Der zweite Gral
bei Abholung. Nach einigem Schachern einigten sie sich auf die Hälfte.
Emmet hatte noch eine zweite Bitte. »Können Sie sich ein wenig für mich umhören?«, fragte er. »Ich brauche eine Information.«
»Um welche Art von Information handelt es sich?«, fragte Gamoudi am anderen Ende der Leitung.
»Ich will wissen, in welchem Hafen eine Jacht namens Harmattan vorletzte Nacht angelegt hat. Sie gehört einem Scheich namens Faruq al-Assad und kam aus Aqiq, ein Fischerdorf an der sudanesischen Küste. Außerdem muss ich wissen, wohin die Ladung gebracht wurde.«
»Gut möglich, dass ich Ihnen weiterhelfen kann«, sagte Gamoudi. »Aber das wird Sie zusätzliche hunderttausend Dollar kosten.«
Natürlich war der Preis hoffnungslos überteuert, doch Emmet stand nicht mehr der Sinn nach Schachern. »Ich gebe Ihnen das Doppelte, wenn Sie die Informationen bis morgen Abend besorgen, Hassan«, sagte er. »Zweihunderttausend Dollar. Wie hört sich das an?«
»Fair«, entgegnete Gamoudi. »Sehr fair sogar. Wir sind im Geschäft. Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich etwas weiß.«
Emmets nächste Station war die Hauptniederlassung der Saudi Cairo Bank im Finanzviertel von Jeddah. Er passierte die Drehtür unter den fetten, goldglänzenden Lettern des Eingangsbereichs, ließ den Straßenlärm und die Hektik des aufkommenden Feierabendverkehrs hinter sich und betrat eine weitläufige, klimatisierte Halle aus Marmor und Glas. Noch während Emmet versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen, kam eine Bedienstete auf ihn zu und fragte ihn nach seinem Anliegen. Kurz darauf saß Emmet in der Lobby der Chefetage.
Ein Mann in Anzug und glänzenden Lackschuhen kam aus einer Tür, um Emmet zu begrüßen. Er stellte sich als Tarek Faqih vor, trug eine schmale Brille auf der Habichtnase und hatte einen sorgfältig gestutzten Oberlippenbart. In seinem Jackett steckte ein zur Krawatte passendes Seidentuch mit Paisleymuster.
Im Büro wiederholte Emmet, weshalb er hierher gekommen war: um drei Millionen US-Dollar von der Schweiz nach Saudi Arabien zu transferieren. Gut zwei Millionen für Gamoudis Dienste, den Rest als Puffer. Den Verwendungszweck für das Geld behielt er natürlich für sich.
Trotz der ansehnlichen Summe verzog der Bankier keine Miene. Offenbar war er im Land des Öls an Transaktionen dieser Größenordnung gewöhnt. Nachdem er die unvermeidlichen Formalitäten erledigt hatte, geleitete er Emmet wieder in den Wartebereich und erklärte, er werde das Geld aus dem Tresor heraufholen lassen, sobald die Crédit Suisse die Überweisung bestätigt habe. Von seiner Sekretärin ließ er Emmet eine Tasse Tee, ein Schälchen Datteln und ein paar englischsprachige Zeitschriften bringen.
Emmet hatte den Tee gerade ausgetrunken, als Faqih wiederaus seinem Zimmer kam. Sein Gesicht wirkte so ausdruckslos wie zuvor.
»Mister Fitzgerald«, sagte er. »Würden Sie bitte noch einmal mitkommen? Ich furchte, es gibt da ein paar Schwierigkeiten mit dem Geldtransfer.«
»Schwierigkeiten? Aber ...«
»Bitte, besprechen wir das lieber in meinem Büro, Sir.«
Emmet erhob sich aus dem weichen Ledersofa und folgte Faqih über den roten Teppich in sein Zimmer.
»Ich bin sicher, es handelt sich lediglich um einen Irrtum«, begann Faqih, nachdem sie Platz genommen hatten. »Aber Mister Felmy von der Crédit Suisse hat mich soeben zurückgerufen. Er sagt, das von Ihnen angegebene Konto existiert nicht.«
Emmet war verwirrt. Von den vielen Bankverbindungen des Ordens kannte er nur eine einzige auswendig – die des Hauptkontos bei der Crédit Suisse. Schon unzählige Male hatte er von dort aus Geld in die entlegensten Regionen der Welt überwiesen. Nie hatte es irgendwelche Probleme gegeben. »Sind Sie sicher, dass bei der Übermittlung der Kontonummer kein Fehler aufgetreten ist?«, fragte er.
»Selbstverständlich. Ich habe es bereits überprüft, Sir.«
»Aber das Konto muss existieren! Dürfte ich von hier ein Telefonat in die Schweiz fuhren? Ich möchte gerne selbst mit Mister Felmy sprechen. Er kennt mich. Ich bin sicher, die Angelegenheit wird sich im Handumdrehen klären.«
Der Bankier drückte den Knopf der Gegensprechanlage und bat seine Sekretärin, ihn nochmals mit der Crédit Suisse zu verbinden. Kurz darauf klingelte das Telefon, und über den Lautsprecher ertönte Anton Felmys blecherne Stimme.
»Es tut mir sehr Leid, Mister Fitzgerald«, erklärte er. »Aber wie ich bereits Mister Faqih sagte, existiert in unserem Haus
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