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Der zweite Gral

Der zweite Gral

Titel: Der zweite Gral Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris von Smercek
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trocken. »Doch um an diese Unterlagen heranzukommen, hatte ich Auslagen. Und jetzt sieht es ganz danach aus, dass ich darauf sitzen bleibe. Nennen Sie mir einen Grund, weswegen ich Sie und Ihre Begleiterin nicht umbringen und in der Wüste verscharren lassen sollte.«
    »Weil Sie kein Dummkopf sind.«
    Lara bewunderte Emmets selbstbewusste Art. Sie selbst war so nervös, dass sie kaum ruhig sitzen konnte. Gamoudi brauchte vermutlich nur mit den Fingern zu schnippen, um seine Drohung wahr zu machen.
    Die beiden Männer sahen sich unverwandt über den Tisch hinweg an. Die Spannung im Raum war beinahe mit Händen zu greifen.
    »Ich schlage Ihnen einen Handel vor«, sagte Emmet schließlich. »Ich verzehnfache mein Angebot, wenn Sie mir Kredit gewähren, bis ich mir mein Geld zurückgeholt habe. Für den Inhalt dieses Couverts bekommen Sie nicht 250.000 Dollar von mir, sondern zweieinhalb Millionen.«
    Gamoudi sah ihn prüfend an. Schließlich schob er ohne ein weiteres Wort das Couvert über den Tisch. Emmet nahm es an sich, öffnete es und zog einen Stapel Fotoausdrucke heraus.
    »Zuerst habe ich mich erkundigt, ob die Harmattan in der Nähe von al-Quz vor Anker liegt, aber das war nicht der Fall«, sagte Gamoudi. »Deshalb habe ich mich an jemanden gewandt, der bei der US-Army arbeitet. Ein zuverlässiger Bursche, der schon lange auf meiner Bestechungsliste steht. Von ihm habe ich diese Bilder. Es sind Aufnahmen eines amerikanischen Überwachungssatelliten.«
    Emmet reichte Lara das erste Blatt. Es zeigte nichts weiter als einen kleinen grauen Fleck vor schwarzem Hintergrund. In der rechten unteren Ecke war das gestrige Datum vermerkt, daneben die Zeit: 5 Uhr 52.
    »Der Fleck ist die Jacht«, sagte Gamoudi. »Es war nicht schwer, sie ausfindig zu machen. Letzte Nacht lief nur ein Schiff dieser Größe aus dem Hafen von Aqiq.«
    Lara erhielt von Emmet das nächste Bild. Der Fleck befand sich nun an einer sichelförmigen Trennlinie zwischen einer pechschwarzen Fläche auf der linken Seite und einer helleren, von undefinierbaren Mustern durchzogenen auf der rechten Seite.
    »Das ist die arabische Küste«, erläuterte Gamoudi. »Die Harmattan ist gestern Morgen keinen befestigten Hafen angelaufen, sondern eine Bucht, etwa fünfzig Kilometer südlich von al-Quz. Ziemlich verlassene Gegend. Die nächsten Bilder zeigen einige Vergrößerungen.«
    Emmet legte die Fotos auf dem Tisch aus, sodass alle sie sehen konnten. Die Jacht war jetzt wesentlich größer abgebildet; obwohl der starke Zoom die Aufnahmen grobkörnig machte, konnte Lara Details erkennen – nicht nur die Umrissedes stromlinienförmigen Rumpfs und der Aufbauten, sondern auch kleine, dunkle Punkte, deren Position sich von Bild zu Bild änderte.
    »Sind das Menschen?«, fragte sie.
    Gamoudi nickte. »Wie Sie sehen, lassen sie das Beiboot zu Wasser und verladen Kisten darauf.«
    »In denen transportierten sie die Entführten«, sagte Emmet. »Und das hier ist wohl der Abhol-Service.« Er deutete auf zwei dunkle Vierecke, die sich vom rechten Bildrand, also vom Land her, der Bucht näherten – Lastwagen, die sich ihren Weg durchs Gelände bahnten. Tatsächlich zeigten die nächsten Aufnahmen das Beladen der Laster.
    Emmet zog einen letzten Stoß Bilder aus dem Couvert.
    »Das ist der Rückweg des Convoys«, kommentierte Gamoudi. »Ziemlich langweilig. Zwei Laster, die in der Einöde über Staubpisten und kleine Landstraßen fahren.«
    Emmet blätterte mit zwei Fingern die Aufnahmen durch und gelangte offenbar zu demselben Ergebnis. Er steckte den uninteressanten Stapel zurück in den Umschlag und verteilte die letzten fünf Bilder auf dem Tisch.
    »Hier werden die Lkws wieder entladen«, sagte Gamoudi. »Das ist Assads Anwesen in al-Quz. Wie Sie sehen, passieren die Laster ein Tor und fahren in den Innenbereich des Palasts. Hier halten sie, und die Männer tragen die Kisten in dieses Gebäude.« Er tippte auf die entsprechende Stelle. »Von da verliert sich die Spur. Aber ich denke, Sie können davon ausgehen, dass die Entführten sich noch innerhalb des Palastgeländes aufhalten.«
    Emmet nickte gedankenverloren. »Aber nicht mehr lange«, sagte er leise. »Denn wir werden diese Menschen retten.«

47.
    S enator Bloomfield wurde wieder in sein Zimmer gebracht. Die anderen lud Doktor Goldmann zu einer Laborführung ein, damit sie sich ein Bild von den neuesten Entwicklungen des Projekts machen konnten.
    »Bevor ich Ihnen zeige, wie meine Therapie sich seit dem

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