Der Zweite Messias
Arbeit. Jetzt fängt der Spaß an.«
Nidal beobachtete Cane und die Frau, die ins Taxi stiegen, während der Fahrer das Gepäck verstaute. Dann jagte das Taxi mit kreischenden Reifen davon.
»Worauf wartest du?«, fragte Nidal. »Fahr los, sonst verlieren wir sie.«
Der Serbe ließ den Motor an, gab Gas und folgte dem Taxi.
62.
R OM A VENTIN
Der von einem Chauffeur gesteuerte Mercedes hielt vor dem Tor eines alten, verfallenen Klosters auf dem aventinischen Hügel.
Kardinal Liam Kelly aus Chicago – ein kräftiger Mann mit markanten Gesichtszügen und durchdringendem Blick – stieg aus dem Wagen, ehe sein Chauffeur die Gelegenheit hatte, ihm die Tür zu öffnen. Das schmiedeeiserne Tor am Klostereingang wurde von zwei bewaffneten Posten in Zivil geöffnet. Sie winkten Kelly herein und tasteten ihn mit einem Metalldetektor ab.
Treppen führten zu einer Eichentür, über der eine in Gips modellierte Darstellung der Jungfrau mit dem Kinde hing. Darunter stand auf einer Marmortafel: Weiße Väter. Kloster auf dem Aventin. Die Tür wurde geöffnet, und ein fröhlicher, bärtiger Mann begrüßte Kelly.
»Abt Fabrio«, sagte Kelly lächelnd. Dann fiel sein Blick auf die bewaffneten Wachposten in der Eingangshalle. »Meine Güte, dieser Ort wird ja strenger bewacht als das römische Zentralgefängnis.«
Der Abt strahlte. »Kardinal, ich freue mich, Sie zu sehen. Kommen Sie herein.«
Kelly wurde durch die Eingangshalle in ein Büro geführt. Abt Fabrio schloss die Tür. »Darf ich Ihnen einen Kaffee oder einen Tee anbieten?«
Obwohl Kelly, ein irischstämmiger Amerikaner in dritter Generation, als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten des Vatikans galt, hatte er seinen sympathischen irischen Akzent gepflegt, da er lange Zeit am irischen Maynooth College unterrichtet hatte. Er tupfte sich mit einem Taschentuch über die Stirn. »Um ehrlich zu sein, Fabrio, wäre mir bei dieser Hitze ein eiskaltes Guinness am liebsten. Aber ein Glas Wasser ist auch in Ordnung.«
Der Abt goss Wasser aus einem Krug in ein Glas. »Die Mönche sind eifrig bei der Arbeit. Hinten im Garten sind Sie ungestört.«
»Ausgezeichnet, Fabrio.« Kelly trank das Glas in einem Zug leer.
Hinter den geöffneten Fenstern lag ein Garten mit Palmen und Olivenbäumen und einem kleinen, runden Teich mit einem alten Steinbrunnen. Obwohl drei zusätzliche Wachposten inZivil durch den Garten patrouillierten, spürte Kelly die wohltuende Ruhe. Er stellte sein Glas auf den Tisch. »Wie geht es dem Heiligen Vater?«, fragte er.
»Er verbringt seine Zeit mit Beten und Meditation. Er schläft wenig, nicht mehr als fünf Stunden jede Nacht. Wenn ich morgens um halb fünf aufstehe, um meine Gebete zu sprechen, ist er schon in der Kapelle. Er sieht besorgt aus. Er scheint über viele Dinge nachzudenken. Manchmal gesellt er sich im Garten zu mir und den Mönchen, um zu beten und zu diskutieren. Es ist bemerkenswert.«
»Was?«, fragte Kelly.
»Die Mönche hängen ihm förmlich an den Lippen, wenn er über die neue Zeit spricht, die er der Kirche versprochen hat. Seine Weisheit und seine Bibelkenntnisse beeindrucken uns sehr. Ich habe noch nie erlebt, dass meine Mitbrüder so fasziniert waren. Sie sitzen wie Schuljungen um ihn herum und hören ihm mit großen Augen zu. Es ist beinahe so, als …«
»Als würden sie zu Füßen Christi sitzen?«
»Ja, in der Tat.«
Kelly nickte. »Ich kenne den Papst, seitdem wir uns im Priesterseminar angefreundet haben. Ich wusste damals schon, dass etwas Großes aus ihm wird. Er ist der bemerkenswerteste Mann, die ich jemals kennen gelernt habe. Sagen Sie mir, Fabrio, hat er das Kloster verlassen, seitdem er hier angekommen ist?«
»Soviel ich weiß nicht. Er hat um eine einfache Zelle gebeten. Er wünschte keine Bevorzugung. Er wollte nur ein hartes Bett und raue Decken. Warum?«
Kelly schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Reine Neugier. Wir werden besondere Vorkehrungen treffen müssen, damit er das Kloster nicht ohne Bewachung verlässt.«
»Besondere Vorkehrungen?«
»Das ist eine delikate Angelegenheit. Ich werde versuchen, es später zu erklären, Fabrio.«
»Wie Sie wünschen. Kommen Sie, ich bringe Sie in den Garten, und dann sage ich Papst Coelestin, dass Sie eingetroffen sind.«
63.
R OM
»Rom ist ein Tollhaus. Vor hundert Jahren wurde die Stadt als die größte Irrenanstalt der Welt unter freiem Himmel bezeichnet.« Jack blickte aus dem Fenster des Taxis auf den zähfließenden Verkehr,
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