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Der zweite Gral

Der zweite Gral

Titel: Der zweite Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris von Smercek
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zu dem Mann aufgeschaut. Doch seit sie sein wahres Gesicht kannte, empfand sie nur noch Abscheu vor ihm.
    »Weshalb zögern Sie?«, hakte Goldmann nach. »Haben Sie Angst vor der Behandlung? Das brauchen Sie nicht, denn Sie werden dabei in guter Gesellschaft sein. Außer Leclerc, Scheich Assad und drei weiteren Mitgliedern unseres Projekts werde auch ich selbst mich therapieren lassen. Schon morgen Früh geht es los. Der Starttermin für Phase 1 ist auf acht Uhr festgesetzt. Phase 2 folgt direkt im Anschluss. Denken Sie also noch einmal in Ruhe darüber nach. Wenn Sie mir bis heute Abend Bescheid geben, haben wir noch genügend Zeit für die Vorbereitungen.«
    Er ließ ihre Handgelenke los. Reyhan hatte das Gefühl, dass das Zimmer sich um sie herum zu drehen begann.
    Schon morgen Früh geht es los.
    Wie konnte das sein? Hatte sie sich verhört, als Assad und Goldmann am Freitag darüber gesprochen hatten? Oder war der Termin kurzfristig verlegt worden? Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Wenn die Therapie um acht Uhr begann, musste die Prozedur der Frischzellenherstellung um halb sieben stattfinden, anderthalb Stunden eher. Der Countdown lief.
    »Sie lügt«, stellte Mats Leclerc nüchtern fest, nachdem Reyhan Abdallah das Zimmer verlassen hatte.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil Sie sich nicht mit irgendeiner Araberin im Louvre getroffen hat, sondern mit einer ganz bestimmten – Jennifer Watson. Das ist zumindest der Name, mit dem sie sich im Jeddah Sheraton angemeldet hat.«
    »Jennifer Watson? Ungewöhnlicher Name für eine Araberin«, sagte Goldmann. »Was soll an ihr so besonders sein?«
    »Sie gehört zu dem Taucher, der meine Leute auf der Harmattan überrascht hat.«
    Goldmann zog die Stirn kraus. Er war ein brillanter Wissenschaftler, aber von dem, was außerhalb seines Labors vor sich ging, bekam er nicht allzu viel mit.
    Leclerc klärte ihn auf: »Der Taucher auf der Jacht wurde nicht getötet. Ich hatte es zwar erhofft, aber um sicherzugehen, ließ ich jemanden als Wache in Aqiq zurück. Er verfolgte den Unbekannten bis nach Jeddah. Sein Name ist übrigens Fitzgerald. Brian Fitzgerald. In Jeddah traf er sich mit Jennifer Watson. Ich bin sicher, dass die beiden irgendwas im Schilde führen. Ich glaube, sie verfolgen die Spur der entführten Sudanesen.«
    »Wer sind die beiden?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Gehören sie zu Nangala?«
    Leclerc schüttelte den Kopf. »Er hat unter Drogen ein Dutzend Namen genannt. Fitzgerald und Watson waren nicht dabei.«
    »Polizisten?«
    »Nein. Die Bullen sitzen ihnen selbst im Genick, schon seit sie in Jeddah sind. Und damit das so bleibt, habe ich Olaffson einen Polizisten umbringen lassen.«
    »Wer ist Olaffson?«
    »Einer meiner Männer. Er hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Fitzgerald. Ich wollte, dass Fitzgerald und Watson durch Probleme mit der Polizei von ihrem eigentlichen Vorhaben abgelenkt werden, nämlich der Suche nach den Entführten aus Wad Hashabi.«
    »Hat der Plan funktioniert?«
    »Ja. Aber mittlerweile scheint etwas dazwischengekommen zu sein. Olaffson hat sich weder gestern Abend noch heute Morgen bei mir gemeldet. Ich fürchte, das bedeutet Schwierigkeiten.«
    »Warum haben Sie die beiden nicht sofort umbringen lassen?«
    Der vorwurfsvolle Ton provozierte Leclerc. »Ich dachte, das liegt auf der Hand«, erwiderte er bissig. »Die beiden werden von Interpol beschattet. Sie umzubringen könnte das Auge des Gesetzes auf uns lenken. Ich glaube nicht, dass Scheich Assad davon besonders angetan wäre.«
    Goldmanns Miene verfinsterte sich. »Wo sind Fitzgerald und Watson im Moment? Noch in Jeddah?«
    »Da Olaffson nicht Bericht erstattet hat, lässt sich darüber nur spekulieren. Vielleicht sind sie noch in Jeddah, vielleicht aber auch schon auf dem Weg hierher.«
    »Mit Interpol im Schlepptau.«
    »Möglich. Aber bislang hat Interpol nichts gegen uns in der Hand, sonst säßen wir alle längst hinter Gittern.«
    »Dennoch gefällt mir die Sache nicht.«
    Leclerc verkniff sich einen Kommentar. Interpol war nicht das Problem. Ohne hinreichenden Verdacht konnten die Polizeibehörden nichts unternehmen. Mehr Kopfzerbrechen bereiteten ihm da schon Jennifer Watson und Brian Fitzgerald. Er wusste praktisch nichts über sie. Aber da sie Kontakt zu Reyhan Abdallah gehabt hatten, stand zu befurchten, dass sie wesentlich mehr über den Palast wussten, als es der Fall sein durfte. Andererseits: Was konnten die beiden schon gegen einen hervorragend

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