Der zweite Tod
lesen konnte. Sofi schnappte sich einen Stuhl. Wahllos griffen sie Bücher heraus und schlugen nach. Nach vier Büchern beließen sie es bei diesen Stichproben.
»Sie hat es sehr sorgfältig nachgeschlagen und gut dokumentiert«, meinte Ida. »Sie hat sogar die Seitenzahlen neben die Zeichenreihen geschrieben, damit man es nachprüfen kann.«
Sofi seufzte.
»Bist du enttäuscht? Du hast dir so viel Mühe gegeben.«
Sofi wischte sich über die Stirn. »Ein Code in natürlicher Sprache. Das hat es schon gegeben. Aber keinen, der aus allen Sprachen besteht.«
»Die fünfte Reihe von unten hat sie nicht herausbekommen«, bemerkte Ida.
Die Zeile lautete P-A-C-H-U/W.
»Willst du Schokolade?«, fragte Sofi. »Es sind noch acht Tafeln da.«
Sie gingen in die Küche. Ida entschied sich für Erdbeerfüllung.
»Kontrollziffer«, schmatzte Ida. »Es könnte eine Kontrollziffer sein.«
Sofi stutzte.
»Pachu?«
Ida schüttelte den Kopf, schob Sofi das Schokoladenpapier hin und deutete auf den aufgedruckten Strichcode. »Alle diese maschinenlesbaren Nummern haben am Ende Kontrollziffern, damit man überprüfen kann, ob der gesamte Code richtig gelesen und geschrieben wurde.«
»Gute Idee«, fand Sofi und sah sie begeistert an.
»War nicht schwer für mich als Buchhändlerin. Ein Leben ohne Kontrollziffern kann ich mir gar nicht mehr vorstellen.«
»Und Pachu ist die Markierung oder der Hinweis, dass von hier an die Kontrollziffer beginnt?«
»Genau.«
Sofi eilte ins Arbeitszimmer und kehrte mit dem Ägyptischwörterbuch zurück. Sie schlug den Begriff nach.
»Ende«, sagte sie schließlich. »Es heißt Ende.«
»Na dann«, gluckste Ida. »Nur den Modulus kennen wir nicht.«
»Der Kartenleser! Jetzt verstehe ich die Idee! Die Kontrollziffer kenne ich ja schon.«
»Warum?«
»Die Ziffern sind auf dem Chip einer Karte gespeichert. Die ersten fünfundvierzig Ziffern liegen auf dem Server, aber die Kontrollziffer nur auf dem Chip. Man muss beides haben, sonst schafft man es nicht. Wir müssen nur gut aufpassen, dass wir uns nicht vertippen.«
»Robert Sahlin war nicht der Anrufer«, begann Kjell die Besprechung. »Die Stimme stammt von einem anderen Mann.«
Jemand war also in die Wohnung eingedrungen und hatte dort den Notruf alarmiert. Die Stimme war der von Sahlin nicht einmal ähnlich, rau und hart klang sie. Dennoch hatte man die beiden Stimmen zur Sicherheit elektronisch verglichen.
»Dann ist es also die Stimme des Mörders oder seines Komplizen.« Henning klang heiser. »Die müssen sich sehr sicher sein, dass wir sie nicht finden werden.«
»Dann gibt es noch eine andere Nachricht. Wir müssen damit rechnen, dass Sofi das Passwort nicht entziffern kann. Ich habe vorhin mit ihr telefoniert. Ihr wisst, wie sie klingt, wenn sie aufgibt. Und jetzt klingt sie so.«
Kjell ließ seinen Blick durch den Besprechungsraum schweifen. Die Gruppe war am frühen Sonntagabend zusammengekommen. Neben Barbro, Henning und Viktoria war auch Per von der Spurensicherung anwesend.
Nachdem Robert Sahlin am gestrigen Tag aufgetaucht war und Sofis Arbeit zu scheitern drohte, hatte Kjell den Sonntag zum Arbeitstag erklärt.
»Seit einer Woche sitzen wir vor dem Passwort.«
»Wir sollten die Strategie ändern«, bemerkte Barbro. »Das Passwort könnte eine Täuschung sein. Vielleicht gibt es gar keine Lösung.«
Kjell saß eine Minute lang da und überlegte. Dann schüttelte er den Kopf. »Uns bleibt sonst nichts. Bei Mari Svahn sind wir auch erfolglos.«
Das machte alle unruhig. Die junge Frau wurde nun seit mehreren Tagen international gesucht. Die Erfahrung gebot, noch bis zur Mitte der Woche zu warten, da die Aussichten, Mari Svahn an einem Werktag aufzuspüren, größer waren als am Wochenende.
»Es gibt zwei Erklärungen für den Fall, dass sie gar nicht auf der Flucht ist«, sagte Kjell. »Entweder ist sie tot. Dann stehen wir ohne den Server schlecht da. Oder sie war in der Nacht auf Montag gar nicht an den Geschehnissen beteiligt.«
Die Kameraaufnahmen der Bankautomaten waren eingetroffen. Sie zeigten eine vermummte Figur, wahrscheinlich eine Frau.
»Sie könnte sich aus einem anderen Grund irgendwo in Schweden oder in der Welt aufhalten«, vermutete Barbro.
Henning betrachtete sie skeptisch. »Dann ist sie spurlos verschwunden. Sie ist nicht geflogen oder mit der Fähre gefahren. Sie könnte mit dem Zug unterwegs sein. Keinerlei Spuren. Das ist eine Flucht, Barbro. Wer sollte Petersson sonst umgebracht
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