Der Zweite Messias
eingeschnappt.«
»Vorzüge?«
Jack drückte noch einmal auf die Klingel. »Er hat ein Auge fürhübsche Frauen. Aber ich habe gehört, dass er ruhiger geworden ist, seit er im Rollstuhl sitzt.«
»Er sitzt im Rollstuhl?«
»Ja. Eine seiner italienischen Exfreundinnen hat ihn überfahren, weil er sie betrogen hat. Das italienische Temperament. Aber Fonzi hatte Glück und kam mit ein paar gebrochenen Wirbeln davon.«
»Ich wette, danach ist er ruhiger geworden.«
Ein Licht flammte auf. Dann erschien die Linse einer Kamera in der Aluminiumbox, und eine metallene Stimme drang aus der Gegensprechanlage: »Der Rücken ist auf dem Weg der Besserung, aber ruhiger bin ich nicht geworden. Und die Ärzte haben gesagt, ich könne mich in ein oder zwei Monaten vom Rollstuhl verabschieden.«
Die Stimme war fröhlich und beschwingt. Jack lächelte. »Hallo, Fonzi.«
»Hallo, Jack. Ich sehe auf dem Monitor, dass du in weiblicher Begleitung bist. Ich habe schon von ihrer Schönheit gehört. Die Buschtrommeln haben geschlagen.«
»Wer hat sie geschlagen?«
»Buddy ruft mich hin und wieder an, um ein bisschen zu plaudern. Er hat mir erzählt, du hättest bei den Ausgrabungen ein Auge auf eine Frau geworfen. Er sagte, sie wäre eine echte Sensation. Hallo, Yasmin.«
»Das ist Lela, Fonzi.«
»Hallo, Lela«, sagte Fonzi, ohne zu zögern. »Gab es nicht mal ein Lied namens Lela? Oder war es Lola? Von den Kinks?«
»Vielleicht vor unserer Zeit«, sagte Jack.
»Egal, die Frau sieht echt klasse aus.« Fonzi drückte auf den Türöffner, und eine der Doppeltüren sprang auf. »Kommt herein, meine Freunde, und bestaunt mein Reich.«
95.
Nachdem Jack und Lela das Haus betreten hatten, fanden sie sich in einer kleinen Sicherheitsschleuse mit dicken Metallstangen wieder. Hinter den Stangen befand sich eine große Eingangshalle, deren Boden mit schwarzen und weißen Fliesen schachbrettartig ausgelegt war.
Die Eingangstür fiel hinter ihnen ins Schloss. Kurz darauf hörten sie ein Quietschen, und dann sahen sie den Mann, der die Gummiräder seines Rollstuhls umklammerte und auf sie zu rollte. Er trug eine Halskrause und hatte das pummelige Gesicht eines Puttenengels. »Ich muss das Ding dringend ölen«, sagte Fonzi grinsend. Er war mindestens sechzig Jahre alt und auf eigentümliche Weise hübsch. Seine Augen funkelten schelmisch. »Ich freue mich wahnsinnig, dich zu sehen, Jack.«
»Hallo, Fonzi. Tut mir leid, dass ich dich so früh störe.«
»Kein Problem. Bei so einem Wetter jagt man nicht mal einen Köter vor die Tür. Also, kommt herein. Ich befreie euch aus der Sicherheitsschleuse.« Fonzi zog eine Fernbedienung aus der Tasche und drückte auf ein paar Tasten, worauf sich das Gitter öffnete. Jack und Lela betraten die Eingangshalle, und das Gitter fiel hinter ihnen zu.
»Es ist mir eine große Freude, Sie kennen zu lernen, Signorina.« Fonzi strahlte Lela an, ehe er ihre Hand ergriff und küsste.
»Jack hat mir viel von Ihnen erzählt«, sagte Lela.
»Ich hoffe, nur Gutes.« Fonzi ließ Lelas Hand los, zog eine Visitenkarte mit Prägedruck aus der Brusttasche und reichte sie ihr mit schwungvoller Handbewegung. »Lela, wenn dieser Affe Sie jemals schlecht behandelt, gemein zu Ihnen ist, Ihnen keineKomplimente mehr macht, Ihnen einen Grund liefert, seiner überdrüssig zu werden, oder wenn er sich einfach als der unerträgliche Idiot entpuppt, der er ist, rufen Sie mich an. Ich biete Ihnen meine Freundschaft, meinen genialen Verstand und meinen Adoniskörper als Gegenleistung für Ihre angenehme Gesellschaft und Ihren geschmeidigen Body.«
»Vielleicht komme ich auf das Angebot zurück.«
Fonzi grinste Jack an und drückte ihm herzlich die Hand. »Sie hat einen ausgezeichneten Geschmack, nicht wahr? Eine clevere Frau.«
»Du alter Charmeur. Du kannst es wohl nicht lassen.«
Fonzi schlug mit der Hand auf ein Rad des Rollstuhls und zwinkerte ihm zu. »Im Augenblick geht es nur bergab, fürchte ich, Jack. Ich hoffe, das legt sich wieder. Kommt, ich habe gerade einen köstlichen Java-Blend aufgebrüht. So einen Kaffee habt ihr garantiert noch nie getrunken. Und dann sprechen wir über deine sensationelle Schriftrolle, Jack.«
Gegenüber der Villa Panaro hielt ein weißer Fiat Van mit getönten Scheiben am regennassen Bürgersteig. Es donnerte. Blitze zuckten über den schwarzen Himmel. Der Motor des Fiat tuckerte noch kurz, ehe er abgestellt wurde.
In der einsetzenden Stille fuhr das elektrische Fenster auf der
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