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Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske.

Titel: Der Zwang zur Serie. Serienmörder ohne Maske. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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an denen könne er keine Rache üben. Gottes Vergeltung verlaufe sozusagen indirekt, über ihn: »Wenn ich Unschuldige töte, so dachte ich, könnte das unschuldige Blut auf die kommen, die mich so grausam behandelt haben.«
    Die Psychiater halten diese Motivation Kürtens für einen Vorwand. Erst als sie sein Vertrauen errungen haben, gesteht er, diese Theorie sei unsinnig: »Ich muß darauf hinweisen, daß der Gedanke und die Bilder, die immer vor meinen geistigen Augen standen und mich dauernd gequält haben von dem früheren Leben und den vielen und grausamen Strafen, und die mich jeden Tag hinaustrieben und mir keine Ruhe ließen, daß dieser Zustand in Verbindung mit dem stark ausgeprägten sexuellen Trieb gewissermaßen mich gedrängt haben, irgendwelche Taten auszuführen, wo ich glaubte, daß ich mir damit eine Erleichterung verschaffen sowie auch, daß diese Taten eine gewisse Entsühnung darstellen würden für das viele Unrecht, das mir zugefügt worden war.«
    Prof. Sioli sieht als primäres Motiv Kürtens, seine sadistischen sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Mit der Vergeltungstheorie suche er seine Taten zu rechtfertigen.
    Diese Taten sind nach Siolis Ansicht »entstanden aus der Phantasietätigkeit zur sexuellen Befriedigung und zur Befriedigung der natürlichen, durch das Protestdenken eines empfindlichen und geistig klugen Menschen ungewöhnlich starken Rachsucht. . . «
    Verbinden sich solche Rachsucht und Sadismus wie bei Kürten, entwickelt sich schließlich reine Mordlust. Kürten gesteht es schließlich ein: »Ich hatte eigentlich dauernd die Stimmung zum Umbringen. Je mehr, um so lieber. Ja, wenn ich die Mittel dazu gehabt hätte, dann hätte ich ganze Massen umgebracht.«
    Die psychiatrischen Gutachter halten Kürten jedoch nicht für geisteskrank.
    Prof. Sioli räumt ein, Kürtens Tatmotive seien sehr verschlungen und in ihrer Gesamtheit nicht erfaßbar. Vorherrschend sei der sadistisch pervertierte Sexualtrieb. Ungünstige Erbanlagen, das haßvolle Verhältnis zum Vater, eine schlimme Jugend, jahrzehntelanger Zuchthausaufenthalt hätten seine Entwicklung ungünstig beeinflußt:
    »Wir sehen«, so heißt es in Siolis Gutachten, »in der Persönlichkeitsentwicklung Kürtens als wichtigste Eigenschaft die Entstehung und immer konsequentere Entwicklung der sadistischen Perversion an, die in früher Jugend entstand, die in Phantasie und Handlung ihn dauernd beschäftigt und zu deren Befriedigung die Hemmungen von ihm immer mehr, denkerisch durch die aus der Rachsucht geborene Vergeltungstheorie. . . , erfahrungsmäßig durch das Verborgenbleiben der Straftaten verstärkt, beiseitegestellt wurden.« Trotz seiner schrecklichen Taten gehe es nicht an, Kürten »nur als schwarzen Verbrecher zu betrachten, sondern. . . in seiner Ganzheit. . . als einen Mensch, dem auch zarte Gefühle nicht fremd sind.« Sioli weist auf Kürtens gespaltene Persönlichkeit hin. Sie zeige sich in seinem Wunschdenken, sich selbst als Düsseldorfer Mörder zu ergreifen.
    Prof. Berg bezeichnet Kürten als einen kriminellen Psychopathen, der in der Maske eines Biedermannes mordete. Auch Berg sieht in der sadistischen Triebbefriedigung Kür tens Hauptmotiv. Aber man dürfe die »Vergeltungstheorie« nicht außer acht lassen: »Die Anhänger der Freudschen Seelenlehre wird es nicht überraschen, daß Kürten von Beginn seines Geständnisses an sein verletztes Gerechtigkeitsgefühl angegeben hat. Nach der Auffassung der Psychoanalytiker unterscheidet sich der Verbrecher von dem sozial sich. . . in die Rechtsordnung einfügenden Menschen dadurch, daß bei ihm die Sublimierung der aggressiven Urtriebe ausbleibt. . . Es bleiben die Urtriebe in ungeschwächter Kraft bei ihm bestehen. Daraus entwickelt sich ein Mißverhältnis, eine Spannung zwischen dem Triebleben und den Normen des gesellschaftlichen Lebens. Eine solche Spannung, die der gewöhnliche Neurotiker eben mit seinen nervösen Krankheitserscheinungen abreagiert, drängt den kriminellen Neurotiker zum Verbrechen. Er motiviert dann seine Handlungsweise mit seinem verletzten Rechtsgefühl.«
    Berg betont, Kürten besitze eine starke Fähigkeit zur Autosuggestion. Die in der Zuchthauszelle entstandenen Wachträume von blutiger Rache brachten ihm das Erlebnis sexueller Befriedigung. »Kürten war ein Virtuos in der Erreichung des Orgasmus allein durch sadistische Phantasien.« Diese drängten dann Kürten in der Freiheit zur Verwirklichung – stufenweise, beginnend mit

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