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Der Zusammenbruch

Der Zusammenbruch

Titel: Der Zusammenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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einschenkte, »braucht nur seinen Daumen hineinzustecken und zu warten, bis er schmilzt.«
    Kein Mensch lachte. Ärgerlich war es trotzdem, Kaffee ohne Zucker; und wenn sie wenigstens noch Zwieback gehabt hätten! Abends auf der Hochebene von Quatre-Champs hatten fast alle, um die Langeweile hinzubringen, die Vorräte aus ihren Tornistern aufgeputzt und bis auf die Krumen zerknabbert. Aber die Korporalschaft fand glücklicherweise ein Dutzend Kartoffeln und verteilte sie unter sich.
    Maurice, der sich schon den Magen verdorben hatte, äußerte laut sein Bedauern.
    »Wenn ich das in le Chêne gewußt hätte, hätte ich dort Brot gekauft!«
    Jean hörte zu, sagte aber nichts. Er hatte sich beim Wecken mit Chouteau gezankt, den er nach Holz schicken wollte und der sich unverschämt weigerte, weil er nicht dran wäre, wie er sagte. Seitdem alles schief ging, wuchs auch der Mangel an Manneszucht, und die Führer wagten schließlich gar nicht mehr zu tadeln. Und Jean begriff bei seiner schönen Ruhe, daß er sein Ansehen als Korporal unterdrücken müsse, um nicht offene Meuterei hervorzurufen. So spielte er den guten Kerl und gab sich lediglich als guter Kamerad seiner Leute, denen seine Erfahrung fortgesetzt große Dienste leistete.
    Wenn seine Korporalschaft auch nicht mehr so gut genährt war, verreckte sie doch noch nicht geradezu vor Hunger wie so manche andere. Aber Maurices Leiden rührte ihn besonders. Er fühlte, wie er schwächer wurde, und beobachtete ihn mit unruhigen Blicken, während er sich fragte, wie dieser gebrechliche Junge bis ans Ende durchkommen sollte.
    Als Jean Maurice darüber klagen hörte, daß er kein Brot habe, stand er auf, verschwand einen Augenblick und kam wieder, nachdem er in seinem Tornister herumgesucht hatte. Und dann steckte er ihm einen Zwieback zu:
    »Hier! versteck' das, ich habe nicht genug für alle zusammen.«
    »Aber du selbst?« fragte der junge Mann ganz gerührt.
    »Ach! ich! Hab' man keine Angst ... Ich habe noch zwei.«
    Das war wahr; wie einen Schatz hatte er drei Stück Zwieback für den Fall eines Gefechts aufgehoben, weil er wußte, daß man auf dem Schlachtfelde sehr hungrig wird. Übrigens hatte er eine Kartoffel gegessen. Das genügte ihm. Er würde später schon sehen.
    Gegen zehn Uhr geriet das siebente Korps wieder in Bewegung. Die erste Absicht des Marschalls war gewesen, es über Buzancy auf Stenay zu leiten, wo es die Maas überschreiten sollte. Aber die Preußen, die die Heeresgruppe von Châlons überholt hatten, mußten schon in Stenay sein, und es hieß, sogar schon in Buzancy. Das so nach Norden umgebogene siebente Korps hatte denn auch gerade Befehl erhalten, nach la Besace zu marschieren, einige zwanzig Kilometer von Boult-aux-Bois, um am nächsten Morgen von dort aus die Maas bei Mouzon zu überschreiten. Der Abmarsch ging voller Mißmut vor sich; die Leute brummten wegen ihres leeren Magens und ihrer schlecht ausgeruhten Glieder, dievon den Anstrengungen und den Haltepausen der vorhergehenden Tage schlaff geworden waren; die Offiziere ergaben sich finster in das Verhängnis, in das sie hineinmarschierten; sie klagten über die Untätigkeit und ärgerten sich, daß man nicht bei Buzancy dem fünften Korps zu Hilfe gekommen sei, als man dessen Geschütze hörte. Dies Korps mußte auch zurückgehen und sich auf Nouart ziehen, während das zwölfte von la Besace nach Mouzon aufbrach und das erste die Richtung auf Raucourt einschlug. Es war das sinnlose Getrappel einer von Hunden bedrängten und geängstigten Herde, was sich da jetzt nach endlosen Verzögerungen und Bummeleien gegen die so heiß ersehnte Maas hinschob.
    Als die 106er Boult-aux-Bois nach der Kavallerie und Artillerie unter dem mächtigen Getöse der drei Divisionen verließen, die die Ebene mit marschierenden Männern überdeckten, bezog der Himmel sich von neuem mit schweren, bleigrauen Wolken, und das stimmte die Mannschaften vollends trübselig. Sie folgten der mit prächtigen Pappeln besäumten Heerstraße nach Buzancy. In Germond, einem Dorfe mit rauchenden Misthaufen vor den Türen zu beiden Seiten des Weges, jammerten die Weiber; sie nahmen ihre Kinder und hielten sie den vorbeiziehenden Truppen entgegen, als ob die sie mitnehmen sollten. Keinen Bissen Brot oder auch nur eine Kartoffel gab es dort mehr. Anstatt dann weiter auf Buzancy zu gehen, wandten sich die 106er links und stiegen nach Authe hinauf; und als nun die Mannschaften auf der andern Seite der Ebene Belleville auf

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