Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
Vom Netzwerk:
keine Sorgen um Ihre persönliche Sicherheit? Sie wären nicht der erste Papst, der zur Zielscheibe von politisch motiviertem Hass werden könnte. Auch in der Kirche selbst gibt es Gruppen, die auf Ihren Untergang hinarbeiten,weil Ihre Pläne ihnen zu weit gehen. Es sind Hassbriefe eingegangen, die verschleierte Drohungen enthalten. Monsignore Ryan hat mir seine Ängste mitgeteilt.«
    »Auch Christus wurde bedroht, aber er hat nicht nachgegeben. Wir müssen seinem Beispiel folgen, Umberto.«
    Cassini seufzte. »Werden Sie wenigstens Ryans Empfehlungen befolgen? Eine kugelsichere Weste tragen? Zusätzliche Leibwächter in Anspruch nehmen?«
    Der Papst stand auf; er überragte den Kardinal um Haupteslänge. »Ich lege meine Sicherheit in Gottes Hände. Ich weiß, er wird mich nicht im Stich lassen, Umberto.«
    Diese Antwort, die unerschütterliche Kraft und festen Glauben bewies, beschämte Cassini. Zudem verunsicherte ihn der intensive Blick der blauen Augen, der ihn zu durchbohren schien. Er wusste, warum die Kurie sich für diesen Mann entschieden hatte. Dass er sämtliche Qualifikationen besaß, die ein Papst vorweisen sollte, spielte dabei nur eine Nebenrolle – eine lange Karriere in der Kirche, zehn Jahre in Rom, mehr als zwanzig Jahre als gottesfürchtiger Missionar in Afrika und im Mittleren Osten, wo er ebenso für seine seelsorgerische Arbeit wie auch für seine Diplomatie bewundert wurde.
    Doch John Becket war viel mehr als die Summe seiner Qualitäten. Er verfügte über eine ungeheuere Stärke und eine mystische Integrität, die einem das Gefühl gab, sich in Gegenwart eines außergewöhnlichen Menschen aufzuhalten.
    »Der letzte Papst Coelestin wurde getötet. Auch er hatte sein Leben in Gottes Hände gelegt. Und ihn hat Gott im Stich gelassen«, sagte Cassini.
    »Gott tut nicht immer, was wir von ihm erbitten, Umberto. Ich füge mich dem Schicksal, das er für mich auserwählt hat, wie immer es aussehen mag. Und jetzt entschuldigen Sie michbitte. Es gibt wichtige Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss.«
    Cassini nickte. Er wusste, seine Audienz war beendet. Er kniete nieder und küsste den Ring des Papstes.
    John Becket wandte sich zum Gehen, hielt dann aber noch einmal inne. »Es gibt da etwas, was Sie vielleicht wissen sollten. Eine beunruhigende Entdeckung, die einer meiner Prüfer gemacht hat …«
    Cassini horchte auf. »Was für eine Entdeckung, Heiliger Vater?«
    »Gewisse Dokumente werden vermisst.«
    Cassini musterte den Papst verwundert. »Ich verstehe nicht … Wie ist das möglich?«
    »Diese Frage habe ich mir auch gestellt. Offenbar sind Urkunden nicht auffindbar. Bei einigen geht es um Finanzgeschäfte der Kirche, bei anderen um die Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer. Entweder hat jemand diese Akten absichtlich fortgeschafft, oder sie wurden verlegt. Bis jetzt wissen wir es noch nicht.«
    »Das ist ein ernstes Problem.«
    Becket nickte. »Pater Rossi kann sich das Verschwinden nicht erklären. Meine Prüfer werden der Sache auf den Grund gehen.«
    »Gewiss, Heiliger Vater. Ich bin sicher, sie werden alles aufklären.«
    »Gott segne Sie, Umberto.« Der Papst ging davon, und die weiße Soutane wogte um seine Beine.
    Cassini war zutiefst besorgt. Er wurde schmerzlich an eine Redensart der Kardinäle erinnert: Wenn man einen Mann aufgrund bestimmter Einschätzungen zum Papst wählt, wird man feststellen, dass er sich ganz anders verhält. In diesem Fall wussteCassini genau, dass die Kardinäle zumindest mit einer Einschätzung falschlagen: John Becket mochte zwar ein Kompromisskandidat gewesen sein, aber er war kein Mann, der Kompromisse einging.
    In diesem Gespräch hatte Cassini den Kürzeren gezogen. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen, um die Meinung des Papstes zu ändern.
45.
    Dreißig Minuten später saß Kardinal Umberto Cassini in seinem Büro im Vatikan und trank eine Tasse Espresso. Vor ihm lag ein Stapel Briefe, die er mit seinem kostbaren Brieföffner öffnete, als sein Handy klingelte. Er schaute auf die Nummer, die auf dem Display angezeigt wurde. Es war Ryan. Cassini klappte das Handy auf.
    »Gibt es Neuigkeiten?«
    »Ich habe unseren Onkel eifrig beobachtet, wie abgesprochen«, sagte Ryan.
    Cassini war es nicht gewohnt, dass der Papst als »Onkel« bezeichnet wurde, doch Ryan hatte diesen Decknamen vorgeschlagen, wenn sie am Telefon über den Heiligen Vater sprachen, falls jemand ihre Gespräche belauschte.
    »Ich habe noch vor einer Stunde mit

Weitere Kostenlose Bücher