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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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großzügig, traurig
     und seelenvoll blicken konnten, und diese Lippen… Athelstan schob
     die Hände in die Ärmel seiner Kutte, kniff sich in den Arm und
     dachte an die Worte der Schrift: »Und wenn du ein Weib nur begehrst
     mit den Augen des Herzens …«
    »Benedicta, was führt
     dich her?«
    Sie lächelte schalkhaft.
     »Wie geht's mit dem Backen für das Herbstfest voran?«
    »Das ist meine kleinste
     Sorge«, antwortete Athelstan bedrückt.
    Er erzählte von seinem
     Besuch im Rathaus am Tag zuvor und unterbrach sich nur, als Benedicta bei
     der Beschreibung Cranstons und seiner beiden Wolfshunde zu lachen anfing.
     Als er von den Mordtaten sprach, wurde ihr Gesicht ernst.
    »Ihr solltet auf der
     Hut sein, Pater«, murmelte sie. »Der Tratsch breitet sich in
     Southwark aus wie Feuer auf einem trockenen Stoppelfeld. Man redet von
     einer großen Revolte, von Angriffen auf Steuereintreiber, und Pike,
     der Grabenbauer, führt auch wieder was im Schilde.«
    »Sagt dir der Name Ira
     Dei etwas, Benedicta?«
    »Ich habe gehört,
     daß man ihn sich zuraunt, und auch von der Großen Gemeinschaft
     des Reiches wird getuschelt. Pike, der Grabenbauer, weiß Bescheid.«
     Sie lächelte verschmitzt. »Zumindest behauptet er das. Aber
     Pike hat mehr Bier als Bosheit im Leib.«
    »Ich hatte Cranston
     erwartet«, sagte Athelstan und schaute zur Tür. »Einer
     seiner alten Kameraden ist ermordet worden, und die Stadtväter
     verlangen nicht nur ihre Mordfälle aufgeklärt zu sehen und ihr
     Gold zurückzubekommen, sie wollen auch wissen, warum den Verrätern,
     die auf der London Bridge aufgespießt stehen, Gliedmaßen
     abgeschnitten und gestohlen werden.«       
    »Das ist ein schweres
     Paket Sorgen«, sagte Benedicta. »Aber, Pater, ich muß
     diese Bürde noch vergrößern.«
    »Wieso?« fragte
     er scharf.
    »Gestern abend kam eine
     Frau in die Kirche.« Benedicta machte schmale Augen und versuchte,
     sich an den Namen zu erinnern. »Eleanor Hobden, so hieß sie.«
    Athelstans Herz wurde schwer.
    »Sie behauptet, ihre
     Tochter sei besessen«, fuhr Benedicta fort. »Sie sagt, sie
     will Euch heute nach der Vesper zu sich nach Hause holen. Was bedeutet
     das, Pater?«
    Athelstans dunkle Augen
     schauten betrübt, aber sie widerstand dem Drang, seine Hand zu nehmen
     oder seine Wange zu streicheln.
    »Sorgen«,
     murmelte der Priester. »Benedicta, wenn ich heute abend dort
     hingehe, willst du mitkommen?«
    »Habt Ihr Angst?«
     fragte sie halb scherzend.
    »Nein, nein. Aber ich
     werde auch Sir John bitten, mich zu begleiten. In solchen Fällen kann
     das Salz des gesunden Menschenverstandes oft mehr nützen als der
     Segen eines Pfaffen.«
    »Hab' ich dich endlich
     erwischt, Mönch!«
    Athelstan und Benedicta
     fuhren erschrocken herum. Cranston stand barhäuptig und breitbeinig
     in der Kirchentür und strahlte sie an.
    »Oh Gott«, flüsterte
     Athelstan, »er war wieder an seinem wunderbaren Weinschlauch.«
    »Hab' ich dich endlich
     erwischt!« dröhnte Cranston noch einmal und kam auf sie zu.
     Dann blieb er stehen und spähte umher. »Wo ist der verfluchte
     Kater?«
    »Auf der Jagd.«
    »Gut.« Cranston
     kam herbei, schlang einen Bärenarm um Benedicta und drückte ihr
     einen schmatzenden Kuß auf die Wange. »Reizendes Mädchen«,
     flüsterte er. Dann grinste er Athelstan an. »Sie wird jemandem
     ein reizendes Weib sein.«
    »Sir John Cranston!«
     rief Benedicta in gespieltem Zorn.
    »Halt den Schnabel,
     Weib!« neckte er. »Bruder, du mußt mitkommen.«
    »Oh nein, Sir John -
     wohin?«
    »Nach Billingsgate,
     Botolph Wharf. Gerade ist Sturmeys Leiche aus dem Fluß gefischt
     worden - mit einem Messer tief in der Brust, ganz ähnlich dem, das
     bei Mountjoy benutzt wurde. Anscheinend ist er gestern nachmittag
     verschwunden.«
    »Was wollte er in
     Billingsgate?«
    »Weiß der Himmel!«
     Cranston schmatzte und schaute sich bewundernd in der Kirche um. »Allmählich
     sieht es hier aus wie in einem Gotteshaus, und nicht mehr wie in einer
     Scheune.«
    Athelstan zwinkerte Benedicta
     zu, drehte sich um und führte Sir John zur Tür. »Wie geht
     es Gog und Magog?«
    »Die fressen, als käme
     morgen das Ende der Welt.«
    Cranston blieb stehen, warf
     den Kopf in den Nacken und lachte. »Boscombe ist sein Gewicht in
     Gold wert, aber auch er kann mir nichts weiter über Mountjoys Tod
     sagen. Was er mir indessen erzählt hat« - Cranston lachte
     wieder -, »ist, daß Gog und Magog den

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