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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu holen. Eine dicke Seilrolle hatte er sich über die Schulter gelegt, in der kräftigen Hand hielt er ein Jagdmesser, bedeutend größer als das, was sie eingesteckt hatte.
    Panik erfasste sie. Er beabsichtigte, sie an einen Baum zu binden, sobald er sie gefasst hatte. Er steigerte das Spieltempo! Beinahe wäre sie gestolpert, und aus den Augenwinkeln sah sie ein Reh durch das eisige Unterholz brechen.
    Nein, nicht, lass dich von ihm nicht verrückt machen. Denk nach, Regan, du kannst diesen Psychopathen an die Wand spielen.
    Wenn sie doch nur ihr Handy hätte. Oder eine Waffe!
    Die Ermahnung ihrer Mutter
Wenn Wünsche Pferde wären, würden Bettler reiten
ging ihr durch den Kopf, während sie zwischen den Kiefern hindurchhetzte, Deckung hinter Stämmen suchte, über umgestürzte Bäume sprang und sich durch den Schnee wühlte.
Lauf, Regan, lauf!
Sie atmete schwer, die kalte Luft schmerzte in der Lunge. Beide Beine taten weh, und ihr rechter Arm war bleischwer und nach dem Kampf gegen ihn, als sie noch Handschellen trug, noch nicht wieder einsatzfähig.
    Denk nicht an die Schmerzen. Lass sie einfach hinter dir! Lauf bergab! Irgendwann kommst du zu einer Straße oder einer Farm …
    Aber wie lange würde das dauern? Vielleicht lagen bis dahin noch viele Meilen vor ihr. Die Kress-Mine befand sich in einer abgelegenen Gegend auf einem weitläufigen Streifen Land bei Mesa Rock. Dafür reichte ihre Ausdauer nicht mehr, und …
    Nicht daran denken! Lauf weiter!
    Sie hielt das Messer in der gesunden Hand und umrundete eine mächtige Tanne zwischen zwei kahlen Espen. Als sie einem Felsbrocken auswich, verstauchte sie sich den Knöchel. Der Schmerz schoss ihr bis ins Schienbein. Sie trat falsch auf, stieß mit dem Fuß gegen einen unter Schnee begrabenen Ast und wurde nach vorn katapultiert. Ihre Knie wollten nachgeben. »Nein«, knirschte sie und versuchte, sich zu fangen.
Nicht stürzen!
    Doch es war zu spät. Ihre Füße ließen sie im Stich, sie stürzte. Stürzte eine steile Böschung hinunter, in eine breite Schlucht, immer schneller, im freien Fall, außer Kontrolle. Die Welt drehte sich um sie, überall war Schnee.
    Mit den Händen versuchte sie, ihren Sturz, so gut es ging, zu bremsen, grub die Finger in den Schnee, fand Widerstand, bemühte sich, ihre Fallgeschwindigkeit zu verringern, um den Bäumen und Felsbrocken ausweichen zu können, die auf dem Grund der Schlucht drohten.
    Auf dem Rücken, kopfunter rutschte sie, den Himmel über sich, die Arme ausgestreckt, einen Halt suchend.
    Bamm!
Ihre linke Hand stieß gegen etwas Hartes. Das Messer entglitt ihr.
O nein! Halte dich fest!
    Regan versuchte, sich abzufangen, nach einer Wurzel, einem Stein oder einem Ast – ganz gleich, was! – zu greifen, während sie abwärtsraste. Dann sah sie ihn, wie er ihr nachblickte, auf dem Bergkamm entlanglief, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    Schwein!,
dachte sie.
Mieses, perverses Schwein!
    Sie versuchte nicht länger, ihren Fall zu bremsen. Was immer sie dort unten erwartete, war entschieden weniger bedrohlich als der Mörder, der jetzt wusste, dass sie sein Gesicht gesehen hatte und ihn identifizieren konnte.
     
    Grayson schaltete die Scheibenwischer aus und steuerte seinen Jeep in seine angestammte Bucht auf dem Parkplatz des Büros des Sheriffs. Einige andere Fahrzeuge parkten bereits im hohen Schnee, und zwei Ü-Wagen hatten in einer Seitenstraße Posten bezogen.
    Wenn möglich, würde er den Reportern aus dem Weg gehen. Das Gespräch mit Manny Douglas früher am Vormittag war alles, was Grayson meinte ertragen zu können. Die vergangenen vier Stunden war er unterwegs gewesen, hatte sich mit den anderen Suchtrupps abgestimmt und nach Spuren der vermissten Mädchen gesucht. Bei Minustemperaturen war er in dem vorher festgelegten Umkreis durch ödeste Schluchten und Bergketten gefahren. Hatte die Bereiche, in denen die zwei vermissten Frauen zuletzt gesehen worden waren, sowie die Strecken, die sie höchstwahrscheinlich auf dem Weg zu ihrem jeweiligen Ziel gefahren sein mussten, immer und immer wieder überprüft.
    Doch die Suche blieb ergebnislos. Und war, wie er vermutete, sogar sinnlos. Bislang hatte keiner der Suchtrupps irgendetwas entdeckt. Keine an Baumstämme gebundenen Körper, tot oder lebendig, waren in den einsamen Bergen gefunden worden. In der Unzahl von Schluchten und Bergkämmen rings um die Stadt war auch keines der Fahrzeuge der vermissten Mädchen aufgespürt worden.
    Vielleicht war die Suche nach

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