Der zweite Gral
auf das Bauernhaus zu, während er sich eine weitere Zigarette ansteckte. Lara und Emmet folgten ihm. Er klopfte an der Tür, woraufhin von innen ein Guckloch aufgeklappt wurde. Gleichzeitig flammte das Licht auf der Veranda auf. Im Guckloch erschien ein Augenpaar, das die Ankömmlinge aufmerksam musterte. Dann schloss das Guckloch sich wieder. Mehrere Eisenriegel wurden zurückgeschoben, und die Tür schwang auf.
Das Innere der Hütte wirkte sauber und gemütlich. Dennoch wollte sich bei Lara kein Wohlbehagen einstellen, denn die sieben Männer, die sie nun umringten, sahen alles andere als Vertrauen erweckend aus. Lara musste ihre Fantasie nicht besonders anstrengen, um sich auszumalen, wie diese Burschen reagieren würden, wenn Emmet ihnen sagte, dass er für seine Informationen nicht bezahlen konnte.
»Kommen Sie«, sagte der Fahrer mit einer Kopfbewegung. Er ging zum gegenüberliegenden Ende des Raums, wo sich eine Kellertreppe befand. »Dort unten ist unser Geschäftsraum.«
Mit wachsender Beklemmung stieg Lara die Treppen hinunter. Sie kam sich vor, als würde sie sich geradewegs in eine Schlangengrube begeben. Am Ende eines spärlich beleuchteten Gangs betraten sie ein kleines, schmuckloses Zimmer. Um einen schlichten Tisch herum standen mehrere Stühle. An der Decke brannte eine Glühbirne mit Blechschirm.
»Setzen Sie sich«, wies der Fahrer sie an. »Hassan Gamoudi wird gleich bei Ihnen sein.« Dann verschwand er wieder aus dem Raum.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir den morgigen Tag erleben werden«, flüsterte Lara. »Hier unten gibt es keine Fenster,durch die wir flüchten könnten. Und gegen die sieben Wölfe im Wohnzimmer kommen wir ohne Waffen nicht an.«
»Ich weiß«, gab Emmet zurück.
Eine andere Antwort wäre Lara lieber gewesen.
45.
D ie Lakaien trugen die Speisen ab. Donna Greenwood gestand sich ein, dass ihre Anspannung allmählich stieg. Sie warf Briggs und Ljuschkin einen Blick über den Tisch zu und war sicher, dass es ihnen ähnlich erging. In den vergangenen Monaten – seit dem letzten Rückschlag – hatten die drei sich mehr oder minder auf ihre Rolle als Geldgeber beschränkt. Über den aktuellen Status quo wusste keiner von ihnen genau Bescheid.
Donna hörte Stimmen hinter sich und blickte über die Schulter. In der Tür erkannte sie Doktor Amadeus Goldmann, begleitet von einem Assistenten, der einen Rollstuhl vor sich her schob, in dem ein hagerer Greis saß, den Donna nie zuvor gesehen hatte.
»Ah, Doktor Goldmann!«, sagte Assad feierlich. »Sie kommen gerade recht. Mademoiselle Greenwood und die beiden Herren können es kaum noch erwarten, endlich die Details unseres Projekts zu erfahren. Und ich bin sicher, dass Sie, Senator Bloomfield, ebenfalls einiges darüber wissen möchten. Immerhin werden Sie der erste Mensch sein, der in den Genuss unserer Behandlung kommt.«
Genau genommen stimmt das nicht ganz, überlegte Donna, wobei sie sich den Fehlversuch vor acht Monaten vergegenwärtigte. Sie selbst war damals zwar nicht dabei gewesen, wusste aber, dass das Experiment mit dem Tod des Patienten geendet hatte. Sie hoffte inständig, dass diesmal alles glatt gehen würde.
Der Laborassistent schob Bloomfields Rollstuhl an einen freien Platz am Tisch. Briggs stellte den Ex-Senator mit kurzen Worten vor; dann erhob Scheich Assad sich für eine kurze Ansprache.
»Um unser Projekt voranzutreiben, sind wir hohe Risiken eingegangen«, begann er. »Wir haben Opfer gebracht, haben Zeit, Schweiß und Geld investiert. Möglicherweise hat der eine oder andere von uns sich schon die Frage gestellt, ob wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Doch nun stehen wir vor einem historischen Ereignis. Unsere Bemühungen haben sich trotz aller Hindernisse und Schwierigkeiten gelohnt. Schon bald werden wir einen geregelten Geschäftsbetrieb aufnehmen können, wie wir es von Anfang an geplant hatten. Monsieur Ljuschkin wird den Raum Asien und Australien übernehmen, außerdem stattet er alle neuen Labors mit der erforderlichen medizinischtechnischen Einrichtung aus. Mademoiselle Greenwood erhält als Geschäftsfeld Europa und Afrika, Doktor Briggs Amerika. Ich selbst werde auch weiterhin nur als stiller Teilhaber partizipieren.« Er machte eine kurze Pause. Dann fuhr er fort: »Doktor Goldmann obliegt die wissenschaftliche Gesamtleitung des Unternehmens weltweit. Und da er der Einzige hier im Raum ist, der über sämtliche Details Bescheid weiß, übergebe ich das Wort jetzt an
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