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Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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jemand zu sehen bekommt. Das verschafft ihnen einen Kick.«
    »Kennst du Sammler, die sich für deine Schriftrolle interessieren könnten?«
    »Ich bin sicher, da gibt es viele, nur erfährt man so gut wie nichts über diese Leute. Sie operieren in einer Schattenwelt.«
    Jack lauschte erneut an der Tür. »Ich höre nichts. Wo Novara nur bleibt?«
    »Sträuben sich dir auch die Nackenhaare, wenn du spürst, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht? Genau dieses Gefühl habe ich bei Novara.«
    Jack nickte. »Da könntest du recht haben. Ich glaube nicht, dass er uns die Wahrheit gesagt hat. Wahrscheinlich weiß er viel mehr, als er zugibt.«
    »Ich könnte mein Messer aus dem Pick-up holen«, schlug Josuf vor.
    »Warum?«, fragte Yasmin.
    »Vielleicht wird der Pater dann gesprächiger.«
    Jack öffnete die Tür einen Spalt und lauschte. »Nein, bleib hier, Josuf. Pass auf Yasmin auf.«
    »Wieso? Wohin gehst du?«, fragte Yasmin.
    Jack trat hinaus auf den verlassenen Hof. »Mal sehen, ob ich Novara finde.«

    Das Kloster wirkte wie ausgestorben, als Jack den Hof überquerte. Die einzigen Geräusche waren das Pochen seiner Schritte und das Plätschern der Brunnen. Die Luft war klamm, und am Wüstenhimmel funkelten Sterne.
    Schließlich erreichte Jack eine Wendeltreppe, die hoch in die Dunkelheit führte. Er spähte hinauf und lauschte, konnte abernichts hören. Kurz entschlossen stieg er die Stufen hoch und presste die Hände gegen die glatten Steinwände, um das Gleichgewicht zu wahren. Als er das Ende der Treppe erreichte, gelangte in ein großes, spärlich möbliertes Zimmer. Es sah wie ein Arbeitszimmer oder Büro aus. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine Eichentür. Die Luft roch muffig. An einer der nackten Steinwände hing ein Kruzifix.
    Jack ging zu dem Holzstuhl und dem Schreibtisch, die an einer Wand standen. Auf dem Schreibtisch stand eine Schatulle aus Pinienholz.
    Als er ein Geräusch hörte, zuckte er zusammen und lauschte angestrengt. Doch bis auf ein kaum wahrnehmbares Knarren der Holzdielen herrschte Stille.
    Neben dem Schreibtisch standen Holzregale, die unter der Last ledergebundener Bücher und Schriftrollen aus brüchigem Pergament beinahe zusammenbrachen. Einige waren mit Sicherheit viele Jahrhunderte alt. Auf einem breiten Tisch vor den Regalen lagen mehrere Schriftrollen unter Plexiglasscheiben. Daneben lag eine Lupe. Es sah so aus, als wären die Pergamente miteinander verglichen worden. Jacks Herz schlug schneller, als er sich die alten Schriftstücke genauer anschaute. Sie schienen allesamt in aramäischer Sprache verfasst zu sein. Jack überflog sie nur, um keine Zeit zu vergeuden.
    Enttäuscht musste er feststellen, dass seine Qumran-Schriftrolle sich nicht darunter befand.
    Er ging zum Schreibtisch und der Schatulle zurück. Sie war mit zwei stabilen Metallverschlüssen versehen. Ein Mikroskop, eine Schreibtischlampe und eine Lupe mit Elfenbeingriff lagen neben der Schatulle.
    Auf dem Schreibtisch lag außerdem ein kleiner Stapel Blätter mit handgeschriebenen Notizen. Jack blätterte sie durch undrunzelte die Stirn. Einige Seiten waren mit aramäischen Wörtern und Buchstaben vollgeschrieben. Hier und da war etwas durchgestrichen, als hätte der Schreiber versucht, Wörter zu entschlüsseln. Rasch schaute Jack sich die restlichen Seiten an. Auf einer stand ein lesbarer Satz auf Englisch:

    Nachdem der Leichnam des Messias vom Kreuz genommen war, wurde er in der Grabhöhle außerhalb von Dora, an der Straße nach Caesarea, in ein Grab gelegt.

    Es traf ihn wie ein Schlag. Jack verstand die Bedeutung des Satzes nicht vollends, wusste jedoch auf Anhieb, dass er eine fantastische Entdeckung gemacht hatte. Er las den Satz noch einmal, um sicherzugehen, dass ihm kein Fehler unterlaufen war. Dann schaute er sich das nächste Blatt an und fand eine Federzeichnung mit dramatischen Bildern von Tieren, Ungeheuern und Naturgeistern. Stirnrunzelnd betrachtete Jack die Zeichnung. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, doch ihm wollte nicht einfallen, wo er sie schon einmal gesehen hatte.
    Er öffnete eine der Schreibtischschubladen. Darin lagen Federn und Bleistifte, Radiergummis und Büroklammern. Er zog die nächste Schublade auf und entdeckte mehrere Flaschen Tinte in unterschiedlichen Farben von schwarz über kupferbraun bis purpurrot. Er schob die Schubladen zu und wandte sich wieder der Schatulle auf dem Schreibtisch zu. Als er sie sich genauer ansah, stellte er fest, dass der Deckel mit

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