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Derek Landy

Derek Landy

Titel: Derek Landy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebellion der Restanten
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dem Boden. Es gab zwei Wege aus dem Zimmer hinaus - durch die Tür oder das
Fenster. Das Fenster war näher.
    Finbar öffnete weit den Mund. Kranz sah den Restanten schon
herausklettern, da wirbelte er herum, schnappte seinen Stock und schlug mit den
Schatten das Fenster ein. Ohne zu zögern, warf er sich durch die kaputte
Scheibe und landete unsanft auf dem Kopfsteinpflaster der Straße. Die Leute
sprangen in alle Richtungen davon. Er sah nicht in ihre erschrockenen
Gesichter. Er sah auch nicht zurück zu Finbar, der am Fenster stand. Er rannte
nur.
     
    BLUT
     
    Eine dünne weiße Frostschicht lag wie Zuckerguss über dem
St.-Anne-Park; die schwache Sonne hatte nicht die Kraft, sie wegzuschmelzen.
Walküre überquerte den gurgelnden Bach und lächelte einem Hund zu, der Gassi
geführt wurde. Ihr Atem wurde an der Luft zu weißen Wölkchen und sie vergrub
die Hände tief in den Taschen ihrer Jacke. Sie verließ den ausgetretenen Pfad
und ging zwischen den Bäumen hindurch. Unter ihren Stiefeln knackten dürre
Zweige.
    Caelan stand oben an einer Böschung, die fünf Meter tief
abfiel. Er drehte sich nicht um, als sie näher kam, sondern hielt den Blick auf
ein altes Ehepaar gerichtet, das am Fuß der Böschung einen zügigen
Mittagsspaziergang machte. Walküre überlegte kurz, ob er wohl Hunger hatte.
    "Ich brauche deine Hilfe", sagte sie und
beobachtete, wie er sich ihr zuwandte. Von ihm angeschaut zu werden war eine
elektrisierende Erfahrung, die süchtig machte und gleichzeitig verunsicherte.
Es behagte ihr nicht, dass er diese Macht über sie hatte. Bei ihm ging es ihr
ähnlich wie bei China, nur wusste sie bei China wenigstens, dass ihre
Anziehungskraft auf Magie beruhte. Caelan dagegen übte eine natürliche
Anziehung auf sie aus, was sehr viel gefährlicher war.
    "Ich warte", sagte er lächelnd und sie merkte,
dass sie sekundenlang kein Wort gesprochen hatte. Sie senkte den Kopf und
versteckte ihr Gesicht hinter ihren Haaren, damit er nicht sah, wie rot sie
wurde.
    "Es wird dir wahrscheinlich nicht gefallen",
begann sie, "und ich werde dir im Gegenzug ebenfalls einen riesigen
Gefallen tun müssen. Das Problem ist, dass ich dir nicht sagen kann, warum ich
das jetzt von dir verlange. Du musst mir einfach vertrauen, wenn ich dir sage,
dass ich meine Gründe habe."
    "Was soll ich tun?"
    Walküre zögerte. "Ich möchte, dass du mein Blut
schmeckst."
    Caelans Lächeln gefror auf seinen Lippen. "Das kann
nicht dein Ernst sein."
    "Dusk hat mich gebissen. Du weißt, wie gern er mich
umbringen wollte, und das war die Gelegenheit dazu, aber er hat sie nicht
ergriffen. Hast du dich nie gefragt, warum er mich laufen ließ?"
    "Weil ich eingeschritten bin", antwortete Caelan
barsch.
    "Nein. Du bist erst gekommen, nachdem er mich bereits
von sich weggestoßen hatte. Zu Billy-Ray Sanguin hat er gesagt, er hätte mein
Blut geschmeckt und ... Ich weiß auch nicht. Irgendetwas ist passiert,
irgendetwas war in meinem Blut, das ihn dazu veranlasst hat, seine Meinung zu
ändern. Er will mich nicht mehr umbringen. Sie halten es jetzt beide für eine
viel grausamere Strafe, wenn sie mich am Leben lassen."
    "Und ich soll dir jetzt sagen, was das Besondere an
deinem Blut ist?"
    "Ja."
    "Dusk ist mehrere Hundert Jahre älter als ich. Er kann
tausend verschiedene Nuancen in deinem Blut feststellen, die ich nicht einmal
im Ansatz herausschmecken kann. Dusk ist ein absoluter Kenner. Ich nicht."
    "Aber du kannst es versuchen."
    "Es kommt nichts dabei heraus."
    "Caelan, mit mir stimmt etwas nicht, verstehst du?
Irgendetwas stimmt nicht mit meiner Identität und Dusk hat das sofort gemerkt,
schon nach einem winzigen Biss. Du hast vielleicht nicht seine Erfahrung, aber
du musst es versuchen."
    "Du weißt nicht, worum du mich bittest. Es ist viel zu
gefährlich." "Gefahren bin ich gewohnt."
    "Für mich, Walküre. Es ist zu gefährlich für mich. Ich
weiß nicht, wie Dusk es geschafft hat, sich zu beherrschen; ich bin nicht so
willensstark. Wenn ich dich beiße, höre ich nicht auf, dein Blut zu trinken,
bis du tot bist."
    "Dann beißt du mich eben nicht. Ich schneide mir in den
Finger - du kannst einen Tropfen probieren."
    "Würdest du dir bitte mal klarmachen, mit wem du
sprichst? Ich bin ein Vampir! Ich werde nicht ohne Grund als Monster eingestuft.
Hältst du es wirklich für eine gute Idee, mich einen Tropfen von deinem Blut
probieren zu lassen? Wirklich? Du kannst dir nicht vorstellen, dass mich das
verrückt machen würde? Ein Tropfen und

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