Der zweite Tod
keine weitere Verschlechterung bemerkt.«
Kjell bedankte sich. Er verließ die Universität mit der Abschlussarbeit und der Adresse einer Kommilitonin von Mari. Der Professor glaubte sich zu erinnern, dass die beiden befreundet gewesen waren.
Sofi saß in ihrer Küche, trank ihren Morgenkaffee und versuchte, Ordnung in ihre Notizen vom Vortag zu bringen. Sie war in der Nacht um zwei Uhr nach Hause gekommen. Die Fahrt hatte zwei Stunden gedauert, obwohl Uppsala nur achtzig Kilometer von Stockholm entfernt lag. Im Laufe des Abends war der Wind immer stärker geworden, ohne dass der Schneefall zurückgegangen war.
Zu Hause hatten schon drei neue Nachrichten auf sie gewartet. Ihr Computer zeichnete die Nachricht als Sprachdatei auf, ein Spracherkennungsprogramm wandelte die Sprachdatei in eine Textdatei um. Eine Datenbank entschied, ob der Anrufer wichtig genug war, dass ihr der Text auf ihr Mobiltelefon gesendet wurde. Das hatte zwar noch nie etwas gebracht, genau wie die Möglichkeit, dem Computer eine kurze Textnachricht zu senden, damit er ihr eine Fernsehsendung aufnahm, während sie nicht zu Hause war, aber zu wissen, dass man es tun könnte, wenn man es brauchte, das war wunderbar. So war sie immer auf alles vorbereitet.
Nur auf Sven Flemming war sie nicht vorbereitet gewesen. Er hatte drei Anrufe gebraucht, um sein Bedauern über Sofis viel zu frühes Aufbrechen zum Ausdruck zu bringen.
Das Gespräch mit Kajsa Björklund hatte Sofi durcheinandergebracht. Bisher waren sie davon ausgegangen, dass Petersson tatsächlich der Fälscher gewesen war. Sofi rechnete nach. Es stimmte. Die Funde waren in den Kunsthandel gelangt, als Kajsa gerade ihr Abitur machte. Sie konnte davon also nichts gewusst haben. Die Assistentin, die zu dieser Zeit und davor bei Petersson gewesen war, fand Sofi nicht. Sie wohnte seit fünfzehn Jahren nicht mehr in Schweden. Die Assistentin danach hieß Julia Peddersen. Sofi fragte sich, ob es irgendein Zeichen war, dass sie Peddersen hieß. Und das war es auch, Julia war nämlich Dänin. Sie war schon lange nicht mehr in Schweden gemeldet. Sofi telefonierte mit der Kriminalpolizei in Kopenhagen und erhielt die Auskunft, dass Julia Peddersen seit langem wieder dort wohne. Sie musste also nach dem Studium wieder zurückgekehrt sein.
Der dänische Kollege verriet Sofi die aktuelle Anschrift und Telefonnummer. Dort meldete sich ein kleiner Junge, den sie kaum verstand. Und erst recht verstand er sie nicht. Das Hin und Her brachte Sofi zum Lachen. Der Junge verstand nicht, warum Sofi so komisch redete.
»Bist du aus Frankreich?«, fragte er.
»Nein«, sagte Sofi. »Aber so ähnlich!«
Am Ende fand sie heraus, dass Mama jeden Tag ins Museum ging. Deshalb rief Sofi bei allen Kopenhagener Museen an, von denen es viele gab. Sie begann bei den historischen Museen und hob sich das Sexmuseum am Nytorg für den Schluss auf.
Julia Peddersen arbeitete als Kuratorin bei der Neuen Carlsberg-Glyptothek. Als Sofi ihr Anliegen vortrug, lachte sie laut und wechselte von Dänisch zu Schwedisch. Sie erstaunte Sofi mit einer unerwartet klaren Antwort.
»Er war es! Das kann ich dir ganz sicher sagen!«
»Wie war denn dein privates Verhältnis zu ihm?«
Julia lachte schallend.
»Natürlich haben wir, was glaubst du!«
Petersson hatte offenbar mit allen! »Wieso bist du so sicher, dass er es war?«
»Seine Kontakte! In Ägypten gibt es Dörfer, die auf archäologischem Grund stehen oder in der Nähe. Die Bewohner kennen Fundstellen, die die Wissenschaft noch gar nicht entdeckt hat. Sie leben davon, in gewissen Abständen daraus Funde zu entnehmen und sie in Kairo in den Kunstmarkt einzuschleusen. Die Funde werden dann außer Landes geschmuggelt und tauchen schließlich bei den internationalen Auktionshäusern auf.«
»Bei Auktionshäusern?«
»Ja. Die wissen natürlich, dass die Ausfuhr illegal ist. Es gibt gar keine Möglichkeit, dass Funde aus Ägypten oder anderen Ländern legal das Land verlassen. Man darf nicht einmal eine Tüte Wüstensand aus Ägypten ausführen.«
»Und Carl hatte zu diesen Dorfbewohnern Kontakt?«
»Und sogar zu denen, die das Schmuggelgut auf dem Landweg aus Ägypten bringen konnten. Er hat in seiner Studentenzeit Feldforschung in Nordafrika betrieben, so eine Art Lorenz von Libyen, das war er. Er war ein guter Kenner der Berbersprachen, und so sind diese Kontakte wohl entstanden. Für diese Leute war er interessant, weil sich ihre Handelsspanne erweiterte, wenn sie nicht an
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