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Der Zusammenbruch

Der Zusammenbruch

Titel: Der Zusammenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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seiner Kommißschüssel zu entfliehen und irgendwo von einem richtigen Tischtuch zu essen, eine Flasche, ein Glas, einen Teller vor sich zu sehen,alles, dessen er sich seit Monaten wie beraubt vorkam. Er hatte Geld; klopfenden Herzens riß er aus wie zu einem richtigen Jungensstreich und suchte sich ein Wirtshaus.
    Jenseits des Kanals am Eingange des Dorfes Courcelles fand er das erträumte Frühstück. Am Abend vorher hatte er gehört, der Kaiser wäre in einem der Häuser des Dorfes abgestiegen; und nun er aus Neugierde hierher gebummelt war, erinnerte er sich, an einer Ecke zwischen zwei Straßen diese Wirtschaft mit ihrer Gartenlaube gesehen zu haben, in der schöne Weintrauben schon goldig und reif herabhingen. Unter dem rankenden Wein standen grün angestrichene Tische, und in der mächtigen Küche sah man durch die weit offene Tür eine laut tickende Wanduhr, Epinaler Bilderbogen zwischen Steingut an die Wand geklebt, während die riesige Wirtin den Bratspieß drehte. Weiter hinten lag eine Kegelbahn. Alles war gemütlich, heiter und hübsch, die richtige alte französische Weinkneipe.
    Ein hübsches Mädchen mit kräftiger Brust kam und zeigte ihre weißen Zähne, während sie ihn fragte:
    »Möchte der Herr frühstücken?«
    »Jawohl, frühstücken möchte ich... Geben Sie mir ein paar Eier, ein Stück Fleisch und Käse... Und Weißwein!«
    Er rief sie zurück.
    »Sagen Sie, ist nicht in einem der Häuser da der Kaiser abgestiegen?«
    »Sehen Sie, in dem da gerade vor uns, Herr!... Das Haus sieht man nicht, es liegt hinter der Mauer, über die die Bäume herübergucken.«
    Nun ließ er sich in der Laube nieder, schnallte sein Koppel ab, um behaglicher zu sitzen, und suchte sich einen Tisch, auf den die durch die Reben fallende Sonne goldene Kringelwarf. Immer wieder lief sein Blick zu der gelben Mauer zurück, die den Kaiser umschloß. Wirklich, das war ein verborgenes, geheimnisvolles Haus, von dem man von außen nicht mal die Dachziegel sah. Der Eingang ging nach der andern Seite hinaus auf die Dorfstraße, eine enge Straße, die sich ohne Läden, ja ohne ein Fenster zwischen den trübseligen Mauern dahinwand. Hinter dem Hause lag der kleine Park zwischen einigen benachbarten Bauten wie ein Eiland von dichtem Grün. Und dort auf der andern Seite der Straße entdeckte er in einem weiten, von Ställen und Scheunen umgebenen Hofe, den sie ganz vollstopften, einen Park von Wagen und Fuhrwerken inmitten eines dauernden Hinundher von Menschen und Pferden.
    »Ist das alles für den Kaiser?« fragte er in scherzhafter Absicht das Mädchen, das ein schneeweißes Tischtuch über den Tisch breitete.
    »Ganz allein für den Kaiser, wahrhaftig!« antwortete sie in ihrer hübschen, munteren Weise, froh, ihre weißen Zähne zeigen zu können.
    Sie war zweifellos von den Stallknechten unterrichtet, die seit dem Abend vorher zum Kneipen herüberkamen, und fing an aufzuzählen: der Stab von fünfundzwanzig Offizieren, sechzig Mann Hundertgarden und ein Zug Leibjäger, sechs Feldgendarmen; dann der dreiundsiebzig Personen umfassende Haushalt, die Kammerherren, die Kammer- und Tafeldiener, die Köche, die Küchenjungen; dann vier Reitpferde und zwei Wagen für den Kaiser, zehn Pferde für die Reitknechte, acht für die Jäger und die Stalljungen, siebenundvierzig Postpferde gar nicht mitgezählt; dann ein Break, zwölf Gepäckwagen, von denen zwei für die Küche bestimmte ihre besondere Bewunderung erregt hatten durch die MengeGerätschaften, Teller und Flaschen, die man in ihnen in schöner Ordnung erblickte.
    »Ach, Herr, keine Ahnung haben Sie von all den Töpfen! Wie die Sonne leuchten sie... und alle möglichen Sorten von Tellern und Schüsseln und Dingen, die zu Gott weiß was dienen!... Und einen Weinvorrat, ach! Bordeaux, Burgunder, Champagner; die können sich bekneipen!«
    Voller Freude über das weiße Tischtuch, entzückt über den Weißwein, der im Glase funkelte, aß Maurice zwei weiche Eier in einem Gefühl von Schlemmerei, das er gar nicht an sich kannte. Wenn er den Kopf wandte, hatte er links durch einen der Eingänge der Laube die Aussicht über die weite, mit Zelten bedeckte Ebene, eine ganze wimmelnde Stadt, die zwischen den Strohdächern, dem Kanal und Reims emporgeschossen war. Ein paar magere Baumgruppen verdeckten nur unwirksam mit ihrem Grün die graue Weite. Drei Windmühlen drehten ihre dürren Arme. Aber über dem Dächergewirr von Reims, das die Wipfel der Kastanien verdeckten, hob sich das

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