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Der Zorn Gottes

Der Zorn Gottes

Titel: Der Zorn Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Harding
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Schalen
     lebendig gekocht wurden.
    »Wo gehen wir hin?«
     fragte Athelstan leise.
    Cranston deutete auf eine große
     Schenke, die schön für sich am anderen Ende des Marktes stand.
    »Zum ›Narrenschiff‹«,
     erklärte er.
    Athelstan stöhnte.
     »Oh, Sir John, Ihr habt genug Rotwein getrunken.«
    »Scheiß darauf!«
     schrie Cranston durch den Lärm.
    »Wir sind hier, um den
     Menschenfischer zu treffen.« Aber weiter wollte er nichts sagen.
    Im Hof der Taverne nahm ein
     Stallknecht ihnen die Pferde ab, und sie betraten den großen
     Schankraum, in dem es nach Bier, Ale und Pökelfleisch stank.
    »Euer Diener.«
     Ein krummbeiniger Kneipenwirt berührte die Locke auf seiner Stirn,
     und seine kleinen gierigen Augen blickten unverwandt auf die schwere Börse
     an Sir Johns Gürtel.
    »Einen Becher Roten für
     mich, und ein wenig…«
    »Ale«, half
     Athelstan.
    »Ein wenig Ale für
     meinen Schreiber, und noch einen Becher Roten für den
     Menschenfischer. Ich bin Sir John Cranston, der Coroner, und wünsche
     ihn zu sprechen.«
    Der Wirt wurde noch unterwürfiger.
     Er geleitete Cranston und Athelstan großartig wie zwei Fürsten
     zu einem kleinen Alkoven mit einem Tisch unter dem Fenster, das einen
     Blick über den Fluß gewährte. Er holte zwei große
     Becher Wein und einen Humpen Ale und versicherte Sir John wortreich, daß
     er bereits einen Jungen losgeschickt habe, der den Menschenfischer holen
     solle.
    »Wer ist das?«
     fragte Athelstan.
    »Der Menschenfischer«,
     antwortete Cranston und trank einen Schluck aus seinem Becher, »ist
     ein Beamter der Krone. Es sind insgesamt fünf, die alle am Flußufer
     arbeiten. Dieser hier ist zuständig von der Fish Wharf in St. Botolph
     bis Petty Wales beim Tower.«
    »Ja, aber was tun sie?«
    »Sie fischen Tote aus
     der Themse. Mordopfer, Selbstmörder, Verunglückte, Betrunkene.
     Fischen sie einen Lebenden heraus, erhalten sie zwei Pence. Für ein
     Mordopfer gibt es drei und für Selbstmörder und Verunglückte
     bloß einen Penny.«
    »Sir John.«
    Athelstan blickte auf. Eine
     hochgewachsene, dürre Gestalt war lautlos erschienen. Cranston
     deutete mit einer Handbewegung auf den Schemel und den Wein.
    »Seid unser Gast, Sir.«
    Der Mann trat aus dem
     Schatten hervor. Als er sich hinsetze, hatte Athelstan Mühe, seine
     Abscheu zu verbergen. Der Kerl hatte rotes, fettiges, strähniges
     Haar, das ihm bis auf die Schulter reichte und ein Gesicht umrahmte, das düster
     wie eine Totenmaske war: alabasterweiß, mit Fischmaul, Stumpfnase
     und schwarzen Knopfaugen. Cranston machte die beiden miteinander bekannt,
     und der Menschenfischer musterte den Ordensbruder mit ausdrucksloser
     Miene.
    »Seid Ihr gekommen, um
     den Toten anzusehen?«
    Athelstan nickte.
    »Dümpelte an der
     Oberfläche herum«, sagte der Mann. »Dümpelte wie ein
     Korken. Wißt Ihr, die meisten Mordopfer werden mit Steinen
     beschwert, aber dieser war merkwürdig.«
    »Wieso?«
    »Na ja, seht Ihr, Sir
     John« - der Mann nippte an seinem Weinbecher; sein Gesicht war
     starr, und er zuckte nicht mit der Wimper , »es kommt sehr selten
     vor, daß ich meine Kunden kennenlerne, bevor sie sterben. Aber
     gestern, spätnachmittags, kurz nachdem der Markt geschlossen war, kam
     ich aus St. Mary at Hill, um meinen gewohnten Gang am Kai zu machen. Ich
     studiere gern den Fluß, die Strömungen, den Wind.« Der
     seltsame Bursche begann sich für sein Thema zu erwärmen. »Der
     Fluß verrät einem manches. Wenn das Wasser rauh ist oder ein
     starker Wind geht, dann werden die Leichen in die Strommitte
     hinausgetragen. Gestern denke ich noch: Der Fluß ist ruhig, er will
     mir wohl. Die Toten werden ans Ufer gespült.«
    Athelstan verbarg ein
     Schaudern.
    »Und da geht nun ein
     Mann auf und ab, auf und ab, als ob er auf jemanden wartet. Oh, denke ich,
     das ist ein Selbstmörder, ganz klar. Aber ich will nicht gierig sein,
     und gehe weiter. Der Mann steht hinter den Fischständen, zwischen den
     Ständen und dem Fluß. Ich höre einen Schrei. Ich drehe
     mich um. Der Mann ist weg.« Der Kerl nippte an seinem Weinbecher.
     »Ich renne am Kai entlang zurück, und da ist er: dümpelt
     im Fluß mit ausgebreiteten Armen, und aus einer Wunde in seiner
     Brust strömt das Blut. Ich werfe meine Angelschnur aus.« Der
     Kerl klopfte auf die Lederbeutel an seinem Gürtel. »Ich habe
     ihn hereingezogen, ihm mein Zeichen an die Brust geheftet und in meine
     Werkstatt

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