Der Zweite Messias

getrunken und auf den Fund angestoßen. Zwischen drei und vier Uhr sind wir dann ins Bett gegangen, während Green noch weiter an der Schriftrolle gearbeitet hat. Ich war schon eingeschlafen, als Yasmin mich weckte und sagte, der Professor wolle mich sofort sprechen. Er hatte etwas entdeckt, was er mir zeigen wollte. Ich habe dann bis zwanzig vor sechs mit Green gesprochen.«
    »Wie war seine Laune?«
    »Als würde er auf Wolken schweben. Er war total begeistert.«
    »Es gab keinen Streit?«
    »Machst du Scherze? Worüber hätten wir denn streiten sollen? Der Professor glaubte, dass dieser Fund helfen könnte, die Existenz Jesu Christi zu bestätigen. Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber diesbezügliche archäologische Beweise sind dünn gesät. Natürlich gibt es die Bibel. Darüber hinaus aber wird die Existenz Jesu nur in Berichten aus zweiter Hand erwähnt, die von antiken Historikern stammten. Wenn man eine Schriftrolle wie diese findet, in der Jesus erwähnt wird und bestimmte Dinge, die er getan hat, hätte man einen bedeutenden Beweis – natürlich nur, sofern das Dokument sich als echt erweist.«
    »Und du glaubst, die Schriftrolle ist echt?«
    »Ja, auf jeden Fall. Und der Inhalt ist atemberaubend. Noch kein Archäologe hat etwas entdeckt, was einen eindeutigen Widerspruch zur Bibel darstellt. Aber bei dieser Schriftrolle ist es der Fall.«
    »Hat Green versucht, die Entdeckung für sich zu beanspruchen?«
    »Nein. Er war glücklich, dass ich diesen Volltreffer gelandet habe, und hat mich mit Lob überhäuft.«
    »Und du bist sicher, dass du Green um zwanzig vor sechs verlassen hast?«
    »Ganz sicher. Ich habe auf die Uhr geschaut. Anschließend hab ich überlegt, ob ich sofort ins Bett gehen oder mir den Sonnenaufgang ansehen sollte. Ich war noch immer aufgedreht.«
    »Hast du zu dem Zeitpunkt jemanden in der Nähe von Greens Zelt gesehen?«
    »Nein. Alle schienen in ihren Betten zu liegen.«
    »Außer Yasmin.«
    »Außer Yasmin.«
    »Ich habe gehört, dass es zwischen dir und Green hin und wieder zu Streitigkeiten kam«, sagte Lela.
    »Er war manchmal ziemlich schwierig. Sicher, es gab Reibereien, aber ich habe ihn nicht ermordet, Lela.«
    »Der Professor wurde um sechs Uhr tot aufgefunden. Du warst der Letzte, der ihn lebend gesehen hat.«
    »Tatsächlich?«
    »Einer der anderen Mitarbeiter, der kurz nach dir und den anderen ins Zelt des Professors kam, hat behauptet, deine Hände seien blutig gewesen.«
    »So wie die Hände aller anderen, die versucht haben, die Blutung von Greens Wunde zu stoppen.«
    »Du meinst Yasmin und deinen Freund Buddy?«
    »Yasmin nicht. Sie ist in Ohnmacht gefallen. Der Anblick ihres blutüberströmten Onkels war wohl zu viel für sie. Aber Buddy und ich haben versucht, den Professor wiederzubeleben. Dabei wurden unsere Hände und die Kleidung blutig.«
    »Green wurde mit deinem Messer erstochen.«
    »Ich habe es ihm geliehen, nachdem er mich in sein Zelt gerufen hatte. Er hat es auf den Rand des Pergaments gedrückt, als er den Text gelesen hat. Ich war so müde, dass ich vergessen habe, es wieder einzustecken.«
    »Wir haben keine Fingerabdrücke auf dem Messer gefunden, nicht einmal deine. Der Griff war säuberlich abgewischt worden.«
    »Na und? Du findest meine Fingerabdrücke überall in Greens Zelt. Ich war fast jeden Tag bei ihm.«
    »Was hast du gemacht, bevor du den Hang hinaufgestiegen bist, um dir den Sonnenaufgang anzuschauen?«
    »Ich bin durchs Camp spaziert und habe noch einen Schluck Bier getrunken. Ich war selig und konnte mein Glück kaum fassen.«
    In Gedanken versunken schaute Lela in das Loch im Boden. »Ich habe mit Buddy und Yasmin gesprochen. Beide bestätigen deine Angaben. Mosberg hat die Probe aufs Exempel gemacht und die Zeit gestoppt, die er vom Zelt des Professors bis auf den Hang gebraucht hat. Es waren knapp zehn Minuten, ohne dass er sich beeilt hat.«
    »Und?«
    »Wann bist du den Hang hinaufgestiegen?«
    »Gegen Viertel vor sechs, glaube ich.«
    »Dann müsstest du ungefähr um fünf vor sechs oben gewesen sein. Yasmin sagt aus, dass sie gegen sechs Uhr bei dir war. Es fehlen also fünf Minuten, für die du kein Alibi hast. Mosberg ist der Meinung, diese fünf Minuten hätten ausgereicht, um Professor Green zu töten, und damit hat er recht. Du warst der Letzte, der Green lebend gesehen hat.«
    Jacks Wangenmuskeln zuckten. »Ich bin unschuldig, Lela. Das ist die Wahrheit!«
    Lela schaute sich noch einmal in der Höhle um. »Vorerst