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Der zweite Tod

Der zweite Tod

Titel: Der zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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Fleischnackigen. Barbro konnte nur Gewöhnliches an ihm entdecken. Er war sechsundzwanzig Jahre alt, also um wenige Jahre älter als Mari. Barbro servierte ihm die Version, dass Mari verschwunden sei. Fredrik Ulvenstam freute sich darüber. Es stellte sich nämlich heraus, dass Mari die Beziehung beendet hatte, weil sie einen anderen Mann kennengelernt hatte, von dem Fredrik nur wusste, dass er bedeutend älter war. Barbro hatte gehofft, von dem Exfreund eine sachlichere Beschreibung der Vergangenheit zu bekommen, aber Fredrik war verbittert und konnte sich nichts außer einer Gehirnwäsche vorstellen, was Mari in die Arme des anderen getrieben haben konnte. Bei Fredriks Anblick hätte Barbro noch den einen oder anderen Grund hinzufügen können. Eines musste man Petersson trotz seines fortgeschrittenen Alters lassen. Er hatte Stil gehabt, und sein Äußeres war alles andere als abschreckend gewesen. Sie selbst wäre auch zu Petersson übergewechselt. In dieser Hinsicht hatte sich der Besuch bei Fredrik Ulvenstam gelohnt. Bei der letzten Fahrstunde hatte sie Linda gefragt, was sie an Osborne fand. Dass er ein berühmter Maler war? In dieser Hinsicht versprach sich Linda anscheinend nicht viel. Der Grund war ein anderer. Osborne hatte zugepackt und mit ihrer Hose auch all ihre Verwirrung von ihr gerissen. Barbro war sich auf einmal sicher, dass es Mari ebenso ergangen war.
     
    In der Nacht wurde Kjell vom Piepsen seines Telefons geweckt. Ida lag mit dem Kopf auf seinem Arm. Er befreite sich sanft und ging mit dem Telefon in den Flur.
    Es war Barbro. »Die spanische Polizei hat Mari Svahn verhaftet. Du musst sofort kommen und ein paar Anträge unterschreiben.«
    Als er Barbro und Henning im Präsidium traf, war es kurz vor drei. Alle hatten nur so viele Kleidungsstücke über ihrer Schlafkleidung angezogen, dass es bei einer Autopanne oder Verkehrskontrolle kein Gelächter gab. An der Stelle, wo Barbro mit dem Kopf auf dem Kissen gelegen hatte, fiel Kjell eine Beule in ihrer Frisur auf, aber kurz darauf fiel sie auch Henning auf, und er brachte sie in Form.
    Kjell rief Sofi an, um sie zu wecken und über Maris Verhaftung zu informieren. Linda übernachtete heute bei ihr, denn die beiden mussten früh zum Flughafen aufbrechen.
    »Schläft Linda noch?«, fragte er.
    »Ja.«
    Er hörte ihrer Stimme an, dass sie log. »Gib sie mir.«
    »Das geht nicht.«
    »Ist sie bei John?«
    »Jaaa! Ich hole sie dort ab.«
    Er bemühte sich um eine milde Stimme. »Ihr müsst mich nicht anlügen.«
    »Man kann überhaupt keine Geheimnisse vor dir haben! Immer platzt du mit deiner gezielten Zufälligkeit dazwischen.«
    »Gezielten Zufälligkeit?«
    »Als sie im Sommer vor eurer Haustür ihren ersten Kuss bekam, kamst du gerade mit dem Wagen an und hast fünf Meter weiter drei Minuten lang eingeparkt.«
    »Ich hab noch nie drei Minuten für eine Parklücke gebraucht.«
    »Ich kann mich selbst an zwei Fälle erinnern.«
    »Linda kann doch dort sein, wenn sie mag.«
    »Sie war so unruhig. Ich hole sie um fünf Uhr beim Atelier ab. Dann fahren wir gleich zum Flughafen.«
    »Hoffentlich steht sie dann angezogen bereit«, gab er zu bedenken. Sofi wusste ja nicht, wie Linda am Morgen war. Und er wusste nicht, wer seiner Tochter ihren ersten Kuss gegeben hatte und warum es dafür seine Kollegen wussten.
     
    Kjell, Barbro und Henning gaben sich alle Mühe, mehr über die Hintergründe von Maris Verhaftung herauszufinden, aber es gelang ihnen nicht. Mari war in Sevilla in einer Bank in der Nähe der Kathedrale festgenommen worden. Wahrscheinlich hatte sie sich dort ausweisen müssen. Was sie dort getan hatte, war nicht bekannt.
    Kjell hoffte, dass sich Mari in Spanien nichts hatte zu Schulden kommen lassen. Das würde ihre Auslieferung verzögern. Dann kam ein Fax vom Polizeipräfekten von Sevilla. Mari Svahn hatte versucht, ein Bankschließfach zu mieten, und bei der Überprüfung ihrer Personalien hatte sich herausgestellt, dass sie von der Reichskrim international gesucht wurde. Kjell schrieb sich eine Notiz auf seinen Zettel: Teresa Hernández verhören.
     
    Um neun Minuten nach vier klingelte Kjells Mobiltelefon. Auf der Anzeige sah er, dass der Anruf von Linda kam.
    »Papa?«
    Ihre Stimme klang dünn und aufgeregt.
    »Bist du im Atelier?«
    »Ja«, flüsterte sie, nachdem sie für eine Sekunde gestaunt hatte.
    »Ist etwas passiert? Du klingst so komisch.«
    »Hör bitte nur zu«, bat sie eindringlich. »Ich sitze hier an dem großen

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