, die früh Feierabend hatten, kamen nach und nach herein.
    Dell Blight, Sägemehl im Haar, mit Hosenträgern, die sich über seinem mächtigen Bauch spannten, stolzierte herein und setzte sich am anderen Ende des Tresens auf einen Barhocker. Zwei weitere Neuankömmlinge begannen, Billard zu spielen.
    »Was hast du draußen bei Long gesucht?«, fragte Santana.
    »Bin nur spazieren gegangen.«
    »Bisschen kalt dafür.«
    »Ich weiß, ich weiß, aber diese …« Ivor blickte von einer Seite zur anderen, als hätte er etwas sagen wollen, doch dann steckte er die Nase in sein Glas.
    »Diese … was?«
    »Ich soll das nicht sagen. Billy, das ist mein Sohn, er regt sich furchtbar auf, wenn ich von den Aliens anfange.« Er zog die Brauen bis über seine starken Brillengläser hoch. »Es ist ihm peinlich. Stellt sich so an, dass ich ihm nichts mehr erzähle. Na ja, den Yeti musste ich wohl beichten. Den mit den gelben Laseraugen.«
    »Laseraugen?«
    »Ja, zum Teufel!« Er kippte seinen Drink und schob das Glas dem Barmann zu, der seinerseits verstohlen Santana ansah. Santana nickte. Über einem neuen Drink taute Ivor auf. »Ich dachte, mein letztes Stündchen hätte geschlagen, so wie das Monster mich anstierte. Ssssssst! Meine Pumpe hätte beinahe auf der Stelle den Geist aufgegeben, deshalb bin ich dann ins Haus gekommen. Um Hilfe zu holen, und dann … dann hab ich dich gesehen und … den Rest kennst du ja.«
    Santana nickte und trank einen Schluck.
    »Verrat Billy nichts davon, sonst ist er wieder sauer auf mich. Und … vielleicht erwähnst du lieber auch nicht, dass du mich hier getroffen hast. Das passt ihm nicht.«
    »Keine Sorge«, versicherte Santana. Er sah Billy Hicks nur selten, also kam es nicht so darauf an. Als Kinder hatten sie sich gekannt, aber das lag lange, lange Zeit zurück, als sie alle, Simms, Billy und Santana selbst, mehr oder weniger in Padgett Long verliebt gewesen waren.
    Alte Erinnerungen kamen wieder hoch. Brady und Padgett, die Kinder aus reichem Hause, die nur im Sommer auftauchten.
    »Gut, sehr gut, denn ich will nicht, dass Billy sauer wird. Er kann jähzornig werden, weißt du? Das hat er wohl von seiner Mutter.« Er seufzte. »Lila, Gott hab sie selig, war das schönste Mädchen auf Gottes schöner Welt, ich schwör’s, aber sie hatte auch eine echt gemeine Ader.« Er stierte über den Tresen auf die aufgereihten bunten Flaschen, die vor dem Barspiegel glitzerten und glänzten, und fuhr fort: »Was sagte sie noch gleich, wenn Bill sich Probleme aufgehalst hatte?« Er rieb sich das Kinn. »Dass sie eine

Weitere Kostenlose Bücher