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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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armen Leif einen Baum
     hinaufgejagt haben. Der dumme Trottel wollte stundenlang nicht wieder
     herunterkommen.«
    Sein Gesicht wurde ernst.
     »Gaunt und die Gildeherren haben mich heute morgen zum Bericht
     befohlen. Sie haben mich daran erinnert, daß ich nur zehn Tage Zeit
     habe, um das Gold zu finden und den Mörder zu fangen.«
    »Bestehen sie darauf?«
    »Ja. Lord Clifford soll
     ebenfalls herausfinden, was er kann.«
    »Sonst…?«
     fragte Athelstan neugierig.
    »Was meinst du damit, Mönch?«
    »Ich meine, was
     passiert, wenn die zehn Tage um sind?«
    »Gaunt verliert seine
     Verbündeten, sein Gold und seine Macht.«
    Cranston blieb stehen und
     betrachtete den Taufbrunnen. Er studierte die Steinmetzarbeiten, die den
     Rand schmückten. Johannes der Täufer stand bis zu den Hüften
     in einem Jordan, der den Coroner eher an die Themse erinnerte als an einen
     Fluß in Palästina. »Diese Gildeherren… Lady, ich
     bitte um Vergebung« - und er neigte auch den Kopf in Richtung
     Tabernakel -, »aber sie sind mordgierige Gauner! Wadenbeißer,
     Bauernfanger, Hunde mit steinernen Herzen und Eselsköpfen!« Er
     atmete aus. »Wie große Aspikklumpen saßen sie da: der
     glubschäugige Goodman, der glatzköpfige Marshall, der Stutzer
     Denny und Sudbury mit einem Gesicht, das ein Schwein in Verzweiflung stürzen
     würde. Was mich wütend macht, Mönch …«
    »Ordensbruder, Sir
     John!«
    »Wie gesagt, Mönch:
     Was mich wütend macht, ist die Tatsache, daß einer dieser
     Mistkerle ein Mörder ist, vielleicht sogar mehrere. Ich weiß
     es. Es muß so sein!«
    Cranston hätte seine
     Litanei von Flüchen fortgesetzt, aber Athelstan führte ihn
     hinaus auf die sonnenüberflutete Treppe von St. Erconwald. Er schloß
     die Kirchentür und auch seine Haustür, packte seine Satteltasche
     und den Beutel mit seinem Schreibzeug und ging in den Stall, um Philomel
     zu holen. Cranston nahm noch zwei tiefe Züge aus seinem Weinschlauch,
     vergaß die »pockenkranken Gildemeister« und wandte sich
     wieder seinen ewigen Späßen mit Benedicta zu.
    Endlich gelang es Athelstan,
     den widerstrebenden Philomel zu satteln. Er hängte seine Tasche ans
     Sattelhorn und stieg vorsichtig auf.
    Sir John holte sein eigenes
     Pferd, das auf dem Friedhof graste, und schwang sich mit solcher Wucht in
     den Sattel, daß Athelstan schmerzlich zusammenfuhr. Kein Wunder,
     dachte er, daß Crim den Coroner nur den »Pferdezermalmer«
     nannte. Athelstan trieb Philomel an; er war nicht der beste Reiter und wäre
     beinahe gegen Sir John geprallt. Der Ordensbruder funkelte die grinsende
     Benedicta wütend an und warf ihr die Schlüssel zur Kirche und
     seinem Haus zu.
    »Wirst du alles im Auge
     behalten, Lady?«
    Benedicta biß sich auf
     die Lippe, um nicht zu lachen, und nickte.
    »Und zur Vesper kommst
     du wieder her?«
    Wieder nickte sie.
    Philomel setzte sich in Gang;
     gefolgt von Cranston warf Athelstan Benedicta eine Kußhand zu. Dann
     verließen beide den Kirchhof und ritten zur London Bridge hinunter.
    »Was gibt's denn zur
     Vesper?« fragte Cranston unvermittelt.
    »Da treffen wir den
     Teufel, Sir John. Ihr, ich und Benedicta.«
    Cranstons Rülpser klang
     wie ein Fanfarenstoß. »Verflucht, was soll das heißen, Mönch?«
    »Abwarten.«
    Jedes weitere Gespräch
     erwies sich als unmöglich. Es war Markttag, und die Straßen von
     Southwark waren voller Menschen; Athelstan mußte immer wieder
     Pfarrkindern zuwinken.
    »Grüß Euch,
     Mylord Coroner!« blökten Pike, der Grabenbauer, und Tab, der
     Kesselflicker, die mit Alekrügen in den Händen vor einer Schenke
     hockten.
    »Haut bloß ab!«
     brüllte Cranston zurück; ihr spöttischer Ton entging ihm
     nicht.
    Sie kamen an der Taverne zum
     Gescheckten vorbei. Cranston warf sehnsüchtige Blicke durch die
     dunkle Tür und schloß die Augen, als er den Duft der würzigen
     Pasteten schnupperte, die dort gebacken wurden. Aber Athelstan weigerte
     sich anzuhalten. Schließlich mußten sie doch absteigen, um
     durch das Gedränge um einen Ausrufer zu gelangen, der die Neuigkeiten
     des Tages bekanntmachte.
    »Die Franzosen sind in
     Rye gelandet und haben die Kirche niedergebrannt! Der Lord Sheriff ist
     tot, in seinem eigenen Garten ins Herz gestochen, genau wie Sir Thomas
     Fitzroy tot ist und verwest wie viele der Fische, die er einst verkaufte!
     Eine Hexe ward gesehen, wie sie flog über St. Paul, und ein Knabe mit
     zwei Köpfen geboren in einem Haus bei

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